Vitos organisiert Fachveranstaltung zur Zukunft der psychiatrischen Pflege
ELTVILLLE / KASSEL. Erstmals hat Vitos den Internationalen Tag der Pflege mit einer großen Fachveranstaltung gefeiert, zu der mehr als 130 Vitos Pflegekräfte aus ganz Hessen nach Eltville reisten.
Als Auftakt einer neuen Fachveranstaltungsreihe ging es dabei um die „Zukunft der psychiatrischen Pflege“. Die Referentinnen und Referenten nahmen die Herausforderungen und die Rolle der Pflege in der Gesundheitsversorgung in den Blick – und sie formulierten klare Vorschläge, um den Berufsstand zu stärken und die Attraktivität der Pflege zu erhöhen.
Dass Pflege ein sinnstiftendes Tätigkeitsfeld und ein zentraler Bestandteil der Gesundheitsversorgung ist, erkannte bereits Florence Nightingale, auf deren Geburtstag der internationale Aktionstag zurückgeht. Die britische Krankenschwester gilt als Pionierin. Sie revolutionierte mit ihren Reformen vor mehr als 150 Jahren die Krankenpflege und hob das Sanitätswesen auf ein neues Niveau.
Pflegekräften kommt im Gesundheitswesen eine hohe Bedeutung zu, denn sie arbeiten besonders nah an den Patientinnen und Patienten und sind häufig deren erste Ansprechpersonen. Vitos möchte deshalb ihre Rolle weiter stärken. Dies sei auch mit Blick auf den bevorstehenden Fachkräftemangel im Gesundheitswesen wichtig, wie Reinhard Belling, Vorsitzender der Vitos Konzerngeschäftsführung, in seinem Impulsvortrag betonte. „Unsere Pflegekräfte sind sehr gut ausgebildet. Ich bin überzeugt: Sie können mehr als wir ihnen bisher zutrauen. Vor allem in der psychiatrischen Behandlung können wir ihre Kompetenzen noch viel besser nutzen.“
Für ein gutes Beispiel, wie dies gelingen kann, steht die Modulare Psychotherapie, die derzeit bei Vitos Gießen-Marburg entwickelt wird. Das Behandlungsmodell bietet den sinnvollen Ansatz der multiprofessionellen Behandlung, in dem auch die Pflege therapeutische Aufgaben übernimmt, berichtete Olga Oestreich, Pflegedirektorin Vitos Klinikum Gießen-Marburg. Das Vorzeigeprojekt möchte Dr. Julia Reiff, stellvertretende Klinikdirektorin, in der Erwachsenenpsychiatrie bei Vitos Rheingau einführen, um gezielter auf die Bedürfnisse der Patient/-innen eingehen zu können. Damit verbunden seien aber weitere Möglichkeiten zur Qualifizierung und Kompetenzentwicklung innerhalb der Pflege. Die Potenziale der Pflege liegen in der Professionalisierung und einer weiteren Digitalisierung der Behandlungsangebote, auch ohne den Anschub der Politik, wie das digitale Portal für psychische Gesundheit „Curamenta“ eindrucksvoll zeigt.
Karrierewege weiterentwickeln und Professionalisierung vorantreiben
Vitos hat in den vergangenen Jahren viel getan, um die Attraktivität des Pflegeberufs zu steigern. Als Vorreiter für Familienfreundlichkeit trägt Vitos bereits seit zehn Jahren das Siegel „BerufundFamilie“ und bietet ein umfassendes Fort- und Weiterbildungsprogramm. „Für die bevorstehenden Transformationen besitzt Vitos eine gute Ausgangsbasis. Dennoch wollen wir die Attraktivität der Arbeitsplätze weiter verbessern und über gute Führung, die von unserer Haltung geprägt ist, die Konzepte in die Praxis überführen“, erläutert Jochen Schütz, Vitos Konzerngeschäftsführer Personal und Finanzen. Die Podiumsdiskussion verdeutlichte, wie wichtig es ist, den Blick gleichermaßen auf Akademisierung und Praxis zu richten. „Karriereentwicklung in der direkten Patientenversorgung ist wichtig. Die jungen Leute wollen nicht alle an den Schreibtisch, sondern an den Menschen ran“, ergänzte Prof. Dr. Brigitte Anderl-Doliwa von der Katholischen Universität Mainz. Dabei spiele eine Führungskultur, die Rückhalt und Freiräume bietet sowie Fehler zugesteht, eine wichtige Rolle.
Menschen im Fokus
Das emotionale Highlight des Tages war der Beitrag von Poetry Slammerin Alina Pfeiffer, hauptberuflich Gesundheits- und Krankenpflegerin bei Vitos Herborn. Berührend und eindrücklich schilderte sie ihre Beweggründe, weshalb sie sich für den Pflegeberuf entschieden hat, und die Skepsis, die ihr bei der Berufsentscheidung entgegenschlug. „Warum studierst du in der Pflege? Such dir doch was Vernünftiges. Etwas Vernünftigeres als Menschen?“.
„In der Menschheit wurde schon immer gepflegt. Versorgen, Helfen und Menschenliebe machen die Pflege aus“ hob Ursel Basener-Roszak, Pflegedirektorin bei Vitos Herborn, zu Beginn der Veranstaltung hervor. Gemeinsam mit Ljiljana Orlic, Pflegedirektorin bei Vitos Rheingau, hatte sie die Veranstaltung initiiert, die künftig als konzernweite Plattform für Austausch und Inspiration fungiert. Beide haben damit auch ein Stück Pionierarbeit geleistet. (pm)
Das Bild: Haben erstmals eine Fachveranstaltung zur Zukunft der psychiatrischen Pflege ausgerichtet: Die Referentinnen und Referenten sowie ein Teil der Gäste bei der Veranstaltung am Tag der Pflege in Eltville
HINTERGRUND Vitos
Die Kernaufgabe von Vitos ist die Diagnostik und Behandlung von Erwachsenen, Kindern und Jugendlichen in psychiatrischen, psychosomatischen und forensisch-psychiatrischen Kliniken. Mit 3.700 Betten/Plätzen ist das Unternehmen in Hessen größter Anbieter für die ambulante, teil- und vollstationäre Behandlung psychisch kranker Menschen.
Etwa 47.200 körperlich erkrankte Menschen behandelt Vitos in seinen Fachkliniken für Neurologie und Orthopädie ambulant und stationär.
Die begleitenden psychiatrischen Dienste richten sich an Menschen mit einer seelischen Behinderung, die psychiatrische Reha an Erwachsene mit komplexen psychiatrischen/psychischen Erkrankungen, die Behindertenhilfe an Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung. Für Jugendliche gibt es ein sozialpädagogisches Angebot. Insgesamt bieten sie 2.500 Plätze.
11.000 Mitarbeiter/-innen erwirtschaften an 114 Standorten in 76 Orten einen jährlichen Gesamtertrag von 700 Mio. Euro. Sie behandeln insgesamt 43.000 Patient/-innen stationär/teilstationär und 175.000 ambulant.
Vitos, das sind in Hessen 18 verbundene gemeinnützige Unternehmen. Sitz der Unternehmenszentrale ist Kassel. Alleingesellschafter ist der Landeswohlfahrtsverband Hessen.