Im Land der Nichtschwimmer?

Niedenstein jetzt „Hessisches Schwimmausbildungszentrum“
NIEDENSTEIN. Axel Dietrich vom hessischen Schwimmverband formulierte es am Mittwochnachmittag in Niedenstein so: „Deutschland wird zum Land der Nichtschwimmer“. Es gibt immer weniger Schwimmbäder und die Schulen können trotz Verpflichtung im Lehrplan den Schwimmunterricht nicht anbieten. Eine Finanzierung über einen Förderverein ist Schulen nicht möglich.

Schon vor der Corona-Pandemie konnten viele Kinder – auch nach dem vierten Schuljahr – noch nicht sicher schwimmen. Dann wurden Bäder über viele Monate geschlossen. Also fanden auch keine Schwimmkurse statt. Die Schwimmfähigkeit der Bevölkerung hat insgesamt deutlich abgenommen. Eine Forsa-Umfrage aus dem Jahr 2022 zeigt, dass sich die Anzahl der Nichtschwimmer in den letzten fünf Jahren verdoppelt hat.

Über 300 Schwimmabzeichen in den letzten 18 Monaten

Dabei herrscht weitgehend Einigkeit: Der sichere Umgang mit dem Element Wasser ist für das (Über-)Leben wichtig. Um das Schwimmenlernen wieder zu beleben und zu fördern, hat sich der Hessische Schwimmverband mit dem DLRG-Landesverband, dem Hessischen Tauchsportverband sowie dem Bundesverband Deutscher Schwimmmeister zusammengetan und gemeinsam mit dem Hessischen Ministerium des Innern und für Sport (HMdIuS) sowie dem Hessischen Kultusministerium bereits 2021 die Initiative „Hessen Lernt Schwimmen“ ins Leben gerufen.

Öffentliche und private Bäder sowie Vereine waren aufgerufen, im Jahresverlauf 2022 möglichst vielen Kindern das Schwimmen beizubringen, so dass diese das Schwimmabzeichen „Seepferdchen“ erlangen konnten. Auch die Stadt Niedenstein und der Förderverein Hallenbad Niedenstein e. V. haben mitgemacht und das städtische Bad zur Zertifizierung angemeldet. Seit 2022 haben über 300 Kinder im Hallenbad Niedenstein ein Schwimmabzeichen (Seepferdchen oder höher) „erschwommen“.

Erstes Hessisches Schwimmausbildungszentrum im Kreis

Diese Woche überreichten nun Frau Michaela Fisseler-Weinrich, Vorsitzende des Bundesverbandes Deutscher Schwimmmeister e. V. – Landesverband Hessen und Herr Axel Dietrich, Vizepräsident Breitensport/Sportentwicklung des Hessischen Schwimmverbands, die Urkunde sowie eine Plakette, die das Hallenbad im Haus des Gastes als Hessisches Schwimmausbildungszentrum auszeichnet. Damit ist das Niedensteiner Hallenbad das erste Bad im Schwalm-Eder-Kreis, das den Zusatz „Hessisches Schwimmausbildungszentrum“ tragen darf.

Für Herrn Dietrich sind gerade die kleinen Hallenbäder tragende Säulen der Ausbildung im Element Wasser. In einem Funpark muss man nach benutzen einer Rutsche nicht unbedingt schwimmen können.

Ansporn und Verpflichtung

„Dieses Zertifikat ist für uns Ansporn und Verpflichtung, auch weiterhin intensiv für Kinder die Ausbildung zum Schwimmen anzubieten“, sagt Bürgermeister Frank Grunewald. „So werden wir neben der Fortführung der Schwimmlernkurse auch am landesweiten Schwimmabzeichentag am 21. Mai 2023 teilnehmen und unser Hallenbad von 14:00 bis 18:00 Uhr exklusiv und kostenfrei für diejenigen Kinder, Jugendliche und Erwachsene öffnen, die sich eines der Deutschen Schwimmabzeichen abnehmen lassen möchten. Der Schwimmabzeichentag wird dabei in Kooperation mit der Schwimmabteilung der SG Chattengau durchgeführt.“

Betriebsleiter Ulrich Bachmann und Silvia Harsch vom Förderverein Hallenbad e.V. betonten die Rolle des Fördervereins, der einsprang, als das Bad 2008 auf der Kippe stand. Die Initiative von Nutzern des Schwimmbades finanziert und unterstützt viele Maßnahmen im Schwimmbad. Bürgermeister Frank Grunewald kann sich darauf verlassen, dass alle politischen Kräfte in Niedenstein hinter dem Schwimmbad stehen, obwohl es im Jahr etwa 250.000 € kostet.

Das Bild: Michaela Fisseler-Weinrich, Silvia Harsch, Ulrich Bachmann, Bürgermeister Frank Grunewald und Axel Dietrich präsentieren die Plakette „Hessisches Schwimmausbildungszentrum“ im Hallenbad Niedenstein (rs)