Jahresempfang mit Landtagspräsidentin Astrid Wallmann
LOHFELDEN. Vor Corona war von Januar bis Februar die Phase der Neujahrsempfänge. Im Jahr 2023 werden von April bis Juni Jahresempfänge zelebriert. Auch in Lohfelden. Empfänge, so Bürgermeister Uwe Jäger gegenüber nh24, haben mindestens ein halbes Jahr Vorlauf und im Laufe des Jahres 2022, mitten in der Pandemie, wollte niemand für den Jahresanfang planen.
Den Weg nach Lohfelden kennt Astrid Wallmann, seit einem Jahr Präsidentin des Hessischen Landtages, weil ihr Mann aus Lohfelden kommt. Auch mit der Kommunalpolitik ist die gelernte Bankkauffrau und studierte Diplom-Verwaltungswirtin bestens vertraut. Von 2006 bis 2021 war sie selbst in Wiesbaden Kommunalpolitikerin. Seit 2009 ist sie Mitglied des Landtages.
Herderschulchor begeistert mit Jackson, Ärzten und wird eingeladen
Besonders über den hohen Besuch dürfte sich der Chor der Herderschule Kassel unter der Leitung von Matthias Müller freuen, der die Landtagspräsidentin so begeisterte, dass dem Auftritt der Schülerinnen, Schüler und Lehrer eine Einladung nach Wiesbaden in den Landtag folgte. „Sie haben nicht nur meinen Musikgeschmack getroffen, sondern das auch gut gemacht!“ Ein hohes Lob für die Gestalter des Rahmenprogramms, die mit Titeln wie Más Que Nada, And So It Goes, Die Gedanken sind frei, Stand By Me oder Killing Me Softly das gesamte Publikum begeisterten. Mit dem Michael Jackson Titel „Man In The Mirror“ wollte der Chor daran erinnern, dass das Verbessern der Welt mit einem Blick in den Spiegel beginnt, wie es der King of Pop gemeint hat und der Ärzte-Titel „Junge“ wirkte quasi a cappella mit leiser Piano-Begleitung noch viel eindrucksvoller als das Punkrock-Original. Die mehr als 200 Gäste applaudierten fast frenetisch.
Trotz Abiturstress traten Jasmin Dreissigacker, Joèl Gaedtke, Anna Gradwohl, Luise Greizer, Leana Heße, Angelina Hines, Verena Krack, Anna Leuschner, Sebastian Lorch, Elina Oswald, Sofie Sakschewski, Laura Schäfer, Andreas Schreiber, Selma Tataraga, Kim Thürmer, Sonja Tripp, Felix Umbach und Dirk Wiegmann auf. Bella Tonkikh aus der Ukraine überraschte mit einem Potpourri.
Astrid Wallmann: Wie kann man einen Menschen angreifen, der anderen hilft?
Astrid Wallmann war gekommen, um die ehrenamtlich tätigen Menschen in Lohfelden zu ihren. Ehre und Ehrenamt haben einen gemeinsamen Wortstamm, erinnerte die Landtagspräsidentin. Und das Wort Kommune kommt von communis (lat.) und heißt so viel wie Gemeinschaft. Was Gemeinschaft bedeutet, erklärte sie mit dem bekannten Kennedy-Zitat „Frage nicht, was dein Land für dich tun kann, sondern was du für dein Land tun kannst!“
Ohne die ehrenamtlichen Helfer würden nicht nur die Kommunen, sondern das ganze Land zum Erliegen kommen. Freiwillig Tätige halten Feuerwehren und Rettungsdienste am Leben, sorgen für kulturelle Angebote, die sonst auf ein Minimum reduziert würden, helfen in der Flüchtlingsversorgung, unterstützen sozial benachteiligte Menschen und sind oft jahrzehntelang in Vereinen aktiv. Angriffe auf Ehrenamtliche, wie statistisch nachweisbar im Rettungsdienst, „werde ich nie nachvollziehen können. Wie kann man einen Menschen angreifen, der anderen und vielleicht auch eines Tages dem Angreifer selbst hilft?“
Es ist schwer, dafür eine Lösung zu finden, aber sie fängt an mit der Vermittlung von Werten im Kindergarten und symbolischen Gesten. Sie erinnerte an Dr. Walter Lübcke, der an gleicher Stelle im Bürgerhaus für Solidarität und Toleranz eingetreten ist und am Ende ermordet wurde. Auf Worte, so Wallmann, können Taten folgen. Meinungsfreiheit habe eine Grenze, wenn sie andere Menschen droht.
Thiele und Jäger blicken zurück und nach vorn
Auch der Vorsitzende der Gemeindevertretung, Norbert Thiele, und der Bürgermeister Uwe Jäger dankten allen ehrenamtlich Tätigen für ihr Engagement. Schließlich standen viele Ehrungen auf dem Programm, vorgenommen durch Landrat Andreas Siebert mit Unterstützung durch Frau Wallmann. Norbert Thiele begrüßte zu Beginn die zahlreichen Ehrengäste und zitierte Aristoteles: „Wir können den Wind nicht ändern, aber die Segel anders setzen.“ Der Wind käme vorwiegend aus Berlin und Brüssel, denn dort werde entschieden, was die Gemeinden betreffe. Auch er erinnerte an die Ermordung des früheren Regierungspräsidenten und auch an die Ochshäuser Blutnacht durch die SA. Die Folgen des Ukraine-Krieges waren ebenfalls Thema: „Die Befreier von Auschwitz sind heute Besatzer.“ Erinnerte daran, dass Menschenrechte und Demokratie nicht ein für alle Mal gegeben sein.
Bürgermeister Uwe Jäger stellte fest, dass die Zeit nach Corona nicht mehr so ist wie vor Corona und erinnerte an die Schließungen der Kindergärten die Einschränkungen im Rathaus. Erzieherinnen waren während der Schließung in der Ordnungsverwaltung bei Kontrollen tätig. Das einzig Gute: „Wir wären ohne Corona in der Digitalisierung nicht so weit wie heute.“ Die Betreuung in den Kindergärten sei aber eine wichtige Zukunftsaufgabe. Lohfelden bleibe ein freundlicher Ort, in dem allerdings alle älter werden. Die Gemeinde müsse auch für ältere Menschen jetzt attraktiv sein, nicht nur für junge Menschen. Das Ehrenamt ist dabei ein unverzichtbarer Aktivposten.
Andreas Siebert: „Das beste Modell des Miteinanders“
Andreas Siebert, der Landrat des Landkreises Kassel, der anschließend die Ehrungen vornahm, erinnerte daran, dass Katastrophenschutz ohne Ehrenamt nicht möglich wäre und dass Feuerwehrleute, die professionell ausgebildet sind, am Einsatzort wie hauptberufliche Kräfte angesehen werden. Siebert: „Wir können über vieles rummähren, aber wir haben das beste Modell des Miteinanders!“
Den Ehrenbrief des Landes Hessen für über 12-jährige ehrenamtliche Tätigkeit erhielten Hannelore Döll, Petra Karasek, Heike Wagenknecht, Hans-Jürgen Fiegand, Tobias Geismann, Jürgen Hamann, und Thomas Keilmann. Mit der Ehrennadel der Gemeinde Lohfelden für über 20-jährige ehrenamtliche Tätigkeit wurde Klaus Michel ausgezeichnet. Die Anerkennung des Landes Hessen für den aktiven Dienst in der Freiwilligen Feuerwehr erhielten Silvia Nolte, Frank Gottmann, Lea Sturm-Wetterau, Boris Fiegand, Benjamin Pezlar, Patrick Kaletka, Florian Schade, Tim Mertsch, Sonja Siemon und Michel Gundelach. Bei der Einladung der Feuerwehr hatte es leider eine Panne gegeben, weshalb nicht alle anwesend waren.
Ehrenausländerbeirat Fatmir Alili
Mit der Auszeichnung „Ehrenausländerbeirat“ wurden Fatmir Alili ausgezeichnet. Er gehörte zu den Gründungsmitgliedern des Lohfeldener Ausländerbeirates seit 1994. Außerdem war er langjähriges Mitglied des Ausländerbeirates des Landkreises Kassel. Von 2008 bis 2021 war er außerdem Gemeindevertreter in Lohfelden. (rs)