Ausstellung der Kiwi in Willingshausen
WILLINGSHAUSEN. Mit Heinrich Wagner stellt die KIWI erstmals Arbeiten eines verstorbenen Künstlers aus. Am 1. Mai wird die Ausstellung in der „Neustädter Sieben“ in Willingshausen um 14.00 Uhr eröffnet.
Heinrich Wagner (1920 – 2012) war Landwirt. Auch er hat – wie die Künstler der aktuell laufenden Kiwi-Ausstellung, Gabriele Franke und Helmut Brenzel – erst im fortgeschrittenen Alter die Malerei angefangen. Dabei wollten seine, von der schweren Arbeit eher kräftigen Hände nicht so recht zum feinen Werkzeug von Stift und Pinsel passen. Dennoch gelang ihm die präzise Wiedergabe seiner Motive, die er aus vielfältigen Zusammenhängen auswählte und dabei offensichtlich meist versuchte die Schönheiten von Landschaften, Pflanzen und Tieren herauszuarbeiten. Vielleicht war diese künstlerische Orientierung auf Anmut auch ein Stück Verarbeitung seiner vermutlich nachdrücklichen Erinnerungen an seine Zeit als Flieger im Zweiten Weltkrieg.
Heiner wollte sogar Berufssoldat werden, der Hof in Dannenrod war eigentlich für seinen älteren Bruder Willi vorgesehen, der dann jedoch das Kriegsgeschehen nicht überlebt hat. Bis 1976 konnte die typische Ausprägung des Wagner’schen Bauernhofes aufrechterhalten werden, dann wurden die Kühe mangels wirtschaftlicher Perspektive abgegeben. Die nun entfallene Verpflichtung des Melkens mag ihm Auslöser gewesen sein, sich mit der Malerei zu beschäftigen. Bei dem renommierten Künstler Carl-Erich Arabin (1918 – 1995) besuchte Heiner viele Kurse an dessen Wirkstätte Weitershain und lernte er den Umgang mit dem filigranen Handwerk der Malerei.
Schon 1985 konnte Heinrich Wagner sein künstlerisches Schaffen in einer eigenen Ausstellung in Stadtallendorf präsentieren. In Willingshausen wird jetzt eine Auswahl seiner Werke, kuratiert durch seine Schwiegertochter, Karin Wagner, bis zu 27.5. zu sehen sein. Die Öffnungszeiten sind jeweils samstags und sonntags von 14 bis 17 Uhr, der Eintrittspreis beträgt drei Euro, ermäßigt ein Euro fünfzig.
Den Hof konnte er an seinen Sohn Wilfried übergeben, der zur Vernissage auch über das Werk seines Vaters berichten wird. Dessen Landwirtschaft musste jener allerdings längst dem agrarischen Strukturwandel weiter anpassen. Bald verschwanden so auch die Schweine aus dem Betrieb, wurde nur noch Ackerbau betrieben. Die Familie übernahm schließlich die Domäne Neu-Ulrichstein und betreibt dort eine Legehennenfarm sowie einen Hofladen. Auch hier stehen nun mangels Nachfolge die Zeichen auf Stilllegung.
Welche Kreativ-Potentiale und wie viel soziales Engagement mit dem landwirtschaftlichen Strukturwandel immer wieder freigesetzt wird, mag man am Beispiel Heinrich Wagner und dessen vielfältigem gesellschaftspolitischem Engagement ermessen: Feuerwehr, Sportverein, Stadtrat und natürlich auch Mitbegründer der weit über die lokalen Grenzen hinaus bekannten Oldtimerfreunde Dannenrod. Überall konnte Heinrich Wagner maßgeblich mitwirken. Nur bei der Autobahn A 49 haben er und seine Berufskollegen auf die Beschwichtigungen aus der Politik und vom Berufsstand verlassen. Inzwischen sind der Wald gerodet und das Dorf in zwei Lager zerfallen. (Jörg Haafke/nh)
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