Mittelaltermarkt im Bergpark Wilhelmshöhe
KASSEL. Früher sei alles besser gewesen. Davon sind wir magisch überzeugt. Das wird kaum so gewesen sein im Mittelalter. Ein Rückblick mit Magie überzeugt. Dafür sorgt beispielsweise die Kulisse der mittelalterlich gestalteten Löwenburg, wenn sie mit Zauberern, Gauklern, Spielleuten, Narren, Rittern, Puppenspielern und reichlich Handwerkern im Handumdrehen zum Mittelaltermarkt wird.
Landgraf Wilhelm IX hat die Burg zwar erst im 19. Jahrhundert fertiggestellt, und zwar als Lustschloss, aber es gibt kaum ein schöneres, „lebendiges“ Hintergrundbild für ein Mittelalter-Event. Etwa 50 Marktstände mit Handwerk, Kunsthandwerk, Nützlichem und Unnützem (aber Schönem) zauberten am 22. und 23. April an dem historischen Bauwerk einen mittelalterlichen Marktplatz mit Händlern und Künstlern.
Überall roch es nach gekochtem und gebratenem, es gab leckere Speisen aus Hanf oder Fleisch, süß oder deftig und zu trinken allerlei Säfte sowie „geistige“ Getränke aus dem Tonbecher. Musik ward dargeboten auf alten Instrumenten wie Drehleiern, Sackpfeifen, Harfen, Flöten oder Lauten. Gesungen wurde über moderne Mikrofone samt PA und moderne Zapf- oder Toilettentechniken sorgten für hygienische Verhältnisse trotz Tausenden von Besuchern. Diese hatten teilweise einen mächtigen Fußweg hinter sich, denn die Parkplatzsituation rund um den Bergpark stieß eindeutig an ihre Grenzen. Das Ordnungsamt hatte dennoch alles im Griff.
Kinderspaß inklusive
Für Kinder gab es allerlei Spiele. Wer besonders geschickt war, konnte sich darin versuchen, auf einer diagonalen Strickleiter 20 Golddukaten zu erklettern. Geschafft hat‘s wohl niemand, Spaß gemacht hat‘s allen. Das Puppentheater war vor allem für die kleinsten der wichtigste Anziehungspunkt. Die Scherze und Reime waren teilweise etwas mittelalterlich, was ja dann wieder passt …
Zu sehen (und zu kaufen) gab es jede Menge: Bunte Kleider aus früheren Jahrhunderten, modern geschneidert, mal aus modernem, mal aus altem Tuch. Vor allem aber Lustiges, Martialisches und Mitreißendes. Die Musik auf der Bühne riss zumindest immer wieder zum Tanzen mit, die Schwertfechter sorgten indes für Erstaunen. Lupus der Gaukler überzeugte mit hervorragend geschickter Jonglage und vor allem einem losen Mundwerk: „Das erste Kind schreit schon, das wird eine gute Show“ und zu der großen Ruhe nach einem Peitschenknaller: „So einfach ist Kindererziehung“ und wenn‘s mal etwas „anzüglich“ wurde, konnte der Artist beruhigen: „Keine Sorge, die Kinder verstehen das nicht, und wenn doch, liegt das nicht an mir …“
Außergewöhnliche Akrobatik
Nicola Elze, aias Danza Furiosa, verzauberte mit Auftritten als Spinnenfrau aus schwindelnder Höhe in einem Netz hoch über der Veranstaltungswiese. Ihre Artistik und Beweglichkeit hat sie unter anderem schon im Cirque du Soleil, für Blackmore’s Night, Michael Flatley und in vielen Zirkus- oder Theaterproduktionen unter Beweis stellen können. Über die „Biegsamkeit“ des durchtrainierten Körpers staunten Kinder und Erwachsene gleichermaßen. (rs)