Die Schwalm hat mächtig gerockt
SCHWALMSTADT. Die Ziegenhainer Kulturhalle ist fast so etwas wie das deutsche Wohnzimmer von Andy Scott und The Sweet. Viermal stand die Band in Schwalmstadt auf der Bühne. Mit der neuen jungen Besetzung hat die Gruppe so viel Druck gemacht wie selten zuvor. Von den Gründungsmitgliedern lebt nur noch Andy Scott, der damit zur Sweet-Personifizierung geworden ist.
Allein Schlagzeuger Bruce Bisland ist schon über 30 Jahre an Andys Seite. Er hat Mick Tucker 1991 ersetzt und ist damit erst der zweite Drummer von Sweet. Prägend für den neuen Stil der Band ist seit 2019 Paul Manzi. Der charismatische und selbstbewusste Sänger kann auf einen großen Stimmumfang zurückgreifen und spielt mit differenzierten Stimmfarben und versteht es, unterschiedliche Stimmungen zu zeigen. Dabei ist er zugleich Meister im Präsentieren verschiedener Gesichtsausdrücke. Definitiv eine Bereicherung und wichtiger Beitrag zum Verjüngen der Musik.
Druckvoller, progressiver und rockiger
Dreh- und Angelpunkt bleibt Andy Scott, der mit zunehmendem Alter seine Band immer rockiger trimmt. So fehlen in der aktuellen Setlist die Titel aus der frühen Bubblegum-Ära. Co Co und Funny Funny stehen zurzeit nicht mehr im Programm. Dafür ein paar weniger bekannte Titel. Von den Chartbreakern sind Hellraiser, Wig-Wam Bam, Little Willy, Fox On The Run, Blockbuster und Ballroom Blitz übrig geblieben.
Rockig und progressiv wie nie zuvor klingen Sweet inzwischen und präsentieren ihr Programm vom Drei-Akkorde-Titel Little Willy bis zum komplexen Love Is Like Oxygen. In Windy City fällt vor allem das Gitarrensolo von Andy auf. Er kann’s! Mächtig Druck machen Sweet bei Set Me Free.
Die letzte Runde
Zum letzten Mal, so verrät der Titel „Final Round Tour“, unter dem das Quintett zurzeit unterwegs ist, werden The Sweet unterwegs und damit auch in Schwalmstadt gewesen sein. 74 Jahre alt wird Andy im Juni. Vielleicht der richtige Zeitpunkt, um in Rente zu gehen?
Für das Warm Up war wieder die Hausband Steven Stealer Band (SSB) zuständig. Diesmal ohne den erkrankten Martin Ottemeier (Keyboards). Trotz des deshalb fehlenden Piano-Intros wurde Locomotive Breath zum Highlight des Auftritts, dank des Querflötensolos von Bianca van Kemenade, quasi in einem improvisierten „Battle“ mit Paul Kerstens Sologitarre. Sonst gab‘s einen Querschnitt von Deep Purple über Golden Earring und Ted Nugent bis J.J. Cale oder ZZ Top.
Glamrock zur Salatkirmes
Die nächste Veranstaltung von Die Schwalm rockt ist das Glamrock-Festival mit den Bay City Rollers und den Rubettes am Kirmessonntag (11. Juni 2023) in Ziegenhain. (rs)