HOMBERG/EFZE. Die internationale Vereinigung der lebenswerten Städte Cittàslow traf sich mit 40 Teilnehmern aus den Cittàslow-Städten Ende März in Homberg. Interessierte waren zudem zu einem Begleitprogramm der Frühjahrstagung ins „KOCHS“ eingeladen.
Die Cittàslow-Städte haben es sich zur Aufgabe gemacht haben, wertvolle Naturräume zu erhalten, die Lebensqualität zu steigern, die lokale Identität zu schützen und künftigen Generationen ein nachhaltiges Miteinander zu sichern.
Und so standen neben dem eigentlichen Tagungsgeschehen mit Mitgliederversammlung und Führungen zu Orten des WANDELs in Homberg auch öffentlich Themen im Fokus, wie „Zeitkultur“ mit Gastredner ist Dr. Jürgen P. Rinderspacher, Wirtschafts- und Sozialwissenschaftler aus Hannover, und „Wie entstehen Soziale Orte, die gesellschaftliche Transformationen tragen können?“ Das öffentliche Begleitprogramm zur Frühjahrstagung wurde in Kooperation mit dem Evangelischen Forum und dem Bundesverband der Evangelischen Erwachsenenbildung organisiert. Daher waren auch kirchliche Vertreterinnen und Vertreter aus der Region anwesend.
Die Diskussionsrunde am Freitag, behandelte diese interessante Frage. Es diskutieren Ljubica Nikolic, Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Soziologie Ländlicher Räume der Georg-August-Universität Göttingen, Katrin Anders, Regionalmanagerin der Leaderregion Knüll, Sonja Pauly, Regionalmanagerin der Leaderregion Schwalm-Aue, Dr. Nico Ritz, Bürgermeister der Stadt Homberg (Efze), und Dr. Jürgen Römer, Leiter der Dorf- und Regionalentwicklung des Landkreises Waldeck-Frankenberg.
Damit ein sozialer Ort entsteht, da waren sich alle einig, gäbe es mehrere Rahmenbedingungen und Bedingungsfaktoren: engagierte Akteure, eine wohlwollende und unterstützende Verwaltung. Ljubica Nikoli: „Dazu gehören Räumlichkeiten, Ressourcen, Ideengeber, Motivatoren aus der Zivilgesellschaft, Kommunikatoren und Brückenbauer.“
Bürgermeister Dr. Nico Ritz erzählt: „2017 haben wir den Cittaslow-Prozess in Homberg angestoßen, seit 2019 sind wir im Netzwerk. Ab wann wird eine Stadt zum sozialen Ort? Viele spannende Orte gehören zu einer erfolgreichen Stadtentwicklung. Nicht ein Ort macht einen Ort zum sozialen Ort, sondern die Menschen mit ihren zufälligen Begegnungen und die Impulse, die hineingegeben werden. So verhält es sich zum Beispiel mit den unterschiedlichen Nutzerinnen und Nutzern, die sich in unserem Multifunktionshaus Marktplatz 15 begegnen.“ Auch das KOCHs sei mit den Barabenden, so Ritz, ein sozialer Ort.
Katrin Anders betonte, dass man Dinge „von unten her“ (Buttom up) entwickeln müsse. Projektideen sollten aufgenommen werden und in eine Strategie gegossen werden, die dann als Grundlage eines Konzepts für die nächsten fünf Jahre dienen könnte. Dabei gäbe es ganz unterschiedliche soziale Orte: Backhäuser, Gewächshäuser, als Ort, wo man etwas macht und ins Gespräch kommt. Es bräuchte Menschen und Anlässe, um soziale Orte voranzubringen.
Jürgen Römer: „Der Zeitpunkt ist wichtig, damit soziale Orte funktionieren.“ Von oben alles gemacht bekommen, das funktioniere nicht. Menschen müssten sich den Ort zu eigen machen.
Sonja Pauli: „Ein sozialer Ort braucht Kümmerer. Gute Beispiele hierfür gäbe es: das neue Café in Falkenberg, die Energiegenossenschaft in Willingshausen-Wasenberg, ein Wohnviertel in Treysa.
Moderator und Pfarrer Dierk Glitzenhirn vom Evangelischen Forum Schwalm-Eder fragte sodann: „Übertreiben wir es nicht mit dem „social engineering“?
Bürgermeister Ritz antwortete, dass dies nicht so sei und man genau hinschauen müsse. Es sei besser Impulsgeber zu sein, als Vorschriften zu machen. Dabei sei auch eine gute Vernetzung ein wichtiges Anliegen und Thema.
Anschließend entwickelte sich mit den Zuschauern eine rege Diskussion über die Frage, was soziale Orte ausmacht.
Dieser Diskussionsrunde folgte ein Impulsvortrag mit Austausch zum Thema: „Cittàslow – ein Impuls für kirchliche Bildungsarbeit und ihre Partner?“
Nach der Begrüßung durch Moderator Dr. Cornelius Sturm vom Comenius-Institut Münster folgte eine Diskussion mit den Impulsgebern Bürgermeister der Stadt Deidesheim Manfred Dörr und vom Cittaslow e.V. Deutschland, Franz Drescher, VHS-Programmbereichsleitung der Volkshochschule Schwalm-Eder, sowie Mitgliedern der Arbeitsgruppe „Bildung im Alter“ der Deutschen Evangelischen Arbeitsgemeinschaft für Erwachsenenbildung (DEAE).
Einen interessanten Austausch über Bildungsarbeit mit älteren Menschen im kirchlichen Bereich, Community Education, politische Bildung, Generationenarbeit mit Menschen in der zweiten Lebenshälfte als Akteure konnten die zahlreichen Zuhörerinnen und Zuhörer erleben. (pm/beg)
1 Kommentar
Wieviel Zuschauer die nicht zu den CittaSlow Teilnehmern gehörten, waren denn anwesend ?
Bei der Größe von Kochs kann es ja kaum der Rede wert gewesen sein
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