HOMBERG/EFZE. Durch ein digitales Potenzialflächenkataster soll Städten und Gemeinden in Hessen die flächenschonende Nachverdichtung und Innenentwicklung erleichtert werden. Auch in der Kreisstadt Homberg (Efze) wurde das digitale Potenzialflächenkataster auf Herz und Nieren geprüft. Hier ist man vom Mehrwert für die Nutzerinnen und Nutzer überzeugt.
Mit der Web-Anwendung können Kommunen ihre Potenzialflächen wie Baulücken, Brachflächen, Flächen mit hohem Entwicklungspotenzial und Gebäudeleerstände einfach erfassen. In der Anwendung sind Planungs- und Geoinformationen in Form digitaler Karten zur Einschätzung der Potenzialflächen hinterlegt. In einer ersten Testphase haben Pilotkommunen die Anwendung bereits getestet und ihre Verbesserungsvorschläge wurden eingearbeitet.
Das digitale Potenzialflächenkataster für Hessen wurde nun am 04. April 2023 durch Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir und die Bürgermeister Jochen Engel (Trebur) und Dr. Nico Ritz (Homberg (Efze)) in Wiesbaden vorgestellt.
Testphase auch in Homberg (Efze) erfolgreich abgeschlossen
In einer rund dreimonatigen Testphase wurde die für die Kommunen kostenfreie Anwendung bereits auf Herz und Nieren geprüft. Sie wird kontinuierlich weiterentwickelt und 45 Kommunen haben bereits ihr Interesse an der Nutzung bekundet.
„Das Potenzialflächenkataster ist für die planerische Beschäftigung und Umsetzung der Innenentwicklung unserer Stadt ein echtes Hilfsmittel. Denn gerade für uns im ländlichen Raum ist es entscheidend, Wohnraumpotentiale zu heben, ohne neuen Erschließungsaufwand betreiben zu müssen“, berichtet Dr. Nico Ritz die Erfahrungen aus der Stadt Homberg (Efze).
Aktuell gibt es in der Kernstadt und in den Stadtteilen insgesamt 213 Baulücken, die für eine Wohnbebauung genutzt werden könnten. Bauplanungsrechtlich wäre dies den Eigentümern möglich. Denn es werden nur solche Flächen als Baulücken ausgewiesen, die im Geltungsbereich eines der aktuell 175 rechtskräftigen Bebauungspläne oder im Innenbereich liegen.“
Erfahrungen mit dem Baulücken- und Leerstandskataster in Homberg
Seit 2017 beschäftigt sich die Kreisstadt Homberg (Efze) intensiv mit der Erfassung von Baulücken und Leerständen. Es wurde im städtischen Geoinformationssystem ein Baulückenkataster und Leerstandskataster angelegt.
Eine Übersicht über die vorhandenen Potenziale ist nicht nur in der Kernstadt, sondern auch vor allem in den Stadtteilen wichtig, um mögliche Entwicklungen anzustoßen und/ oder voranzutreiben.
Homberg arbeitet seit 2017 mit dem eigenen Leerstandskataster und einem Baulückenkataster. So war die Beteiligung an der Testphase und dem Aufbau eines Potenzialflächenkatasters als Modellkommune für Homberg der nächste logische Schritt. Dabei wurden auf der Grundlage der Kataster konkrete städtebauliche Entwicklungen bereits umgesetzt. Ein enger, regelmäßiger Austausch mit den Ortsbeiräten wird ebenso praktiziert wie die jährliche Aktualisierung des Leerstandskatasters unter großer Mithilfe der Ortsbeiräte und eine systematische Eigentümeransprache. Eigentümer von Baulücken werden durch die Kreisstadt Homberg schriftlich kontaktiert und u. a. auf die verschiedenen Möglichkeiten der Vermarktung hingewiesen. Es konnten durch das Baulückenkataster Eigentümer ermittelt werden, die bereit waren, ihr Grundstück zu vermarkten. Außerdem wurde der Ausbau des Baugebietes Mühlhausen –Kalkacker- u. a. durch das Baulückenkataster angestoßen.
Mehrwert des Potenzialflächenkatasters
Die Ermittlung der Innenentwicklungspotenziale erfolgt automatisiert. Es werden Flurstücke ohne Gebäude oder einem bebauten Anteil unter 10% abgefragt. Die nicht geeigneten Flächen wurden über die tatsächliche Nutzung (Ausschluss Verkehrs-, Gewässer- und Sonderflächen, wie Friedhöfe, Kläranlagen etc.) ausgeschlossen.
Das Potenzialflächenkataster kann vielseitig angewandt werden, u. a. für das Dorfentwicklungsprogramm des Landes Hessen.
Durch das Potenzialflächenkataster kann die Kommune Homberg eine Bewertung Ihrer Innenentwicklungspotenziale vornehmen und strategische Entwicklungsbereiche festlegen.
Bei der Aufstellung von Bauleitplänen könnte das Potenzialflächenkataster als Grundlage für zukünftige Entwicklung hinzugezogen werden.
Tarek Al-Wazir: „Damit können vorhandene Potenziale zur behutsamen Nachverdichtung genutzt werden“
„Die Anwendung ist ein echter Mehrwert für die kommunalen Bauämter: Damit können vorhandene Potenziale zur behutsamen Nachverdichtung genutzt und überall dort, wo es möglich ist, Flächenversiegelung und Flächenverbrauch im Außenbereich verhindert werden“, sagte Wirtschafts- und Wohnungsbauminister Tarek Al-Wazir. „Durch die übersichtliche Strukturierung, mit Informationen zur Topographie und zum Planungsrecht wird es einfach, unbebaute innerörtliche Flächen in einem Blick zu erfassen, planerisch zu bewerten und echtes Potenzial noch zu heben“, so der Minister.
Finanzierung aus der Digitalmilliarde
Das Land Hessen stellt in der laufenden Legislaturperiode rund 1,2 Milliarden Euro für Digitalisierungsvorhaben – die Digitalmilliarde – zur Verfügung. In die Entwicklung des Potenzialflächenkatasters sind aktuell 357.000 Euro geflossen, im nächsten Doppelhaushalt sind dafür jeweils 200.000 Euro pro Jahr eingeplant. „Das digitale Potenzialflächenkataster hilft, bestehende Möglichkeiten für eine nachhaltige Siedlungsentwicklung – ob für Gewerbeflächen oder Wohnungsbau – schneller zu identifizieren und Planungen zu vereinfachen. Mit unserer Digitalisierungsplattform Civento stellen wir bereits Kommunen eine Lösung für effizienten Bürokratieabbau in der Verwaltung zur Verfügung und mit unserem OZG-Breitbandportal sorgen wir für schnellere Genehmigungsverfahren beim Ausbau der Infrastruktur. Ganz im Rahmen unserer Digitalstrategie, mit Datenplattformen Prozesse zu beschleunigen, die auch den Anforderungen des Datenschutzes entsprechen“, so Digitalministerin Prof. Dr. Kristina Sinemus. (pm/di/Catrin Müller-Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen)
Beitragsfoto: Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir (2.v.li.) und die Bürgermeister Jochen Engel (Trebur, li.) und Dr. Nico Ritz (Homberg (Efze), 3.v.li.) stellten in Wiesbaden das neue digitale Potenzialflächenkataster für Hessen vor. © Foto: Catrin Müller/ HMWEVW|nh