HOMBERG/EFZE. Jahrzehntelang war das Osterhäuschen an der Osterwiese Ziel von Vandalen. Das Dach halb abgedeckt und aufgebrochen, ohne Fenster, die Außenwände mit Graffiti beschmiert und das Mauerwerk stellenweise zerstört. So steht es am Burgberg, nicht mehr als eine Bauruine und wartet auf bessere Zeiten, die jetzt angebrochen sind.
Aus der Osterwiese wird im Rahmen des Förderprogramms „Wachstum und nachhaltige Erneuerung“ ein Waldspielplatz mit einem neuen Osterhäuschen.
Ein neues, offenes Osterhäuschen
„Der Zustand des Osterhäuschens ist sehr schlecht. Es muss abgerissen werden. Die Kubatur (Redaktion: geometrisch messbares Volumen eines Bauwerks) des jetzigen Gebäudes bleibt aber erhalten“, sagt Frederick Naumann, der Leiter der Technischen Betriebe Homberg (Efze). Das bedeutet, dass das bestehende Gebäude bis Ende Februar 2023 abgerissen wird, denn es kann nicht mehr verkehrssicher betreten werden und der Abriss muss außerhalb der Brutzeit erfolgen. „Klar ist, dass das Gebäude in der aktuellen Form und Substanz nicht erhalten werden kann“, sagt auch der Diplom Ingenieur und Landschaftsarchitekt Michael Herz vom Planungsbüro foundation 5+ aus Kassel.
Die Planung sieht die Errichtung eines offenen, neuen Osterhäuschens vor. Dabei soll die Herstellung mit robusten Eichenbalken in moderner Ausbildung erfolgen (Holzverbinder aus Stahl und ein Verzicht auf schräge Verstrebungen). Die unteren Querverstrebungen der Konstruktion dienen dann auch als Sitzangebote für Jugendliche, sowie bankartige Einbauten für Erwachsene. Die Dachausbildung soll mit witterungsbeständigen Siebdruckplatten erfolgen, so der Planer Michael Herz. Die Planungsskizze des Gebäudes ist keine detailgetreue Abbildung, sondern gibt nur eine Anmutung wieder.
Die Konzeption des neuen Osterhäuschens sieht vor, dass es fortwährend besucht werden soll. In unregelmäßigen Abständen soll das Häuschen den Besuchenden Märchen erzählen oder nachts schaurige Geräusche von sich geben. In der Dämmerung könnte ein unheimliches Leuchten und Flackern vom Dach ausgehen. Das Häuschen ist dann ein Bestandteil des neuen Waldspielplatzes.
Um Vandalismus vorzubeugen, wird auf eine Wandausbildung und auf eine Ausfüllung der Gefache verzichtet, so dass der Innenraum von allen Seiten her einsehbar ist.
Der neue Waldspielplatz: Geplant wurde für die Bedürfnisse der Kinder
Der neue Waldspielplatz passt sich dem natürlichen Areal an. Es liegt auf einem halben Hektar Fläche terrassenförmig am unteren Burgberg und oberhalb des Schulgeländes der Hermann Schafft-Schule. In der Stadtverordnetenversammlung wurde der Bau entschieden, die Fördergelder sind bewilligt (zweidrittel Förderung der Gesamtkosten von rund 400.000 Euro) und die Baugenehmigung liege vor, so Helene Peters vom städtischen Fachbereich Wirtschaft/Stadtentwicklung/ Tourismus.
„Eine Befragung der Kindergärten, Grundschulen und Eltern ist erfolgt, um die Bedürfnisse zu erfahren. Mit 150 Antworten sind ausgesprochen viele Rückmeldungen bei uns eingegangen, die in die Planung eingeflossen sind“, sagt Helene Peters.
Der neue Waldspielplatz mit Osterhäuschen soll bis Sommer/Herbst 2023 fertiggestellt werden. Durch den neuen Spielplatz erhält die Fläche am Burgberg eine Aufwertung. Nicht die Anzahl der Spielgeräte sei wichtig, sondern die Art des Spielens, sagt Michael Herz.
Mit freiem Spielen Selbstvertrauen erlangen
Mit Spielanreizen und verschiedenartigen Spielgeräten können die Kinder ihre motorischen Fähigkeiten und Geschicklichkeiten ausbilden (Balancieren, Klettern, Hangeln, u.ä.). Indem sie Mut beweisen, erlangen sie Selbstvertrauen (große Rutsche, Kletternetze) und können
ihren Bewegungsdrang ausleben (Schaukeln, Hang erklimmen). Daneben bieten sich Anreize für Rollenspiele (Märchenparcour, Hexenhaus) bzw. zur sozialen Kommunikation. Randseitig wartet eine Matschspielfläche und in der natürlichen Waldwiesenlandschaft sind Anreize zum Pflücken und Sammeln gegeben. Mit herumliegenden Ästen bietet sich
Baumaterial für den Ausbau von Strauchhütten und Verstecken.
Der wesentliche Zuschnitt der Spielgeräte und der Spielherausforderungen ist im Hinblick auf die motorischen Fähigkeiten auf ein Alter ab etwa vier bis zu vierzehn Jahren ausgelegt. Für erwachsene Begleitpersonen sind auf der oberen und mittleren Terrasse Sitzgelegenheiten mit etwas Abstand vom Spielgeschehen vorhanden.
Für jüngere Kinder, die in Begleitung von Erwachsenen auf der Fläche verweilen, ist das Hexenhäuschen als Spielhaus mit nebenliegenden Sitzangeboten zugeschnitten.
Außerdem stehen hier die beiden Schnecken Arthur & Wanda (Wipptiere) – die Motto-Schnecken aus dem Informationskonzept zum Burgberg.
Es werden Spielgeräte aus naturwüchsigem Robinienholz angestrebt. Im mittleren Grundstücksbereich wurde ein Korridor frei von Spielgeräten gehalten, so dass hier Schlittenabfahrten möglich bleiben.
Auf der unteren Terrasse endet der barrierefreie Weg in einer Platzsituation und schafft damit einen Ankunftsort und Aufenthaltsbereich auf der Spielplatzfläche. Von
dort aus führt ein schmaler Pfad als leicht befestigte barrierearme (schwellenfreie) Wegeverbindung (Rasentragschicht oder Rütteldecke) bis zum ‚Rastplatz‘.
„Aufbruch der Helden in den Wald“
Von unten aus der Stadt kommend, eröffnen sich verschiedene märchenhafte Heldenwege über den Waldspielplatz Osterwiese. An den Zugängen zum Spielplatzgelände halten Kobolde (Torwächterstelen) Wache und lassen nur diejenigen eintreten, die ihre Scheu vor dem Abenteuer überwinden. Auf die jungen Heldinnen und Helden warten die Herausforderungen des steilen Hanganstiegs sowie der märchenbehafteten Waldrandsituation, die manch eine Überraschung bereithält.
Im mittigen Bereich des Spielplatzes muss zunächst ‚Die Unordnung‘ überwunden werden, – eine wilde Ansammlung aus Balken, Seilen, Netzen und in der Höhe hängenden Nestern – bevor die mittlere Spielterrasse erreicht ist. Als Belohnung wartet hier die große Rutsche mit einer besonders langen und steilen Abfahrt den Hang hinunter. Im östlichen Grundstücksbereich stellt sich den Kindern zunächst eine große Schaukel in den Weg. Der weitere Aufstieg führt durch Theklas Spinnennetz den Hang hinauf zum Hexenhäuschen und dem ‚fiesen Matschloch‘, einem Matschspielbereich ohne offenes Wasser.
Der westliche Aufstieg ist als Märchenparcour von Schneiderleins Tischchen, Schneewittchens Spiegel und anderen märchenhaften Erscheinungen eingerahmt.
Das Osterhäuschen ist selbst nicht ins Spielkonzept einbezogen, da sich eine deutliche Trennung seines Standorts durch die Vegetation von der übrigen Spielfläche ergibt.
Stattdessen kann das Osterhaus als Witterungsschutzhütte und Aufenthaltsbereich für Erwachsene und Jugendliche angeboten werden.
Der Waldspielplatz als wichtiger Baustein zur Stärkung des Wohnstandortes Altstadt
Das Projekt Waldspielplatz/Osterhäuschen ist eine in einer ganzen Reihe von Maßnahmen im Rahmen des Förderprogramms Wachstum und nachhaltige Erneuerung, den Burgberg und den angrenzenden Grüngürtel für unterschiedliche Nutzergruppen attraktiver zu gestalten. Der Waldspielplatz mit seiner Ausrichtung auf naturnahes Spiel ist ein wichtiger Baustein, der Ausbau der Burgbergwege mit einem neuen Beschilderungssystem und Infotafeln wird wie der Waldspielplatz im Jahr 2023 baulich umgesetzt. Mittelfristig ist geplant, die an den Waldspielplatz unmittelbar angrenzenden Gartengrundstücke oberhalb der Hermann-Schafft-Schule in ein Naturerlebniszentrum auszubauen. Diese drei Bausteine stärken nicht nur den dicht bebauten Wohnstandort Altstadt, sie schaffen auch einen einzigartigen Lern- und Spielerlebnisraum für die Homberger Schulen und Kindertagesstätten (insbesondere der Wald-Kita am Burgberg und der Altstadt-Kita) und sollen auch die Attraktivität für Einheimische, Touristinnen und Touristen sowie Gäste erhöhen.
Burgberg mit wechselvoller Geschichte und vielen Veränderungen
Der Burgberg hat im Laufe seiner wechselvollen Geschichte viele Veränderungen erfahren, die sich in Teilen noch im Erscheinungsbild abbilden. Der baumlose Wehrberg im Mittelalter, erste Aufforstungen im 19.Jahrhundert, Flanierort für die bürgerliche Stadtgesellschaft der Biedermeier- und Gründerzeit, aktuell die sichtbaren Auswirkungen des Klimawandels. Derzeit ist der Burgberg hauptsächlich Naherholungsort, touristischer Anziehungspunkt und dient dem Naturschutz.
Das Osterhäuschen ist ein Teil dieser Geschichte. Der schlechte bauliche Zustand, fehlende Nutzungen und der fortlaufende Vandalismus erzwingen nun den Abriss des Gebäudes. Ohne einen Neubau oder Hinweis würde ein Teil des „kollektiven Gedächtnisses“ der Hombergerinnen und Homberger verschwinden. Der Abriss und detailgetreue Aufbau sind aus Sicht des Denkmalschutzes, aber auch im Hinblick auf die geschilderten Probleme keine Option. Stattdessen ist ein als solcher, erkennbarer Neubau, der die Kubatur und die Dachform aufnimmt und mit der Tragekonstruktion aus Holz und der Sockelgestaltung aus Sandstein auf das frühere Gebäude Bezug nimmt ohne es zu imitieren, die sinnvolle Alternative. Auf diese Weise bleibt das Osterhäuschen als historisch bedeutsamer Ort erhalten und wird gleichzeitig einer zeitgemäßen Nutzung zugeführt. (di/beg)
3 Kommentare
Unser Hohmberg!
… da kann ich mich dem Kommentar von „Freier Bürger“ nur anschließen. Das alte Herbsthäuschen war verschlossen, wurde von Vandalen beschmiert und zerstört. Wie naiv ist man eigentlich in der homberger Politik zu glauben dass ein überteuertes , neues „offenes Herbsthäuschen“ nicht von Vandalen beschmiert und zerstört wird !!! Die reinste Verschwendung von Steuergeldern – zumal im Homberger Geldsäckle eh kein Cent für Personal , Pflege-/ und Erhaltungsmaßnahmen zur Verfügung stehen. So ist das eben in Homberg , man macht Klimmzüge an Fördertöpfen. Man baut neue Begegnungsstätten und die alten Immobilien verkommen im Leerstand.
Erst vergammeln lassen.
Jetzt mit viel Geld wird etwas gebaut, was keiner braucht.
Vergammeln lässt man auch die Burgbergaußengastronomie
https://www.homberger-hingucker.de/homberg-verfaellt-show-statt-substanz/
Und hat kein Geld für einen Kindergarten, der seit Jahren geplant wurde.
https://www.homberger-hingucker.de/wernswiger-kindergarten-kann-warten-waldspielplatz-am-burgberg-ist-wichtiger/
Um mal etwas vom Hess. Rundfunk zu übernehmen:
Ich finde das “ Ganz schön blöd „
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