Ausstellung im Rathaus Baunatal bis 24. Februar
BAUNATAL. Der Schmerz, die Angst und die Sehnsucht sind groß; doch ebenso stark ist die Hoffnung auf ein baldiges Ende des Schreckens, auf die Rückkehr in die Heimat und auf ein Wiedersehen mit geliebten Menschen, die in der Ukraine noch immer täglich dem Kriegsgeschehen ausgesetzt sind.
All diese Emotionen kamen bei der Vernissage zur neuen Ausstellung im Rathaus am Dienstagabend zum Ausdruck und ließen wohl keinen der zahlreich erschienenen Gäste unberührt.
Gezeigt werden im Foyer bis zum 24. Februar Bilder von Frauen, die aus der Ukraine geflüchtet sind und, viele mit ihren Kindern, derzeit in Baunatal leben. Entstanden sind die teils fröhlichen, farbenfrohen, teils traurig-melancholisch anmutenden Bilder in der Malschule der Baunataler Musikschule. Dort hatte Malschul-Dozentin Nino Balkhamishvili im Frühjahr 22 einen Kurs für geflüchtete Frauen ins Leben gerufen, der große Resonanz findet. Die 30 Frauen, darunter Visagistinnen, Designerinnen, Fotografinnen und Künstlerinnen, seien sehr stark und sehr talentiert, stellte sie fest. Ihre Empfindungen bringen die Frauen teils in Öl, teils in Acryl auf der Leinwand oder mit der Fotokamera zum Ausdruck.
„Das ist die emotionalste Ausstellung, die es im Rathaus je gegeben hat. Denn Freud‘ und Leid liegen heute dicht beieinander“, brachte Bürgermeisterin Manuela Strube diesen besonderen Abend auf den Punkt. Zuvor hatte sie die Besucherinnen und Besucher willkommen geheißen. „Ich begrüße Sie heute Abend mit gemischten Gefühlen“, sagte Manuela Strube. Denn einerseits sei es eine große Freude, die wunderbaren Werke der Frauen im Rathaus zu präsentieren und dazu so viele interessierte Gäste begrüßen zu dürfen. Doch sei der Anlass ein trauriger, erinnerte sie an den Kriegsbeginn vor knapp einem Jahr.
An der Finanzierung des Malkurs-Projekts hatten sich die Stadt und der Landkreis Kassel beteiligt, berichtete die Bürgermeisterin. Ihr Dank galt den Baunatalerinnen und Baunatalern für deren Hilfe und Unterstützung für die Menschen in der Ukraine. So hatte die Stadt auch ein Spendenkonto eingerichtet. Ein Teil der eingegangenen Gelder werde für Hilfsprojekte in der Ukraine verwendet, mit einem anderen Teil unterstütze man unter anderem Angebote für geflüchtete Frauen in Baunatal wie diesen Malkurs.
Mit dem Erlös aus dem Verkauf der Bilder werde ein Kinderheim in der Ukraine unterstützt, erläuterte Nino Balkhamishvili. „Unser Ziel ist es, Kindern zu helfen. Denn es ist das größte Verbrechen, Kindern ihre Kindheit zu nehmen“, stellte sie fest. Ein großer Dank der Stadt und der Malgruppe um Nino Balkhamishvili geht auch an die Besucher der Vernissage, die am Eröffnungsabend rund 340 Euro gespendet haben.
Musikalisch umrahmte die junge ukrainische Journalistin und Sängerin Katerina Makarova, die seit fünf Jahren in Kassel lebt, den Abend. Höhepunkt war das gemeinsam mit den Künstlerinnen sehr gefühlvoll vorgetragene Lied über ihre Heimat, das vom Frühling in der Ukraine und der Zuversicht, dass alles wieder gut wird, handelte.
Ein Wiedersehen u.a. mit den Frauen aus dem Malkurs gibt es beim „Fest der Begegnung“ anlässlich des Weltfrauentags am 11. März im Vereinshaus Am Erlenbach. Ab 17 Uhr sind dazu auch alle Baunatalerinnen und natürlich Gäste der Stadt herzlich willkommen.
Unter der Überschrift „Farbe der Ukraine – Frauen aus der Ukraine“ organisiert Nino Balkhamishvili zudem jede Woche im Zentrum Rembrandtstraße in Altenbauna Workshops für alle Frauen. „Mein Anliegen dabei ist die Integration“, sagt sie. (pm/beg)