SCHWALMSTADT-TREYSA. Sascha Gömpel (37) arbeitet heute da, wo er als Schüler nicht gern hingegangen ist.
Seine Noten in der allgemeinbildenden Schule waren nicht die besten. Die Hochschulreife holte er erst später nach. „Ich habe einen ähnlichen Werdegang wie meine Schüler. Das hilft mir als Lehrer und bringt Akzeptanz, weil ich vieles nachfühlen kann.“ Gömpel löst zum 31. Januar 2023 Elisabeth Schindelmann als Abteilungsleitung der Friedrich-Trost-Schule (FTS) ab.
Die FTS ist einer von drei Standorten der Hephata-Förderschule in Schwalmstadt-Treysa. Gemeinsam mit der neuen stellvertretenden Abteilungsleitung, Theresa Hepp, wird Sascha Gömpel für die zirka 170 Schüler*innen der Hephata-Berufsschule verantwortlich sein. Vollkommen neu ist das für den 37-Jährigen nicht. Er ist bereits seit 2017 Elisabeth Schindelmanns Stellvertreter. Nun kommt der nächste Schritt, wobei der Berufsweg erst gar nicht Richtung Lehramt führen sollte.
Techniker für Maschinenbau
Nach seiner Schulzeit an der Carl-Bantzer-Schule in Ziegenhain machte Sascha Gömpel eine dreieinhalbjährige Ausbildung zum Industriemechaniker bei der Horn & Bauer Group und arbeitete später bei der Werkzeugmaschinenbau GmbH (WMZ). Daran schloss sich eine Vollzeit-Weiterbildung zum staatlich geprüften Techniker für Maschinenbau in Kirchhain an, bei der er auch seine Hochschulreife erlangte. Vor allen Dingen bekam er hier auch Interesse an einem neuen Beruf: „Sowohl in der Berufs- als auch in der Fachschule hatte ich zwei Lehrer, da dachte ich: Von denen müsste es mehrere geben. Die haben einen so kreativen Unterricht gemacht und mich inspiriert. Auch wenn ich es damals für unrealistisch hielt, dass ich selbst Lehrer werden könnte.“
Seine heutige Ehefrau, ebenfalls Lehrerin, motivierte ihn, seinen Traum zu verwirklichen. Gömpel ging an die Uni Kassel und studierte Lehramt für Haupt- und Realschule, legte seinen Vorbereitungsdienst (ehemals Referendariat) in der Schule im Ostergrund in Treysa ab und landete schließlich 2015 an der Hephata-Förderschule. „Wir brauchten ein festes Einkommen, da meine Frau gerade in Elternzeit war. Die Schule im Ostergrund konnte mich nicht übernehmen. Es war eigentlich aus der Not heraus. Aber ich habe es bis heute nicht bereut.“
Zunächst war Sascha Gömpel an der Ludwig-Braun-Schule tätig und entwickelte das Projekt „Logout statt Knockout“, das sich den Themen Mediennutzung und -sucht bei Kindern und Jugendlichen widmet. Nach einem halben Jahr wechselte er als Lehrer für Metallbau und Politik und Wirtschaft an die Friedrich-Trost-Schule, absolvierte 2020 die Weiterbildung für Hephata-Führungskräfte „Leiten & Lernen“.
Digitale und analoge Methoden mixen
Was gefällt ihm an der Förderschule? „Ich habe hier ganz andere Gestaltungsmöglichkeiten und Freiheiten, die ich an staatlichen Schulen nicht hätte. Hier kann man noch Lehrer sein.“ Und was zeichnet einen guten aus? „Ich will als Lehrer individuell und zeitgemäß, offen für Neues und empathiefähig sein, digitale und analoge Unterrichtsmethoden mixen. Ich sehe mich eher als Mentor oder Coach auf Augenhöhe und mit einer gesunden Distanz.“
Gömpel steht in seinem Unterricht zum Beispiel nicht an der Tafel, sondern sitzt mit in der Lerngruppe. Seine Schülerinnen sollen selbstorganisiert, fächerübergreifend und ausschließlich in Projekten lernen: Sie bekommen eine Arbeitsmappe in Form eines E-Books, die sie in einem bestimmten Zeitraum bearbeiten müssen. An welchem Tag sich die Schülerinnen mit welcher Aufgabe beschäftigen, entscheiden sie individuell. „Außerdem ist mir auch eine positive Fehlerkultur sehr wichtig: Was haben wir, was habe ich in der vergangenen Woche gut oder schlecht gemacht? Was ist schiefgelaufen? Fehler sind nichts Schlimmes, wenn man zusammen aus ihnen lernt.“
Für das 17-köpfige Kollegium der FTS werde es weiterhin darum gehen, die Schülerinnen ins Zentrum der Arbeit zu stellen. „Wenn die Schülerinnen gern in die Schule kommen, kann man es gar nicht verhindern, dass sie auch lernen“, meint Gömpel. Und andersherum müssten sich auch die Kollegen wohlfühlen: „Was brauchen wir als Lehrkräfte? Wie muss der Arbeitsort Schule aussehen? Wie können wir unsere eigenen Arbeits- und Lehrräume gestalten? Was können wir aus anderen Bereichen in die Schule übertragen?“, diese und andere Fragen wolle er mit dem Kollegium weiter bearbeiten.
Familie, Fußball, Feuerwehr und Florida
Und wenn er das nicht macht? „Meine Familie kommt für mich an erster Stelle“, dazu gehören seine Ehefrau Katha, die beiden gemeinsamen Söhne Ben (8) und Fin (3) sowie Labradorhündin Lana. Mit seinen Eltern leben sie in einem Zwei-Familienhaus. „Wenn ich mit meinem Hund im Feld laufe, kommen mir oft die besten Ideen. Das ist schon fast ein Ritual.“ Außerdem kickt Gömpel in der Freizeitelf des TSV Florshain im Mittelfeld und ist aktiv bei der Freiwilligen Feuerwehr. „Ein sehr großes Hobby von meiner Frau und mir ist das Reisen. Unser Lieblingsziel ist Florida in den USA, auch weil wir dort Familie haben.“
Sein berufliches Ziel erreicht Gömpel mittlerweile jeden Tag: „Ich bin sehr dankbar für meine Ausbildung, die Erfahrungen, die ich in der Region sammeln konnte, und das Vertrauen, das mir Menschen auf meinem Weg immer wieder geschenkt haben. Diese Aspekte weiterzugeben, wird auch ein Teil meines neuen Jobs sein.“ (pm)
2 Kommentare
Wenn man sich auf den Hosenboden Setzt, dann ist auch ein ordentlicher Abschluss im Nachgang möglich, leider haben nicht viele den Ehrgeiz dazu.
Meinen Glückwunsch Herr Gömpel
Na geht doch !!! 😉
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