Kuschelige Diskussion im Stadtparlament
SCHWALMSTADT. Es ist etwa ein Jahr her, als die Fraktionen von CDU, FW, FDP und BfS einen Sperrvermerk für das Stadtmarketing (noch 40.000 Euro gesperrt) und einen weiteren für das Projekt zukunftsfähiges Schwalmstadt (80.000 Euro) durchsetzen. Am Donnerstagabend stand deren Aufhebung auf der Tagesordnung.
Das Rathaus hat inzwischen Projektbeschreibungen vorgelegt. Neben den üblichen Aktivitäten im Bereich der Förderung des Einzelhandels, Aktionstage – beispielsweise Marktgeschehen rund um den Platz beim Goldesel – ist unter anderem eine Erweiterung des Bauernmarktes und die Ausstellung „Die Maschinen des Leonardo da Vincis“ geplant. Im Bereich des gewerblichen Leerstandes ist eine Ergänzung der Citymap und eventuell die Gestaltung der entsprechenden Schaufenster geplant. Die Produktion von Broschüren für die Stadtkerne Treysa und Ziegenhain befinden sich ebenfalls in der Umsetzung. Außerdem ist die Installation entsprechender Technik zur Erfassung von Gäste- beziehungsweise Passanten-Frequenzen an unterschiedlichen Standorten geplant.
- Bürgermeister Kreuter: erklärte, dass bei der Aufstellung des Haushaltes 2023 die Mittel komplett abgesetzt wurden. Genannt sind Maximalbeträge.
- Engin Eroglu (FW) hat das Gefühl, auch der Bürgermeister sei mit dem Stadtmarketing nicht ganz zufrieden. „Wollen Sie da etwas ändern?“ So lautet seine Frage. Der Freiwillige Betrag für das Stadtmarketing liege im hohen sechsstelligen, bald im siebenstelligen Bereich. Kritik äußerte er an der Errichtung einer Stabsstelle durch den Amtsvorgänger und aktuell darüber, dass die Ausstellungsstücke (Leonardo da Vinci) in die Geschäfte sollen, ohne vorher die Geschäftsleute zu fragen und an der Ausweitung von CityMap, die ein schlechter Abklatsch von Google Maps sei. Das sei rausgeschmissenes Geld.
- Sebastian Vogt (SPD) freute sich, dass die Blockadehaltung aufgelöst ist und damit die Wirtschafts- und Tourismusförderung wieder arbeitsfähig wird.
- Dr. Constantin Schmitt (FDP) stellte fest, es sei keine Blockadehaltung gewesen. Die Zählgemeinschaft wollte mehr konkrete Informationen. Er bittet darum, zukünftig jeweils eine Kleine Projektskizze von maximal 1 Seite anzufertigen über Ziele und Ausgaben. Er setzt auf einen Neuanfang mit einem neuen Bürgermeister. Dieser habe jetzt einen Vertrauensvorschuss. Der Sperrvermerk hätte auch letztes Jahr nach wenigen Monaten wieder weg sein können.
- Dirk Spengler (CDU) erklärte, der Sperrvermerk sei nur ein Mittel zur Kontrolle durch das Parlament gewesen. Der Bürgermeister hatte Projektskizzen ohne Zahlen vorgelegt. Jetzt gehe es um Kommunikation.
- Bürgermeister Tobias Kreuter erklärte, CityMap laufe auf der Google Oberfläche. Die Leonardo da Vinci Ausstellung habe noch offene Punkte, die bekannt waren.
Die Stadtverordnetenversammlung stimmte schließlich einstimmig für die Aufhebung beider Sperrvermerke. Eine ziemlich ungewohnte Problemlösungsmentalität in der Schwalmstädter Stadtverordnetenversammlung. (Rainer Sander)
2 Kommentare
Ich wundere gerade über mich selbst aber ich muss tatsächlich eingestehen dass Eroglu mal recht hat. Das Stadtmarketing als Stabsstelle müsste eigentlich direkt die Eigenständigkeit in der jetzigen Form verlieren. Wenn ich da lese was Jahr für Jahr an Steuergeldern regelrecht verbrannt werden wird mir übel. Wie viel der Leonardo da Vinci Quatsch kostet will man lieber auch nicht wissen. Die Erkenntnis, dass es an der Komunikation Mangelt überrascht mich. Es ist doch nichts Neues, dass die werten Experten vom Stadtmarketing aus ihrem Wolkenkuckucksheim-Büro in der Bahnhofstraße schon seit Jahren die Wünsche und Nöte der Gewerbesteuerzahlenden ignorieren. Mein Vorschlag wäre: Macht den ganzen Mist zu und gebt das Budget von fast einer Million Euro irgendeiner Baufirma mit dem Auftrag vielleicht mal die teils absurd maroden Straßen nach und nach auszubessern. Davon haben alle was. Oder steckts in die Kitas. Wegen mir der Tiernothilfe. Stattet die öffentlichen Gebäude mit Photovoltaik aus. Stellt paar Leute zusätzlich am Bauhof ein. Bepflanzt die öffentlichen Grünflächen mit Bäumen und Büschen die höhere Temperaturen besser abkönnen um besser auf Hitzewellen vorbereitet zu sein. Ganz egal was aber das Stadtmarketing ist in Sachen Überflüssigkeit und sinnloses verbrennen von Steuergeldern einfach nicht tragbar.
Ich bin gerade platt. Wollte hier vorschlagen, dass die CityMap, die hier ja angesprochen wurde, mal in eine mobile App wandern sollte. Jetzt habe ich gesehen, dass es tatsächlich eine mobile App gibt „entdecke Schwalmstadt“. Ich bin jedoch fassungslos wie diese App entwickelte wurde und wie die Integration hier erfolgt. Im Sinne einer nutzergerechten Usability wurde hier offensichtlich gekonnt am Nutzer und deren Nutzbarkeit vorbei entwickelt. Wurde das wirklich so aus der Stadtkasse bezahlt?
Für Schwachsinn halte ich die Citymap keinesfalls. Haben Sie sich diese Map mal angeschaut Herr Bürgermeister? Im ersten Moment wirkt diese Map tatsächlich wie ein Spiegel von Google, aber es enthält viel mehr und interessantere Details, die genau für die Bürger von Schwalmstadt von Relevanz sind und die Google wahrscheinlich so niemals darstellen würde bzw. könnte. Hier bitte ich unbedingt, nicht alles pauschal negativ abzutun und sich mit entsprechender Materie auseinanderzusetzen. Die Grundidee ist gut, die Umsetzung nicht und die weitere Nutzbarkeit noch viel weniger. In meinen Augen muss da Interaktion rein. Familien bewerten Spielplätze, können Bilder hochladen und gewissen Content produzieren. So wäre es schön zu sehen, was denn nun, z.B. ein Spielplatz für Geräte hat, für welche Altersgruppen er geeignet ist, etc.. So entstehen Mehrwerte, die dann auch konkrete Nutzung nach sich ziehen.
Eine mobile App wäre für Schwalmstadt das Richtige, damit man dort auch Dinge findet, die unsere Stadt Schwalmstadt betreffen. Aber damit muss man sich eben mal beschäftigen. Nutzer befragen und schauen was einzelne Anspruchsgruppen für Ansprüche an eine mobile App setzen würden. Vor allem um auch mal die ausländischen Bürger richtig abholen zu können, indem man zB über Mülltrennung auf entsprechenden Sprachen informiert.
Es ist wirklich traurig zu sehen, welche Potentiale die Stadt verschenkt, weil noch immer kein Stück in Richtung Digitalisierung voran getrieben wird. Ziel sollte doch mal sein, vorausschauend zu denken und mal prüfen, wie Digitalisierung der Stadt helfen könnte. Dies gilt auch, zB für Verwaltungsstellen, die über kurz oder lang, durch Einsatz von Digitalisierung geschrumpft bzw. an entsprechenden Stellen, unterstützt werden könnten… auch weil der demographische Wandel das spätestens in 10 Jahren eh fordern wird.
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