Überdurchschnittliches Wachstum
ALSFELD | SCHWALMSTADT. Von Extremsituationen im Jahr 2022 sprach der Vorstandsvorsitzende der VR Bank HessenLand eG Helmut Euler bei der Bilanz-Pressekonferenz in Schwalmstadt. Am 5. Januar verzeichnete der DAX seinen Höchststand, am 24. Februar stand die Welt auf dem Kopf.
Die Corona-Auswirkungen waren längst noch nicht vorüber, hinzu kamen Sorgen um die Verfügbarkeit von Material, Krieg in Europa, explodierende Energiekosten, Umgang mit einer Rekordinflation und schließlich eine deutliche Zinswende. Aus negativen Zinsen ging es direkt in ein hohes Zinsniveau. Hinzu kamen unruhige Zeiten an den Börsen. So verzeichneten Anleihen und Aktien die schlechteste Performance seit 1931, also 90 Jahren.
„Die Betriebe“, so Euler, „wie auch die Banken hatten alle Hände voll zu tun, die Unternehmen stabil durch diese Zeit zu steuern. Darüber hinaus wird die Verfügbarkeit von passendem Personal immer mehr zum begrenzenden Geschäftsfaktor.“ Das gilt für Banken und Betriebe gleichermaßen.
Überdurchschnittliches Wachstum von Kundeneinlagen
Die VR Bank HessenLand eG kann auf ein erfolgreiches Geschäftsjahr zurückblicken. Das Kundenverhalten zeige keine außergewöhnlichen Reaktionen auf die Situation. Insolvenzen seien nicht gestiegen. Tatsächlich verzeichnet die VR Bank HessenLand bei Krediten und Einlagen ein deutlich höheres Wachstum als erwartet. Das betreute Kundenvolumen wuchs um 179 Millionen Euro auf über 3,5 Mrd. Euro. Treiber des Wachstums waren die bilanziellen Kundeneinlagen. Ihr Bestand erhöhte sich um 125 Millionen Euro oder 10,5 Prozent.
Im bundesdeutschen Durchschnitt verzeichneten Banken lediglich ein Plus von 2,5 Prozent. Es gab nicht mehr Soll-Stellungen in 2022 als in 2021.
Ebenfalls gestiegene Kreditzusagen
Ebenfalls deutlich gestiegen sind die Kreditzusagen. 28 Millionen Euro sind hinzugekommen und steigern das Kreditvolumen um 9,3 Prozent auf 330 Millionen Euro. Geändert haben sich die Entscheidungsgrundlagen. Höhere Baukosten und höhere Zinsen haben die Immobilienfinanzierungen komplett verändert. Hier ist ein Rückgang zu verzeichnen. Es wird in Energiesparmaßnahmen investiert und in erneuerbare Energien, beispielsweise in Freiflächenanlagen. Das wird auch im begonnenen Jahr 2023 der Schwerpunkt sein.
Die Erhöhung der bilanziellen Kundenforderungen (Einlagen), die sich fast gleichmäßig auf das Firmen- und Privatkundengeschäft (55 Prozent / 45 Prozent) verteilt, betrug 8,6 Prozent (Durchschnitt 6,4 Prozent). Die Geldanlagen von Kunden, die die Bank über ihre Partner im Finanzverbund betreut (Union Investment, DZ Bank, R+V Versicherung, Bausparkasse Schwäbisch Hall), reduzierten sich infolge der Börsenentwicklung um 4,7 Prozent.
Überdurchschnittliches Jahresergebnis
Die ordentliche Ertragslage bewertet der Vorstand im Wettbewerbsvergleich einer sehr guten Aufwands-Ertragsrelation von 51,9 Prozent. Das heißt, für jeden verdienten Euro, muss die VR Bank HessenLand eG 52 Cent aufbringen. In diesem Bereich liegen nur sechs Prozent der Genossenschaftsbanken.
Das Eigenkapital wuchs gleichzeitig um 3,8 Millionen Euro, beziehungsweise 1,7 Prozent auf 230 Millionen Euro. Die Gesamtkapitalquote, mit der Kredite abgesichert werden müssen, liegt bei 16,8 Prozent, die harte Kernkapitalquote bei 15 Prozent.
Nach Abzug der erheblichen zinsinduzierten Bewertungskorrekturen verbleibt ein Ergebnis aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit von 8,6 Millionen Euro.
Automatensprengungen belasten – Dividende bleibt
Erhebliche Auswirkungen auf das Jahresergebnis hatten auch die Sprengungen von Geldautomaten. 450 waren es in Deutschland insgesamt, sechsmal traf es die VR Bank HessenLand eG. Oft sind die Gebäude danach in ihrer Statik so beeinträchtigt, dass sie nicht mehr nutzbar sind. Die Versicherungsprämien steigen in der Folge erheblich.
Die Bank zahlt ihren 40.931 Mitgliedern unverändert eine Dividende von drei Prozent auf die 33 Millionen Euro Genossenschaftsanteile.
VR Bank wichtiger Steuerzahler und Förderer der Region
Der Steueraufwand der VR Bank HessenLand und ihrer Tochtergesellschaften beträgt 5,1 Millionen Euro. Für die Kommunen bedeutet dies eine Gewerbesteuereinnahme von 2,4 Millionen Euro. Gleichzeitig fördert die Bank gemeinnützige Zwecke mit 200.000 Euro für insgesamt 174 Projekte. Im Bereich Crowdfunding den wurden bereits 718.250 Euro gesammelt, bei einem Bank-Anteil von 319.835 Euro. Hier werden 99 Projekte von 6.552 begleitet.
Anfang des Jahres wurde das neue BeratungsZentrum im „Schwalm-Carree“ in Treysa in Betrieb genommen. Die grundlegende Renovierung im BeratungsZentrum Alsfeld findet im Frühjahr dieses Jahres ihren Abschluss. Es folgen die bereits begonnene Investition in Homberg/Ohm und im Anschluss die Renovierung des BeratungsZentrum Kirchhain.
Mit der Entwicklung der Tochtergesellschaften zeigt sich der Vorstand zufrieden. In den Unternehmungen werden neben den 248 Bankangestellten außerdem 203 Mitarbeiter beschäftigt.
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Das Kundenverhalten hat sich verändert. 2.532.000 Zahlungen erfolgten kontaktlos (plus 378 Prozent), 3.369.000-mal wurde dafür die GiroCard benutzt (plus 39 Prozent). Bargeldabhebungen an Geldautomaten gingen indes um 32 Prozent auf 837.000 zurück. Die BankingApp wird inzwischen von 14.876 Kunden genutzt (plus 106 Prozent), für das Online-Banking entscheiden sich 28.275 Kunden (plus 30 Prozent).
Erfreuliches Resümee und verhaltener Optimismus
Der Vorstand freut sich, dass sich die mittelständische Wirtschaft bislang äußerst robust und anpassungsfähig zeigt, so Euler. Der Vorstand blickt trotz der herausfordernden Rahmenbedingungen verhalten optimistisch in die Zukunft: „Besonders in schwierigen Zeiten kommt es darauf an, ein wichtiger Stabilitätsanker für unsere Kunden zu sein.“ (rs)