FRANKENBERG. Inmitten der Vorweihnachtsidylle wurde in Frankenberg ein Verbrechen aufgedeckt: Die Fälscherwerkstatt eines Verbrecherduos ist aufgeflogen. Jahrelang hatte das Duo Kunstwerke von Philipp Soldan gefälscht und als Originale verkauft. Während der Razzia konnte die Polizei auch einen der beiden mutmaßlichen Täter an Ort und Stelle festnehmen. Ein zweiter Täter ist auf der Flucht.
Was sich liest wie ein Verbrechen, ist in Wirklichkeit das neueste Outdoor-Freizeiterlebnis in Frankenberg (Eder): Stadtkrimis! Die Stadt Frankenberg hat die Krimi-Route gemeinsam mit Stadtkrimi-Gründerin Leonie Mimpen-Becker entwickelt und jetzt vorgestellt. „Wir wollen auch für Besucher und Einheimische immer wieder Neues anbieten“, freut sich Bürgermeister Heß über das neue Angebot, das auch über das Landesprogramm Zukunft Innenstadt gefördert wird. „Es geht darum, die Stadt mal anders zu erleben. Für uns ist auch wichtig, Philipp Soldan nach vorne zu bringen“. Darum spielten seine Werke in dem Fall eine zentrale Rolle. „Der Stadtkrimi ist auch noch ein tolles Weihnachtsgeschenk“, fügt Heß hinzu.
„Stadtkrimis sind eine Kombination aus Stadtführung, Spaziergang und Krimispiel“, erklärt Loenie Mimpen-Becker, die in diesem Jahr in Nordhessen auch schon in anderen Städten Stadtkrimis an den Start gebracht hat. Das Spielprinzip ist einfach: Via App oder mit gedrucktem Begleitheft können Hobbydetektive auf Verbrecherjagt gehen. Dabei sind jede Menge Rätsel zu lösen, um den Tätern auf die Spur zu kommen. Die Spieler erlaufen sich währenddessen die Stadt und lernen ganz neue Seiten kennen. Rund zweieinhalb Stunden sollte man für die Lösung des Falles einplanen. Aber: „Man ist zeitlich unabhängig und das Spiel ist kein Wettbewerb“, so die studierte Wirtschaftsinformatikerin Mimpen-Becker. Es gehe um den Spaß am Spiel und „es dauert so lange wie es dauert und man kann Pausen machen wie man will – zum Beispiel zum Einkaufen oder zwischendrin einen Kaffee trinken.“ In den anderen Städten laufe es bisher super, das Interesse sei groß. „Man läuft, man spielt und man erfährt etwas über die Stadt“, fasst die Stadtkrimis-Macherin die Vorteile zusammen.
„In Frankenberg geht es darum, einen flüchtigen Fälscher zu finden und ein Original unter den Fälschungen zu identifizieren“, erläutert Jörg Näther von der Stadt die Ausgangssituation des Spiels. „Dabei geht es ganz nebenbei auch um die Werke von Philipp Soldan und seine Vielseitigkeit als Künstler.“ Gemeinsam mit Wirtschaftsförderin Evelin Jacobs hat er Leonie Mimpen-Becker bei der Erstellung der Geschichte unterstützt. Gemeinsam ist so nach und nach der Krimi-Fall entstanden. Weitere Routen könnten folgen, auch fremdsprachige Versionen der Philipp-Soldan-Route sind in Zukunft denkbar. Start der Tour ist an der Wehrweide, der Fall führt die Hobbydetektive dann rund zweieinhalb Kilometer durch Alt- und Neustadt.
Um den Kriminalfall zu lösen wird entweder ein Smartphone oder ein Tablet benötigt, dazu die kostenfreie Stadtkrimis-App aus dem entsprechenden App-Store. Darüber hinaus gibt es den Stadtkrimi auch analog. Dann rätselt man mit einem gedruckten Heft aus Papier – erhältlich derzeit in der Ederbergland Touristik am Untermarkt 12 in Frankenberg oder im Online-Shop auf www.stadtkrimis.de. Die digitale Route kostet Hobbydetektive 6,99 Euro, das Heft kostet 8,99 Euro. (pm)
Das Bild: Original und Fälschung von Philipp-Soldan-Werken im Blick haben die Macher der ersten Stadtkrimi-Route in Frankenberg (v. l.): Bürgermeister Rüdiger Heß, Stadtkrimi-Erfinderin Leonie Mimpen-Becker, Evelin Jacobs und Jörg Näther.