SCHWALMSTADT-TREYSA. Vier Jahre lang war die „Ergänzende Unabhängige Teilhabeberatung“ (EUTB) in der Treysaer Bahnhofstraße eine niedrigschwellige Anlaufstelle für alle Fragen nicht nur rund um das Thema Behinderung.
Zum Ende des Jahres muss die Beratungsstelle schließen – die Anträge der Hephata Diakonie auf eine Folgefinanzierung sind durch den Bund nicht bewilligt worden.
„Dass wir dieses wichtige Angebot nicht fortführen können, ist wirklich sehr bedauerlich und ein großer Verlust“, findet Marion Springs, die von Beginn im Januar 2019 an als unabhängige Teilhabeberaterin in dem von der Hephata Diakonie angemieteten Büro in der Bahnhofstraße tätig gewesen ist.
In hunderten Beratungsgesprächen ist es ihr und ihren Kollegen in den vergangenen vier Jahren gelungen, Menschen mit ganz unterschiedlichen Fragen und Problemen beim Zugang in das für sie passende Hilfesystem zu unterstützen.
„Ob Wohnungslosigkeit, Suchterkrankung, Überschuldung oder einfach nur die Frage, wie eine Pflegestufe beantragt wird oder was bei der Beantragung eines Schwerbehindertenausweises zu beachten ist – die Fragen und Probleme der Klienten in unserer Beratungsstelle waren sehr facettenreich und wir konnten dabei jeweils unsere Lotsen- und Netzwerkerfunktion wahrnehmen“, berichtet Springs.
Neben Marion Springs haben zuletzt mit Sabine Schleicher und Tamara Lohse zwei weitere Beraterinnen mit einem geringeren Stellenanteil hauptamtlich in der EUTB gearbeitet. „Manchmal war es in den Beratungsgesprächen auch einfach nur wichtig, zuzuhören und den Menschen ein Ohr zu schenken“, berichtet Sabine Schleicher, die im Schwerpunkt Menschen mit seelischer Behinderung beraten hat.
Für Tamara Lohse und die ehrenamtlich mitarbeitende Franziska Rösch war es vor allem die Arbeit mit den Peers, die das Angebot der EUTB so wertvoll gemacht hat. Peers sind Experten in eigener Sache – in der EUTB Menschen mit Behinderungen, die sich mit den sie betreffenden Themen besonders gut auskennen und ihr erlangtes Wissen und ihre Erfahrungen an Beratungssuchende weitergeben.
Fabian Schades Schwerpunkt waren Beratungen rund um gesunde Ernährung, er hat zudem auch Vorträge beispielsweise in Schulen oder Behörden gehalten. Christoph Spannknebels Steckenpferd ist das Thema Reisen mit Behinderung und Jörg Blumenauer kennt sich besonders gut aus mit Hilfsmitteln für Menschen mit körperlicher Behinderung.
Finanziert worden sind das Büro und die hauptamtlichen Stellen vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales. „Wir haben dafür gekämpft, dass es weitergeht“, berichtet Christoph Spanknebel. Doch leider sei der Antrag abgelehnt worden. Bis zum Jahreswechsel steht das Team noch für Beratungsanfragen zur Verfügung, zum 1. Januar werden Büro, Telefon und die Internetseite www.eutb-beratungsstelle.de samt anonymer Chat-Möglichkeit geschlossen. (wal)
Das Bild: Das EUTB-Team verabschiedet sich aus der Treysaer Bahnhhofstraße (von links): Sabine Schleicher, Christoph Spanknebel, Tamara Lohse, Fabian Schade, Marion Springs und Franziska Rösch.