Neue Sonderausstellung im Naturkundemuseum Kassel
KASSEL. Am Donnerstag, 8. Dezember, öffnet die neue Sonderausstellung „Elefanten – Wildtiere und Kulturikonen“ des Naturkundemuseums Kassel.
Fantastische Rekonstruktionen, lebensgroße Modelle, teils eigens für die Ausstellung hergestellt, und viel Wissenswertes über das Leben und die Geschichte(n) der noch lebenden, zum Teil bereits ausgestorbenen, in jedem Fall aber bedrohten Rüsseltiere wurden mit viel Liebe in Szene gesetzt. Auch der Kasseler Goethe-Elefant aus der Menagerie des Landgrafen Friedrich II. ist als lebensgroße Rekonstruktion zurückgekehrt und ein Höhepunkt der Ausstellung.
„Elefanten beeindrucken Jung und Alt. Von den urzeitlichen Mammuts über heilige Elefanten bis hin zu Nutz- und Kriegstieren, koloniale Jagdbeute und Zirkusattraktion. Elefanten haben eine lange und wechselvolle Geschichte, in der Menschen oft eine eher unrühmliche Rolle spielen“, führt Kulturdezernentin Dr. Susanne Völker in die Welt der eindrucksvollen Säugetiere ein und ergänzt: „Die eigens vom Team des Naturkundemuseums entwickelte Ausstellung zeigt die Dickhäuter in ihrer ganzen Vielfalt und Faszination und nimmt die Besucherinnen und Besucher mit auf eine Entdeckungsreise zu den grauen Riesen. Dafür gilt allen Beteiligten herzlicher Dank.“
Der Goethe-Elefant und ein Elefantenschädel aus dem 3D-Drucker
Viele der ausgestellten Objekte, wie ausgewachsene Mammuts, Zirkuselefanten und ausgestorbene Rüsseltiere, sind in den detailreich gebauten Inszenierungen zu entdecken. Unter den eigens für die Ausstellung hergestellten Modellen ist auch ein „Liebling des Volkes“ des 18. Jahrhunderts: der Kasseler Goethe-Elefant. Er galt seinerzeit als das Juwel in der Menagerie des Landgrafen Friedrich II. und kam später zu wissenschaftlichem Ruhm. Wie alle Modelle wurde auch er liebevoll in Szene gesetzt.
„Einen ganz besonderen Höhepunkt der Ausstellung stellt in diesem Zusammenhang auch der neue und einzigartige 3D-Ausdruck des Schädels des Kasseler Goethe-Elefanten in Originalgröße dar. Er wurde in Vorbereitung der Ausstellung schon vor genau einem Jahr von einem Team der Jade Hochschule aus Oldenburg unter Leitung des 3D-Scan-Spezialisten Prof. Dr. Luhmann angefertigt. Mit neuester Technik gescannt und im 3D-Drucker ausgedruckt, ist der hoch komplizierte, geöffnete Schädel vom Original kaum zu unterscheiden. Eigens für diese Ausstellung haben wir in bewährter Zusammenarbeit Modelle von der Firma DI.MA. DinoMakers aus Italien sowie Rekonstruktionen von der Firma Expo-Fauna anfertigen lassen. Sie ergänzen Originalpräparate und sind die Hauptattraktionen dieser Ausstellung“, erläutert Dr. Kai Füldner, Leiter der städtischen Museen.
„Diese zukünftig als Wanderausstellung konzipierte Präsentation ist eine weitere Kooperation mit der erfahrenen Firma eli – eine lose idee – GmbH aus Königstein. Das Ausstellungskonzept sowie alle Schautafeln und der Dioramenbau stammen vom qualifizierten und routinierten Team des Naturkundemuseums Kassel.“
Die Sonderausstellung widmet sich sowohl ausgestorbenen und zuweilen etwas skurril anmutenden Rüsseltieren und ihren Verwandten als auch den drei heute noch lebenden Elefantenarten. Einen weiteren Schwerpunkt der Ausstellung bildet ihre zum Teil enge Verbindung mit den Menschen. Von der eher seltenen Jagdbeute avancierten die Elefanten in Südostasien schon vor Tausenden von Jahren zu Begleitern des Menschen. Doch erst, nachdem sie gezähmt wurden, konnten sie als gewaltige Arbeitstiere oder für den Krieg verwendet werden. In einigen ihrer Heimatländer werden Elefanten noch heute als Gottheiten verehrt. Ein „asiatisches Zimmer“ informiert in der Ausstellung umfangreich über die Kulturgeschichte der Elefanten in Asien, inklusive einer nachempfundenen Elefantenfalle.
Lebensraumverlust und Wilderei bedrohen Bestände
In freier Wildbahn haben ausgewachsene Elefanten eigentlich keine natürlichen Feinde, nur der Mensch stellte und stellt eine Gefahr für sie dar. Hannibal, der karthagische Feldherr, der nicht nur mit etwa 10.000 Pferden, sondern auch mit 37 Elefanten über die Alpen und gegen Rom zog, wird interaktiv präsentiert. Seine Elefanten starben schon kurz nach der ersten Schlacht. Erst spät kamen Elefanten in die Menagerien der Fürstenhäuser Europas und wurden schließlich über zoologische Gärten einer breiten Öffentlichkeit zugänglich.
Die erste substantielle Bedrohung erfuhren die Großtiere in der Kolonialzeit. Die ausufernde Jagdlust der Großwildjäger führte zu massenhaftem Töten; einzelne Jäger erlegten bis zu 4.000 Elefanten. Durch den zunehmenden Lebensraumverlust sowie der Wilderei infolge des noch immer boomenden Elfenbeinhandels derzeit könnten die Elefanten vielleicht schon in einigen Jahrzehnten ausgestorben sein.
Der Rückgang der Elefantenbestände ist dramatisch: Zwei der drei Arten, der Afrikanische Savannenelefant und der Asiatische Elefant, sind stark gefährdet, die dritte, der Afrikanische Waldelefant, ist akut vom Aussterben bedroht.
Das Ausstellungsteam des Naturkundemuseums beleuchtet auch diese ernste Seite des Themas, stellt aber auch viele Projekte und Initiativen vor, die Hoffnung machen: Die Ausweisung neuer Schutzgebiete, die Bekämpfung der Wilderei und des illegalen Elfenbeinhandels, schärfere Gesetze und Verbote sowie Aufklärung sollen dabei helfen, dass sich nachfolgende Generationen an diesen großartigen Geschöpfen erfreuen können. Die kurzweilige, interaktive und umfassende Ausstellung zu Geschichte und Leben der beliebten grauen Riesen ist bis zum 3. September 2023 im Naturkundemuseum Kassel zu sehen. (pm)
Öffnungszeiten:
Di-Sa 10-17 Uhr,
Mi 10-20 Uhr,
So 10-18 Uhr.
Eintrittspreise:
Erwachsene 4,50 Euro,
Jugendliche (6-17 J.) und ermäßigter Eintritt 3,- Euro,
Gruppen pro Person 3,- Euro,
Schulklassen pro Person 1,- Euro,
Führung (Höchstteilnehmerzahl: 9 Personen; Dauer: 45 Min.) 30,- Euro.
Information und Anmeldung:
Dienstag bis Freitag von 10.30 bis 16.30 Uhr unter (0561) 787-4066
www.naturkundemuseum-kassel.de
naturkundemuseum@kassel.de