Von Kriegsfolgen im Kreis, Kultur in der Provinz und Herren „in total nacktem Zustand“
KASSEL (pm). Der Krieg in der Ukraine dominiert nach wie vor die täglichen Nachrichten, und er spielt auch im neuen Jahrbuch des Kreises eine Rolle.
„Denn die Tatsache, dass nur rund 1.500 Kilometer entfernt tagtäglich Menschen vertrieben, verletzt oder getötet werden, belastet alle und stellt auch uns im Kreis vor große Herausforderungen“, sagt Landrat Andreas Siebert. Welche konkreten Folgen der Krieg im Landkreis hat, wird an einigen Beispielen im neuen Jahrbuch geschildert.
Das Schwerpunkt-Thema der aktuellen Ausgabe ist dagegen erfreulich: Es geht um Kunst und Kultur im Landkreis, um kulturelles Erbe, um die große Bedeutung kultureller Veranstaltungen in der „Provinz“ oder auch um besonders reizvolle Veranstaltungsorte. Die Hoffnung, dass die Corona-Pandemie im neuen Jahrbuch keine Rolle mehr spielen würde, hat sich nicht erfüllt. Deshalb wird eine Zwischenbilanz in Sachen Impfzentrum gezogen: „Hier haben wir eine hessenweit einzigartige Infrastruktur aufgebaut“, so Siebert, der auf höchst beeindruckende Zahlen verweist: Bis Ende Oktober 2022 wurden am alten Flughafen in Calden rund 250.000 Menschen geimpft. Es versteht sich von selbst, dass das Jahrbuch wieder etliche regionalgeschichtlichen Beiträge enthält, etwa über die Zinnsoldaten, die von Wilhelmsthal nach Calden „marschiert“ sind, über einen Kessel, in dem nicht nur Wäsche gewaschen, sondern auch Wurst gekocht wurde und über Badeschiffe auf der Fulda, von denen aus nur Männer ins Wasser springen durften – und das zum Ärger vieler Passanten, bisweilen „in total nacktem Zustand“ taten. Bewegend ist dagegen die Geschichte des Dorfschulmeisters Löwenstein auf Meimbressen, dessen Leben 1944 im Ghetto Theresienstadt endete. Beklemmend auch ein Text über die Ausschreitungen im November 1938 in diesem Ort. Der Autor dieses Beitrages nennt auch die maßgeblichen Anführer des damaligen Pogroms.
Themawechsel: Das Wetter spielte in den vergangenen Monaten wieder einmal verrückt: Im Sommer war es extrem heiß und viel zu trocken, im September für die Jahreszeit außergewöhnlich kühl und der viel zitierte goldene Oktober brachte viel Sonne mit rekordverdächtigen Temperaturen: Das Klima hat sich offenkundig verändert. Mit welchen „Werkzeugen“ die Kommunen auf die klimatischen Veränderungen reagieren können, und wie die Belastungen auch unter extremer Hitze für die Menschen begrenzt werden können, beleuchtet ein ausführlicher Beitrag in der neuen Jahrbuch-Ausgabe. Es soll an dieser Stelle wieder darauf hingewiesen werden, dass die Beiträge auch im aktuellen Jahrbuch ausschließlich von ehrenamtlichen Autorinnen und Autoren verfasst wurden, die – ebenso wie die Mitglieder des Redaktionsbeirates – alle zur Vorstellung der neuen Ausgabe eingeladen wurde. Ohne sie alle, bestätigte Landrat Siebert, könnte das Jahrbuch mit einem so breiten Themenspektrum nicht erscheinen. Im zweiten Teil des Jahrbuchs findet sich übrigens wie immer der Rückblick aller 28 Kreiskommunen, des Tierparks sowie des Landkreises selbst auf wichtige Ereignisse im zurückliegenden Jahr.
Das Jahrbuch 2023 ist ab sofort zum Preis von 8,00 Euro im Buchhandel, im Kreishaus sowie den Kommunen des Kreises erhältlich und kann auch per Post (für 8 Euro zuzüglich Versandkosten) über die Landkreisverwaltung (Vanessa Heimes, Tel.: 0561/1003-1329, E-Mail: vanessa-heimes@landkreiskassel.de) (pm)