369 + 370 = 360
BORKEN | SCHWALMSTADT. Die kleinen Sparkassen und Raiffeisenbanken gelten als deutscher Fels in der internationalen Brandung systemrelevanter Großbanken. Die betriebswirtschaftlichen und marktwirtschaftlichen Gesetze gelten auch für Kreditinstitute. Was sich nicht rechnet, das geht nicht. So rollt die Fusionswelle über die Republik. Im Schwalm-Eder-Kreis regiert die Kreissparkasse.
Nur zwei kleine Sparkassen trotzen den Gesetzen der Wirtschaftlichkeit. Ein bisschen Geld „bleibt immer noch über“, das eine oder andere finanzieren die Geldhäuser noch in ihren Städten. Dass eine Kommune große Gewinne abschöpft, ist indes schon lange nur noch Wunschdenken. So sind Sparkassen letztlich auch ein wenig Prestigeobjekte und bevor sie fusionieren, sollte die Zukunft der Mitarbeiter, insbesondere der leitenden Mitarbeiter sichergestellt sein.
Stadtparlamente müssen noch zustimmen
Borken war bis vor kurzem sogar die einzige Stadt in Hessen mit eigenständiger Stadtsparkasse und Raiffeisenbank. Letztere hat gerade erst mit Bad Salzungen in Thüringen fusioniert, die auch Hauptsitz ist. Nun ist die Stadtsparkasse an der Reihe. Sie würde nach einem internen Papier, das nh24 vorliegt und einer Pressemitteilung entspricht, auch Hauptsitz der fusionierten Sparkasse Borken-Schwalmstadt, wenn die Stadtverordneten Versammlungen beider Städte in ihren jeweiligen Sitzungen am 17. November 2022 zeitgleich zustimmen.
Juniorpartner ist also die etwas größere Stadtsparkasse Schwalmstadt. Nach der Rangliste deutscher Sparkassen vom 31. Dezember 2021 rangiert die Borkener Sparkasse mit einer Bilanzsumme von 208 Millionen Euro auf dem 370. und damit letzten Platz. Mit 264 Millionen Euro liegt die Schwalmstädter Stadtsparkasse auf dem 369. und also vorletzten Rang. Mit der Vereinigung wird die fusionierte Sparkasse nicht automatisch zu einer großen. Bei einer Gesamt-Bilanzsumme von 472 Millionen Euro klettert sie gerade mal um neun Plätze nach oben und verdrängt die Sparkasse Barsinghausen von Rang 360.
Bei den Kundeneinlagen liegt Schwalmstadt mit knapp 200 Millionen Euro vor Borken mit 158 Millionen Euro. Dafür spart man in Borken mehr: 41 Millionen Euro an Einlagen, weist die Borkener Sparkasse auf, die Schwalmstädter fast 33 Millionen Euro. Kundenkredite ausgegeben hat Schwalmstadt aktuell 146 Millionen Euro, Borken 114 Millionen Euro.
Verband sieht beide Sparkassen allein als nicht überlebensfähig
Nun muss bei der Fusion von zwei kleinen nicht automatisch alles wirtschaftlich sein. Die Vorstände und Verwaltungsräte beider Sparkassen sowie die beiden Bürgermeister Stefan Pinhard und Marcel Pritsch haben am vergangenen Freitag (21. Oktober 2022) einstimmig für das Zusammengehen gestimmt und betonen, dass mit der Vereinigung immerhin eine größere, leistungsfähigere und zugleich unverändert sehr dezentral aufgestellte Sparkasse entsteht. Deren Entscheidungen blieben weiterhin auf die beiden bisherigen Geschäftsgebiet fokussiert. Vorteile besonderer Nähe zu Kundinnen und Kunden und ihren Bedürfnissen also erhalten.
Beide Seiten stellen fest, dass die Sparkasse Borken-Schwalmstadt weiterhin zu den eher kleinen Instituten in Hessen und Thüringen gehören. Die Frage, ob die vereinigte Sparkasse eine ausreichende Betriebsgröße aufweise, um künftigen Anforderungen Rechnung zu tragen, werde vom Sparkassen- und Giroverband Hessen-Thüringen (SGVHT) bejaht, der dann Potenzial sieht, wenn die vereinigte Sparkasse bei konsequenter Ausrichtung an den Erfordernissen eigenständig bleiben. Die Zukunftsfähigkeit der beiden Stadtsparkassen in ihrer bisherigen Stand-Alone Aufstellung sieht der SGVHT – laut Fusionspapier – hingegen als nicht gesichert an.
Unmittelbare Trägerschaft durch beide Städte bleibt erhalten
Aufgrund der Einlagenbestände und ihren hohen Marktanteilen verfügten beide Sparkassen über eine solide Grundertragskraft für eine gemeinsame positive Entwicklung in der Zukunft. Die angestrebte partnerschaftliche Vereinigung auf Augenhöhe sei eine gute Basis für ein zügiges und erfolgreiches Zusammenwachsen der beiden Institute.
Beide Verwaltungsräte sehen in der Fusion den geeigneten und sinnvollen Schritt, um in Zukunft stabil und leistungsfähig aufgestellt zu sein. Über Wochen und Monate habe man vertrauensvoll miteinander und mit dem Sparkassenverband gesprochen. Das Hessische Sparkassengesetz eröffne den Trägerkommunen die Option, die Stadtsparkassen zu vereinigen und das vereinigte Institut in gemeinsamer Trägerschaft fortzuführen, sodass die unmittelbare Trägerschaft durch die beiden Städte erhalten bleibt.
Umsetzung zum 1. Juli, rückwirkend zum 1. Januar 2023
Wenn alle Beschlüsse gefasst sind und der Zeitplan eingehalten wird, erfolgt die Vereinigung beider Stadtsparkassen zum 1. Juli 2023 rückwirkend zum 1. Januar 2023. Die Stadtverordneten beider Städte werden am 1. November 2022 zu interfraktionellen Gesprächen eingeladen. Sitz des Institutes soll – wie erwähnt – Borken sein. Schwalmstadt wird Hauptniederlassung mit vergleichbarem Angebot.
Ein Stellenabbau soll vermieden werden, alle Mitarbeiter würden gebraucht. Die Teams würden sich ergänzen und gemeinsam den gestiegenen regulatorischen Anforderungen und den Herausforderungen der Digitalisierung nachzukommen.
Reicht das?
Die Kosten der Fusion werden bisher nicht genannt. Eine Frage, die alle beantworten müssen, ist, ob diese Fusion ausreicht und nicht kurz danach doch die nächste Fusion kommt, die dann noch einmal Ausgaben verursacht.
Dabei ist die Kreissparkasse Schwalm-Eder nicht etwa eine große Sparkasse. Mit etwas mehr als 2,5 Milliarden Euro Bilanzsumme rangiert sie weit hinter den Großen auf Platz 189. Die Top 25 weisen Bilanzsummen zwischen 10 Milliarden und 60 Milliarden Euro auf. Sie werden zukünftig die Taktgeber im Sparkassen-Bereich sein. (rs)
16 Kommentare
Wir waren viele Jahre Kunden von der „Stadtspaßkasse „Treysa und sind dann zur VR Bank gewechselt und wir Bereuen diesen Schritt bis Heute nicht.
Witzig finde ich, dass viele hier denken, dass eine Fusion sehr schlecht sei und viele Probleme nach sich zieht. Früher oder später müssen diese Banken eh umdenken, und zwar so richtig umdenken. In Zeiten der Digitalisierung und im Zuge des Generationenwechsels sind die alten Banken für junge Leute eh nicht mehr tragbar bzw nutzbar. Struktur sind veraltet und bleiben es auch nach der Fusion, Abläufe nicht mehr zeitgemäß und das Onlineangebot bei vielen einfach nur noch zum Weinen! Seit Jahren nutze ich keine VR Bank oder Sparkasse mehr. Selbst Direktbanken wie DKB sind nicht mehr modern heute. Banken wie N26 oder C24 sprechen junge Erwachsene viel stärker mit Ihrem Angebot an. Von daher ist diese Fusion ein notwendiges Übel. Über die Zeit wird auch diese kleine Bank wahrscheinlich mal mit der KSKSE fusionieren müssen….
Ich selbst habe noch keine Erfahrungen mit Onlinebanken gemacht. Aber bin Kunde von der Vr Bank Hessenland. Die sind ja auch fusioniert damals und sind teils kreuz und quer verteilt. Schlussendlich war es damals auch nur gewisse Panikmache. Wie oft geht man noch zu seinen Bankberater? 1x im Jahr? Meist regel ich alles telefonisch und wenn es mal ein Termin in einer Filiale ist kann ich auch dieses eine Mal dahin fahren. Da fällt es auch nicht ins Gewicht ob ich nach Treysa Ziegenhain oder Alsfeld muss. Hier gibt es teilweise viele irrationale Bedenken. Was aber klar ist das die Hintergründe oder sagen wir die Vorteile nicht nachvollziehbar sind für DIESEN Fall. Warum der eigentliche Juniorpartner der Chef ist. Warum es eine Fusion mit einer Bank gibt wenn man trotzdem am Ende der Liste (oder knapp davor) steht.
Liebe Stadtverordnete,
auch von mir der eindringleiche Appell stimmt gegen diese Pläne.
Ich war mein Leben lang Kunde bei der Raiffeisenbank Schwalmstadt. Bei der Fusion zur VR-Bank Hessenland e.G. flatterte ein Schreiben mir zu in dem stand es würde durch dei Fusion für alle alles besser. Stimmte nicht. Die Mitarbeiter wurden schikaniert und wenn sie in Treysa waren nach Alsfeld oder Gilserberg versetzt. Kontoführungsgebühren zeitnah erhöht usw.
Nach über 175 Jahren sollte die Stadt ihre Sparkasse nicht aus den Händen geben. Man hat bei der SPK durch Filalschliessungen, Umstrukturierungen usw. auf die Herausforderungen der Zeit reagiert, jetzt will man es sich leisten als grösserer JUNIORPARTNER
eine Fusion einzugehen? Das kann es nicht sein.
Also Stadtverordnete, ihr bekommt bei nh24 oft ziemliche Kritik, jetzt reisst euch mal für Schwalmstadt zusammen und stimmt gegen die Fusion, ihr seid eurem Gewissen und nicht dem Parteibuch verpflichtet!
Was läuft da schief? Zum 175 jährigen Jubiläum vor drei Jahren wurde noch alles positiv dargestellt. Wenn die alten Vorstände wüssten, was aus ihrem Sparkässle geworden ist, würden sie sich im Grab umdrehen.
Man stellte sich immer als ertragstark und eigenkapitalstark dar. Nun ist die Kohle wohl weg.
In der Bilanz tauchen teure Firmenfahrzeuge auf. Unter Bundesanzeiger.de ist nachzulesen, dass die Vorstände von 40 Mitarbeitern fürstliche Vergütungen eingestrichen .
Diese Fusion widerspricht jeder Logik. Zwei schwache Partner sollen unter alter Führung besser werden?
Man will sich seine Pfründe sichern. Größere Sparkasse ergibt mehr Geld für die Führung. Eigentlich sind die Vorstände von der Verantwortung zu entbinden.
Hoffentlich verhindern die Stadtverordneten diese schwachsinnige Fusion. Sie sollten stattdessen eine Fusion mit einem stärkeren Partner eingehen.
Diese Fusion ist einfach nur Schwachsinn. Damit verbrennt man nur Geld, denn solche Fusionen sind extrem kostspielig. Und am Ende wird aus den zwei kleinsten Sparkassen Deutschlands die acht kleinste. Da ist die Zukunftsfähigkeit garantiert gesichert. Schon die deutlich größeren Institute haben richtig Probleme im aktuellen Marktumfeld. Aber die die verantwortlichen Personen in der neuen Zwergen Sparkasse haben, bestimmt die Lizenz zum Geld drucken. Da wird das dann schon klappen. Wer das glaubt, merkt man wirklich nicht, was gerade am Bankmarkt los ist.
Liebe Mitbürger, fragt euch doch mal wer wirklich davon etwas hat. Es werden nur wenige sein deren Taschen sich durch diese Fusion mit zusätzlichen Euro`s füllen.
Einfach wechseln.Werde das auch tun.Online ist in.
wechseln wegen einer Fusion?? Einfach nur lächerlich . Ja dann viel Glück bei der Suche nach einer günstigen Onlinebank ohne jeglichen Kundenservice und ganz viel Anonymität.
Wofür braucht man denn heute bitte noch den Kundenservice? Ich nutze seit 15 Jahren DKB, seit 4 Jahren N26 und neuerdings auch noch C24 und habe weder im Service noch in der Nutzung irgendwelche Probleme gehabt… und das auch ALLES kostenlos. Während ich für ein Online-Modell bei den Sparkassen 4,- € pro Monat zahlen muss + Karte jährlich + Zwangsdokumentation, etc etc etc. Ganz ehrlich keine der Banken Vor-Ort bietet mir in irgendeiner Art und Weise einen Vorteil! Selbst Geld abheben und einzahlen kann ich mittlerweile kostenlos bei Rewe oder ähnlichen mit C24.
Frank Sie dürfen halt nicht nur an sich denken. Es gibt genug Menschen die eben nicht so IT affin wie Sie sind. Denken Sie mal an Senioren oder Bewohner von Hephata usw. Diese Kunden muss man auch mitnehmen. Die sind dann auch bereit den Service zu bezahlen und damit auch die Arbeitsplätze.
Genau so ist es. Sicherlich kann darüber diskutiert werden, ob ein Online-Konto incl. ApplePay, App-Banking, oder 24 Stunden Bargeldservice einer Sparkasse unbedingt mit Entgelten belegt sein muss. Jeder soll doch einfach frei entscheiden, was es ihm persönlich bringt ist ein Konto vor Ort zu haben. Wer persönliche Beratung oder Bedienung wünscht, bekommt sie auch und ist auch bereit etwas dafür zu bezahlen. Es gibt genug Menschen die genau dies suchen. Wer dies nicht wünscht wählt eine Direktbank oder Bargeld von REWE am Sonntag vor verschlossen Türen. Angemerkt sei noch, dass nicht jeder Zugang zum Dienstleistungsangebot einer Direktbank bekommt und es deshalb wichtig ist Sparkassen oder Banken vor Ort zu haben. Nicht zuletzt auch wenn es um mehr als Bargeld und das elektronische Bezahlen geht.
Sinn macht diese Fusion keinen! Die Wettbewerbsfähigkeit verbessert sich überhaupt nicht: die beiden Städte sollten darüber nachdenken eine Fusion mit der größeren Kreissparkasse zu machen. Dadurch hätten beide Kommunen Einnahmen durch die Abwicklung der Gewährträgerschaft. Einzige Profiteure sind die beiden Vorstände. Vorstände werden nach Bilanzsumme bezahlt. Diese verdoppelt sich ja, wie zu lesen ist.
Ich bin gespannt was die Politiker in Schwalmstadt daraus machen! Diesmal alle zusammenhalten und gegen die Fusion stimmen!
Also aus dem Text werde ich nicht so wirklich schlau. Es fusionieren jetzt zwei Banken. Die kleinere von beiden welche auf dem letzten Rang steht wird Hauptniederlassung während die größere Juniorpartner wird. Die Mitarbeiter und die Standorte sollen wohl in ihrer Form erhalten bleiben. Die Fusion als solche ändert anscheinend auch nur minimal etwas an der Lage weil die nächste Fusion ja eventuell wieder ansteht. Die Verwaltungsgremien bei beiden Standorten bleiben auch erhalten. Jetzt stellt sich mir die Frage wofür die Fusion nun eigentlich durchgeführt wird? Man hätte doch im Zweifel auch ohne Fusion eine Zusammenarbeit anstreben können? Wieso wird die kleinere und somit zukünftig weniger gesicherte Sparkasse das Ruder in die Hand nehmen wenn die Stadtsparkasse Schwalmstadt doch wesentlich größere Summen und Kunden verwaltet? Beide Verwaltungsgremien bleiben erhalten? Für mich hört sich das irgendwie an als würden mir aller Gewalt Egos befriedigt werden. Ein Verwaltungsgremium und klare schlanke Strukturen sind doch eigentlich das Ziel einer Fusion? Ich bin nicht grundsätzlich gegen soetwas weil heutzutage Banken in dem Umfang auch nicht mehr aufgesucht werden wie es früher noch der Fall war. Nur irgendwas ist hier doch Faul und mich beschleicht der Gedanke, dass die Schwalmstädter sich über den Tisch ziehen lassen haben 🙂
Sehr schade!
Dann habe ich auch keinen Grund mehr, der Stadtsparkasse Schwalmstadt treu zu bleiben.
Dann kann man sich auch eine Onlinebank für alles nehmen. Als nächstes kommt dann wahrscheinlich die Kreissparkasse und holt sich die beiden.
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