Bilder, Videos und Interviews im Rathaus Lohfelden
LOHFELDEN. Wann sind wir irgendwo angekommen? Wer kommt wo an, kann bleiben und wer nicht? Woran merken wir und andere, dass man überhaupt irgendwo ankommen kann, wenn sich der Ort, an dem wir ankommen, ständig verändert. Treffen Ankommende irgendwann auf Angekommene? Solche aus verschiedenen Zeiträumen, mit verschiedenen Fluchtursachen?
All diese Fragen und noch viele mehr haben eine Gruppe junger Menschen über einen langen Zeitraum beschäftigt. Maike Oertel hat zur gestern eröffneten Ausstellung im Lohfeldener Rathaus erklärt, dass diese das Produkt von zwei Jahren Vorlauf sei. Immer mit dabei waren Kameras, ob Foto oder Video, denn junge Menschen aus Lohfelden und Kassel haben über einen Zeitraum von zwei Jahren Menschen interviewt, die aus unterschiedlichen Gründen nach Deutschland gekommen sind. Die produzierten Filme, Interviews und Bilder werden nun der Öffentlichkeit vorgestellt.
Bundesmittel für Projekt
Ermöglicht hat das Projekt die Förderung durch das Bundesministerium für Forschung und Bildung über die Türkische Gemeinde in Deutschland im Rahmen des Bundesprogramms Kultur macht stark.
Mike Huntemann war als Medienpädagoge in dem Projekt und einer von ganz vielen Fachleuten und Profis. „Viele“, so Frau Oertel, sind irgendwann angekommen, auch der Italiener um die Ecke mit der guten Pizza. Sie erinnert sich, dass die Stimmung „wir schaffen das“ plötzlich weg war, als ein Krieg in Europa ausgebrochen ist. Die zentrale Frage in den Interviews war, „fühlen sie sich wohl in Deutschland und warum?“ Menschen, die angekommen sind, reden darüber, Neuankömmlinge nicht, hat sie festgestellt.
Ausstellung in drei Teilen bis 23. November
Die Ausstellung ist aufgeteilt in das Kreative der Workshops mit Farben und Medien. Jugendliche sagen im Video „ich wünsche Dir …“ Zoe, Sarah und andere wurden interviewt. Auch Susann (37) die vor rund 50 Besuchern der Vernissage stolz berichtet, dass sie, angekommen im Jahr 2016, inzwischen kurz vor dem Abschluss einer Ausbildung als Erzieherin steht.
Als Gast dabei auch Hans-Werner Patzki (Oberst a. D.). Er war bei der denkwürdigen Bürgerversammlung mit Walter Lübcke dabei und danach erster Leiter der Erstaufnahmeeinrichtung in Lohfelden Bilder – auch von der Gruppenreise nach Kiel – sprechen für sich. Die Ausstellung soll ein Augenöffner sein und kann bis 23.11.2022 im Lohfeldener Rathaus während der Öffnungszeiten besucht werden. Und: Wer weiß, vielleicht sind wir selbst irgendwann auf dem Weg in ein fremdes Land, irgendwo auf dieser Welt und freuen uns, dort ankommen zu können. (rs)