Baunataler Stadtverordnete diskutieren Energiebericht
BAUNATAL. Der Baunataler Energiebericht für das Jahr 2021 gibt Auskunft über den jährlichen Energieverbrauch in den städtischen Liegenschaften. Er setzt damit den Beschluss der Stadtverordnetenversammlung vom 03. Februar 2014 um. Erstmalig gibt es in diesem Jahr für jede Liegenschaft ein eigenes Datenblatt zum Energieverbrauch im Strom- und Wärmebereich.
So beschreibt es die Vorlage auf der Tagesordnung. Darauf ist sofort zu erkennen, wie das jeweilige Gebäude aktuell energetisch aufgestellt ist. Eine Verbrauchsgrafik der letzten 5 Jahre ist ebenfalls dargestellt. Daraus können direkt Handlungsbedarfe abgeleitet werden sowie Veränderungen durch umgesetzte Maßnahmen. Eine zusammenfassende Bewertung nach Gebäudegruppen gibt es weiterhin. Der Energiebericht gibt aber auch weiterhin einen Überblick über die in Baunatal umgesetzten Aktivitäten zum Thema Ausbau der erneuerbaren Energien. Stadtverordnetenvorsteher Reiner Heine (SPD) eröffnete damit die Tagesordnung der gestrigen Sitzung der Stadtverordneten in der Stadthalle.
- Erster Stadtrat Daniel Jung (SPD) hatte bereits angekündigt, die Berichtsform umfassend zu ändern. Bisher waren die Berichte immer ein Rückblick ohne Steuerungswirkung in der zweiten Jahreshälfte des Folgejahres. Die Stadtverordneten hätten aber Energieziele formuliert. Dafür sei eine ausführliche Darstellung mit Vergleichsdaten wichtig. Als Beispiel für Energiesparen nannte er die LED-Straßenbeleuchtung. Sie habe die Kosten trotz Vergrößerung des Straßennetzes um 75 Prozent gesenkt. Für jedes Gebäude sind Strom- und Wärmeverbrauch erfasst. So können Haushaltsmittel präzise zugeordnet werden. Das reize einen „Wettbewerb“ um sparsame Nutzung an. Zu jedem Objekt sind auch die Handlungsmaßnahmen verknüpft, sodass notwendige und sinnvolle Maßnahmen ablesbar und planbar sind. Zukünftig werden auch die CO2-Bilanz und der Wasserverbrauch dargestellt.
Jonas Böhme will Solarpflicht, PV Darlehen und zertifikatefreien statt grünen Strom
- Jonas Böhme (B90/GRÜNE) stellte im Rückblick auf die letzten Berichte zwar eine Verbesserung, insbesondere durch die Gebäudeblätter. Durch Zusatzwissen sei vieles ergänzt worden. Trotzdem gäbe es einiges zu bemängeln. In Baunatal existierten immer noch zu wenige PV Anlagen, eine Solarpflicht sei notwendig, aber es sei schön, dass wegen der E-Mobilität Gespräche mit der EAM laufen. In der Fernwärme, die für den Erzeuger (die Kraftwerksgesellschaft von VW) ein Abfallprodukt ist, sieht er ein Problem und eine Abhängigkeit von einem einzigen Lieferanten. Finanzielle Anreize könnten etwas bewirken. Die Abschaffung des zinslosen PV-Darlehens war falsch. Das Bild von der Einsparung im Bericht sei falsch, weil der Aqua-Park als größter Verbraucher lange wegen Corona geschlossen war. Der AquaPark habe energetischen Sanierungsbedarf. Auch das Rathaus sei lange nicht energetisch saniert worden. Hätte die Stadt das immer getan, stünde sie besser da. Diesmal werde falsch berichtet. Die Energieneutralität der EAM wird zum großen Teil über Energiezertifikate definiert. Das sei nicht wirklich grüner Strom.
- Dr. Rainer Oswald (FDP) findet, dass der Montag immer wieder Überraschungen bietet. Er hatte gedacht, dass der umfangreiche Bericht viele Möglichkeiten bietet, zu entscheiden. Im Hinblick auf den Beitrag von Herrn Böhme erklärte er, der Strommarkt sei nicht beeinflussbar durch die Stadt Baunatal. Wenn man genau hinschaue, dann müsse man erklären, dass auch die PV-Anlagen aus China kommen, wo sie mit Kohlestrom produziert werden.
- Tim Kaiser (SPD) sieht als Kommunalpolitiker in dem Bericht eine große Hilfe. Durch die Online-Version sei er auch transparent. Es sei zu erkennen, dass das Rathaus eine energetische Katastrophe sei und auch die Musikschule durch die Stromkosten wegen einer Anlage zur Regelung der Luftfeuchte nach oben ausschert.
Sebastian Stüssel: Bericht für STAVO Baunatal, nicht fürs Europaparlament
- Sebastian Stüssel (CDU) wundert sich „in welchem Parlament wir sind. Im Europaparlament?“ Das sei ein Bericht für die Stadt Baunatal. Schade, dass die Baunataler GRÜNEN über Zertifikate-Handel diskutieren wollen. Es gäbe nur ein Stromnetz und das Parlament müsse mit den Gegebenheiten vor Ort umgehen: „Jetzt wissen wir, welche Priorisierungen wir vornehmen müssen. Beim nächsten Tagesordnungspunkt würde man sehen, „dass wir gar nicht alles umsetzen können.“ Von den GRÜNEN komme kein einziger Antrag, sondern nur Kritik. Bisher gab es keine einzige Anregung. Dank Saskia Skaley (Energiebeauftragte der Stadt) fühle er sich durch die Vorlage des Berichtes ermuntert, Baunatal zu gestalten.
- Luftbefeuchtung sei wegen der Instrumente nötig in der Musikschule, weiß Jonas Böhme (B90/GRÜNE). Herr Rost habe übrigens sehr viele Anträge eingebracht, erklärte er mit Blick auf die Äußerung von Herrn Stüssel.
- Andreas Mock (CDU) stellt intensives Wassersparen infrage. Er erinnert sich „dunkel“ an Magistratszeiten, in denen immer wieder gespült werden musste, weil zu wenig Wasser durch die Kanäle fließt. Dann kann man das Wasser auch verbrauchen.
- Erster Stadtrat Daniel Jung (SPD) direkt dazu: dass sei in der Tat die Kehrseite. Bisher gäbe es keine Wasserknappheit in Baunatal, aber viel Wasser komme vom Gruppenwasserwerk Fritzlar-Homberg. Dort könne man die Herkunft des Wassers schwer einschätzen.
Mehr als Kenntnisnahme war nicht gefragt
Der Magistrat empfahl die Beschlussformulierung: Die Stadtverordnetenversammlung nimmt den Energiebericht 2021 zur Kenntnis. Das haben die Parlamentarier mit der intensiven Diskussion mehr als getan. (Rainer Sander)