Neues Buch beschreibt Keltenregion Dörnberg
KASSEL. Ein wenig Ordnung ins Wirrwarr haben Dr. Udo Schlitzberger und Klaus Fröhlich gebracht. Zumindest in Nordhessen. Mit ihrem Buch „Keltenzeit im Norden Hessens“ haben sich die beiden Autoren auf ein Terrain begeben, dass die landeskundliche Archäologie bisher wenig interessiert hat. Der hessische Kelten-Äquator wurde an der Achse Dünsberg – Christenberg – Milseburg gezogen.
Nördlich davon gab es keine Kelten – zumindest nicht offiziell – trotz vieler Funde und Hinweise. Auf 216 Seiten haben der ehemalige Landrat des Kreises Kassel, Dr. Udo Schlitzberger und der vielleicht aktivste Freizeit-Kelten-und-Römer-Forscher, der ehemalige Autohaus-Inhaber Klaus Fröhlich aus Dörnberg, alle Funde und Fundstätten zusammengestellt und vorgestellt, mit Karten und Bildern, Fundbeschreibungen und zeitlichen Zusammenhängen entsteht ein Bild, das in seiner Gesamtheit bisher noch nicht gezeichnet wurde.
Der Dörnberg als Zentrum
In der Buch-Präsentation im Kasseler Landratsamt am Mittwoch formulierte Klaus Fröhlich dazu die passenden Worte: „Wenn jemand Ringwälle baut wie Kelten und Gefäße töpfert wie Kelten, dann ist er Kelte!“
Dr. Schlitzberger fand es schön, mal wieder im Kreishaus reden zu dürfen. Zum Leben der Kelten und Chatten habe es eine Forschungslücke gegeben, vieles sei nie erforscht und erkundet worden. Schwerpunkt der vorliegenden Veröffentlichung aus dem Euregio-Verlag sei der Dörnberg. Hier hat die Universität Mainz vor mehr als zehn Jahren Ausgrabungen vorgenommen. Leider, so Klaus Fröhlich, durften nur sechs Quadratkilometer untersucht werden.
Verrückte Dinge gemacht
Klaus Fröhlich war für die kartografische Arbeit und die Arbeit am Computer zuständig und habe die Dinge zusammengebracht, die Schlitzberger, der vor seiner politischen Karriere unter anderem Geschichtslehrer gewesen ist, in Fragmenten gedacht hat. „Wir haben verrückte Dinge gemacht“, schilderte Fröhlich. Es hat kein zusammenhängendes Werk gegeben und so haben die beiden Autoren unter anderem 46 Bände über Fundberichte in Hessen ausgewertet und in einer Excel-Datei mit 90 Seiten zusammengetragen. In einem VHS-Kurs mit gleich gesinnten, zum Teil von Geschichtsvereinen aus ganz Nordhessen, wurden die einzelnen Fundplätze, Kultstätten, Befestigungsanlagen und vermutete Siedlungen besucht und erkundet.
Unterstützt wurde das Buch vom Landkreis Kassel und der Kasseler Sparkasse. Landrat Andreas Siebert bezeichnete Schlitzberger als den geschichtsinteressierten Landrat in Hessen und stellte fest, dass die Herren Autoren immer mal anecken. Er bewundere, dass sie sich in unendlicher Zeit mit Geschichte beschäftigen. Er freue sich sehr, dass dieses Buch entstanden ist.
Kein homogenes Volk
Ingo Buchholz, Vorstand der Kasseler Sparkasse, befand, er halte ein Schmuckstück in der Hand und schilderte den Konflikt. Die Kelten seien das älteste benannte Volk nördlich der Alpen, andererseits lese er im Buch, es sei gar kein Volk. Im Süden Hessens habe man sich viel damit beschäftigt, in Nordhessen gäbe es einen weißen Fleck. Mit Unterstützung der Sparkasse ist dieser jetzt deutlich blasser geworden. Ein tolles Buch, in dem viel Arbeit steckt, befand der Sparkassen-Chef.
Die Kelten waren kein homogenes Volk, konnte Klaus Fröhlich erklären. Die Stämme der Kelten verband aber eine gemeinsame Kultur, gemeinsame Baustile, gemeinsame Kunst des Schmiedens und des Waffenschmiedens oder der Töpferei.
Dörnberg und Sieburg bilden die Schwerpunkte der Forschung, wobei die Sieburg in Bad Karlshafen das größte Rätsel bleibt. Er erwähnte außerdem, was die Chatten für Deutschland und die Welt geleistet haben. 250 Jahre haben sie Rom militärisch und politisch widerstanden. Schon immer sei die Nord-Süd-Route durch das Chattenland verlaufen, sowohl auf den Altstraßen, also heute über die A7. Den Römern haben die Karten den Weg zur Weser verwehrt.
Ohne Unterstützung nicht möglich
Renate Matthei vom Euregio-Verlag hat die Begeisterung für das Thema, ob es die Kelten gibt oder nicht, ebenfalls ergriffen und sie könne es sich von den Autoren nicht anders vorstellen, als dass sie die Begeisterung auf die Leser übertragen. 216 Seiten für 22,90 seien so normalerweise nicht darstellbar. Der kleine konzernunabhängige Verlag vergebe alle Aufträge vom Lektorat bis zum Druck in der Region. Die Unterstützung durch Landkreis und Sparkasse habe den Preis ermöglicht. (Rainer Sander)
Bibliografische Angaben:
- Titel: Keltenzeit im Norden Hessens – auf den Spuren der Kelten
- Autoren: Dr. Udo Schlitzberger und Klaus Fröhlich
- Verlag: Euregio Verlag 2022
- 216 Seiten mit vielen Abbildungen
- ISBN: 978-3-933617-94-1
Foto: Buchvorstellung im Kreishaus: Andreas Siebert, Dr. Udo Schlitzberger, Renate Matthei, Ingo Buchholz, Klaus Fröhlich © Foto: Rainer Sander