Sommer (34225) Kultur klingt in Kirchbauna aus
BAUNATAL. Eine schöne Veranstaltungsreihe mit sieben Konzerten, in sieben Stadtteilen, sieben Künstlerinnen und Künstlern an sieben außergewöhnlichen Plätzen ist am Donnerstagabend gefühlvoll zu Ende gegangen. Nicole Jukic und Thomas Höhl berührten die 150 Besucher am Dorfplatz in Kirchbauna.
Zwei Alben hat die nordhessische Sängerin mit „Free“ und „Unplugged“ veröffentlicht. Zwei Alben auf Englisch, weil sich das bis vor zwei Jahren besser angefühlt hat. Nach einer Babypause und Corona ist Nicole Jukic zurück. Jetzt mit neuer Musik. Viel echter und voller Lebendigkeit, nämlich auf Deutsch. Das dritte Album kommt demnächst. Bei der Veranstaltung-Serie „Sommer (34225) Kultur“ gab es eine wundervolle Kostprobe. Wer mag, darf die CD vorbestellen.
Lieder über alles, was zählt
Corona und ein Baby sind durchaus für einen Wandel gut. Was soll man sagen? Deutsch steht ihr! Ganz plötzlich ist die Kommunikation mit dem Publikum dar. Die Interaktion funktioniert. Sie singt über Familienleben, Zweifel und Zuversicht, das Fehler machen, über Themen, die man im Freundeskreis oder am Abend zu Hause miteinander bespricht. Auch dort redet man nicht auf Englisch. „Noch mal probieren“ möchte sie es mit der Erde. Ein Liebeslied an den Planeten.
Alles was zählt, ist im Hier und Jetzt, singt sie. Stimmt! Das können wir von unseren Kindern lernen! „Niemand kann Dir helfen, wenn Du Dich nicht liebst“, ist eine Botschaft, die man allen „Hassenden“ im Netz zurufen möchte. Nicole Jukic singt darüber mit Leidenschaft: „Alles was zählt, ist in Deinem Herzen …“ Es ist die Auseinandersetzung mit dem Leben, mit dem Selbst, in der sich das Publikum nach Jahren der Krise, der Selbstzweifel, der Neuanfänge und Brüche ständig hin und her bewegt. Wenn darüber eine freundliche Person aus tiefstem Herzen nicht von einer Bühne herab, sondern mit dem Publikum auf Augenhöhe singt, berühren die Worte zwangsläufig pausenlos.
Es geht nicht ohne Verzeihen
Mal im Herzen, mal in der Seele und mal im Verstand, der vergeblich versucht, Klarheit zu gewinnen. „Jeder Fehler macht mich schöner“, heißt eine Textzeile. Auch das ist wahr. Auch an ehrlichen Reflexionen mangelt es nicht: „Hätte ich gewusst, dass Du gehen musst, ich hätte Dir so viel gesagt … Ich will dahin zurück, dahin gehen, wo wir beide uns Wiedersehen.“
Viele Lieder hat sie ihren Familienmitgliedern gewidmet. Das „Sonnenlicht“ trifft ihre Tochter: „Dich zu sehen, dich nicht zu verdrehen, wie es mir passt. Du bist groß, Du bist stark, Du bist meine Zuversicht … “ Irgendwann steht die Frage im Raum, „Wann hast Du zum letzten Mal etwas zum ersten Mal gemacht?“ Und schließlich die Versöhnung, dass Verzeihen: „Mit Liebe ziehen wir weiter, vergessen unseren Streit. Es ist so schwer, die Stille zwischen uns zu ertragen.“
Liebe lieber jetzt … Und weil die Liebe in allen Worten mitschwingt, ist die Konsequenz ganz einfach: „Liebe lieber jetzt, nicht irgendwann. Irgendwann heißt auch das Lied. Begleitet von Thomas Höhl am Piano schweben die Klänge über den Platz an der Bauna, den die Vereinsgemeinschaft des Stadtteils Kirchbauna liebevoll bewirtet. Einmal greift Nicole selbst zu Violine und einmal begleitet sie sich selbst am Piano. Die Fotostrecke fängt die vielen Stimmungen ein. Stadtmanager Dirk Wuschko darf mit seiner Konzertreihe mehr als zufrieden sein. Im Gegensatz zu vielen anderen Kulturveranstaltungen in der Region waren alle sieben Events gut besucht. Also: alles richtig gemacht! (Rainer Sander)