VW-Pritsche geht über Gudensberg in die Ukraine
GUDENSBERG. Gudensbergs Partnerstadt Schtschyrez liegt im Westen der Ukraine, nahe der polnischen Grenze. Die Frontlinien sind weit weg, aber es ist Krieg und auch Menschen aus der Partnerstadt sowie dem benachbarten Lwiw (Lemberg) sind an der Front im Einsatz. Sie kämpfen, denn der Krieg verschont niemanden.
Dort, wo sie das tun, wird gelitten, werden Menschen verletzt und dort sterben Menschen. Auch fern des Artilleriefeuers ist also nichts mehr wie früher. Für die Fahrten zwischen Schtschyrez und den Kampfgebieten sind Fahrzeuge notwendig.
Zusage nach vier Stunden
Als eine Anfrage aus der Partnerkommune für ein Transportfahrzeug kam, hat Bürgermeisterin Sina Best diese im Kollegenkreis weitergeleitet. Vier Stunden später kam die Meldung aus Spangenberg. Ein Pritschenwagen, der zuletzt im dortigen Bauhof für die Grünflächenpflege eingesetzt wurde, soll im Rahmen der Elektrifizierung des Fuhrparks ausrangiert werden. Spätestens in vier Wochen wäre er weg gewesen.
Das Fahrzeug, ein VW-Pritschenwagen mit Doppelkabine, kann in einer nordhessischen Kommune kaum noch wirtschaftlich eingesetzt werden. In der Ukraine leistet er vielleicht noch einige Jahre notwendige Dienste. Bei Lichte betrachtet sind es womöglich nur wenige unbeschadete Fahrten, denn an der Front sterben nicht nur Menschen, sondern werden auch Fahrzeuge zerstört oder beschädigt. Alles in der Ukraine wird gerade zerstört und beschädigt. Eine Situation, die sich um Werterhaltung bemühte Westeuropäer 1000 Kilometer entfernt von den Kriegsschauplätzen schwer vorstellen können. Die Menschen in der Ukraine müssen damit leben, dass nichts mehr vorhersehbar ist. Es geht mehr um das Tun als um das Planen. Wenn das Hier und Jetzt Vergangenheit ist, hat die Zukunft noch lange nicht begonnen, dann kommt das nächste Hier und Jetzt …
Die Situation berührt emotional
Ja, das Fahrzeug wird auch Särge transportieren, vielleicht auch verletzte Menschen. Nach Hause zu sorgenvollen und trauernden Familien. So groß die Freude ist, den Wunsch zu erfüllen, so gut funktioniert auch die Verdrängung des Hintergrundes, wenn der Gudensberger Partnerschaftsverein, vertreten durch Simone und Wolfgang Mand, das Fahrzeug übernimmt, um es beim nächsten Hilfstransport in die Ukraine bringen. Über vieles denkt man nicht nach, sondern tut, was gerade möglich und zu tun ist.
Manchmal hilft nur Sachlichkeit und schließlich kann auch alles anders passieren. Spangenbergs Büroleiter Jörg Schanze und Erster Stadtrat Michael Johne übergaben am Freitag das Fahrzeug an Bürgermeisterin Sina Best und die beiden Vertreter des Partnerschaftsvereins. Mit dabei Michael Reuter vom Bauhof. Das Fahrzeug ist ein Geschenk. Die Stadt Schtschyrez hatte bereits 1200 Euro gesammelt, erzählte Wolfgang Mand, die jetzt für etwas anderes sinnvoll ausgegeben werden können. Zum Beispiel für das Krankenhaus, wohin mit dem Auto auch Verletzte transportiert werden. Mit Rundumlicht und Signalhorn ist er ausgestattet.
Best und Schanze: Hilfe schnell, unkompliziert und kostenlos
Dass das Fahrzeug nichts kostet, freut auch den Partnerschaftsverein, denn die Spendenbereitschaft lässt – wie erwartet – nach. Sina Best freute sich, dass die Hilfe so schnell und unkompliziert möglich ist. Für den Spangenberger Kollegen Rehm war es völlig klar, „dass wir das gerne machen!“ (rs)
2 Kommentare
Na dann Wünsche ich dem Fahrzeug noch lange Zeit eine gute Fahrt und hoffentlich machen es die Russen nicht gleich kaputt.
Danke an die Spangenberger für die Pritsche und an die Gudensberger für ihre grandiose Hilfe für die Ukraine und Schtschyrez, das Fahrzeug ist gestern Abend an der Grenze in Medyka/Schehyni angekommen.
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