SPANGENBERG (pm). Einkaufen direkt ab Hof – dies wird bei vielen Kunden immer beliebter. Auch auf Gut Halbersdorf bei Spangenberg. Schon vor dem Abbiegen auf das Hofgut der Hephata Diakonie weist ein großes Banner auf der Wiese, umringt von weidenden Rindern, auf die Bio-Kartoffeln hin, die es hier zu kaufen gibt.
Neben Frühkartoffeln gehört ein wachsendes Sortiment an regionalem Gemüse zum Angebot: Immer mittwochs von 9 bis 15 Uhr ist Hofmarkttag.
Ein Schild mit der Aufschrift „Herzlich willkommen zum Hofmarkt“ begrüßt die Kunden: Schon kurz nach der Einfahrt auf Gut Halbersdorf fällt der Marktstand mit Verkaufswagen der Hephata Diakonie ins Auge.
Kunden wie Erni und Uwe Klemme aus Spangenberg schätzen die Qualität der regionalen Produkte. Neben Frühkartoffeln greifen sie auch bei Zucchini, Zwiebeln und Kräutern zu. Der Hofmarkttag – ein Pilotprojekt. Kartoffeln gibt es auf Gut Halbersdorf das ganze Jahr über zu kaufen, „doch irgendwann entstand unter den Mitarbeitenden die Idee, dass daraus aus mehr werden könnte“, sagt Einrichtungsleiterin Nadine Florczak. Sie hat ein engagiertes Team aus Mitarbeitenden und Beschäftigten hinter sich. „Uns ist es wichtig, auf kurzem Wege gute Lebensmittel aus der Region in Bio-Qualität anzubieten“, sagen Nadine Florczak und Mitarbeiterin Andrea Reinbold. Der Hofmarkt – ein Herzensprojekt. Solch ein eigener Markt gebe Arbeit und Sinn, ist die Einrichtungsleiterin überzeugt. „Jeder Beschäftigte kann sich hier einbringen“, so Florczak. „Dies bedeutet für die Klienten eine enorme Wertschätzung“, sind sich Florczak und Reinbold sicher. „Es tut mir gut, hier in der Landwirtschaft, mit den Schweinen und Kühen zu arbeiten. Schön, wenn wir vor Ort unsere Produkte verkaufen können“, bestätigt Stephan Groß (52).
Neben 30 Beschäftigten in der Werkstatt für Menschen mit Behinderungen (WfbM) gibt das Hofgut zwölf Klienten mit psychischen Erkrankungen sowie Suchtabhängigkeiten eine Tagesstruktur. Wohnen, leben und arbeiten, gehen hier Hand in Hand: Das Wohnangebot auf dem Hof der Hephata Diakonie können bis zu 33 Menschen mit einer Abhängigkeitserkrankung nutzen.
Einer, der seit 15 Jahren auf dem Hofgut lebt und arbeitet, ist Thomas Schmidt. Gemeinsam mit Mitarbeiterin Marion Brauns betreut er den Hofmarkt. „Es ist mal etwas Anderes, man kommt mit anderen Menschen in Kontakt und muss den Kopf anstrengen“, berichtet der 58-Jährige. Die Arbeit in der Werkstatt auf dem Hof hilft ihm, mit seiner Suchterkrankung zu leben. Im Verkaufswagen wiegt Schmidt die Ware und regelt die Bezahlung mit den Kunden.
In drei-Kilo-Säcken frisch abgepackt, sind die ersten Kartoffeln der Saison eine ganz besondere Delikatesse. „Sie sind noch sehr empfindlich und nicht lange lagerfähig“, erklärt Thomas Schmidt. Daher werden sie handverlesen nur in kleinen Mengen abgegeben – die Saison der Einlagerungs-Kartoffeln beginnt erst Mitte August.
„Solist“ heißt die vorwiegend festkochende Frühkartoffel, die handverlesen, gewogen und in kleinen Säcken abgepackt wird. Die Kartoffeln werden frisch geerntet auf den Feldern der Hephata-Landwirtschaft und weiteren Bio-Höfen in der Region.
Neben Kartoffeln können Kunden auch Eier, Wurst und Gemüse der Hephata-Landwirtschaft erwerben. Je nach Saison gibt es Kürbisse, Zwiebeln, Kräuter und Gemüse aller Art aus der Hephata-Gärtnerei. „Unser Ziel ist es, das Angebot stetig zu erweitern“, so Einrichtungsleiterin Florczak.
Der Hofmarkttag habe auf dem Hofgut viel in Bewegung gebracht. Nicht nur, dass mehr Kunden zum Hofgut kommen, seitdem es dort nicht nur Kartoffeln zu kaufen gibt. Gut Halbersdorf stellt sich mit dem Hofmarkt auch breiter auf. Im Gespräch sei etwa eine Kooperation mit weiteren Anbietern in der Region, um auf kurzem Wege frische Ware zum Kunden zu bringen.
Schon jetzt habe sich direkt in Spangenberg eine neue Zusammenarbeit aufgetan – im von der Kirchengemeinde betriebenen Haus „Händewerk“ mit seinem Ladencafé mitten in der Stadt werden immer freitags Produkte von Gut Halbersdorf verkauft.
Keine Frage: Ideen, den Hofmarkt zu erweitern, gibt es auf Gut Halbersdorf genug. Nadine Florczak: „Unser Ziel ist es, fest in den Köpfen unserer Kund*innen zu bleiben.“
Neben dem Hofgut Richerode der Hephata Diakonie gehören sechs weitere Kartoffelanbauer aus der Region zu den Lieferanten auf Hof Halbsersdorf. (pm)
Das Bild: Auf dem Hofmarkt: Mitarbeiterin Marion Brauns (von links) im Gespräch mit den Kunden Uwe und Erni Klemme aus Spangenberg, im Verkaufswagen Klient Thomas Schmidt.