Inspiriert von Beuys – geschaffen von Karl-Heinz Härtl
KASSEL | NIEDENSTEIN. Wer Fantasie hat, kann sich immer alles vorstellen. Von gebratenen Tauben bis zum Regen aus Schokolade, von Einhörnern bis Sterntalern geht vorwiegend in der nordhessischen GrimmHeimat viel. Auch schwebende Steine? Wer in die Jahre 1955 (documenta 1) oder 1982 (documenta 7) zurückgeht, muss kaum Fantasie bemühen, um Pflanzen und Steine zu sehen.
Nur schwebten sie damals (noch) nicht. Nun passt es, wenn im Jahr der 15. documenta Zusammenhänge erkennbar werden zwischen Kunst, Natur, der Abhängigkeit von, dem Zusammenleben mit und den Chancen aus den Naturgesetzen einerseits und den menschlichen Planungen sowie Sorglosigkeiten im Umgang mit Lebewesen und Pflanzen andererseits. Einer, der sich damit schon in der frühen Zeit der documenta und dann unübersehbar – in der siebten Auflage – mit 7000 Eichen und 7000 Basalt-Stelen beschäftigt hat, war Joseph Beuys.
Wissenschaft, Kunst und Gartenbau
Der Künstler hat der Stadt Kassel mit seinem Kunstwerk, welches die ganze Stadt, fast alle Straßen, Plätze, Aufenthaltsorte, Freizeitstätten, Arbeitsplätze, Schulen und Einkaufszentren miteinander verbindet. Stadtbewaldung statt Stadtverwaltung. Helmut Plate vom Octogon-Verlag und Diplom-Ingenieur Volker Lange vom Umwelt- und Gartenamt der Stadt Kassel beschreiben Gärtnermeister Karl-Heinz Härtl als einen sehr leidenschaftlichen Gärtner, der sowohl wissenschaftlich als auch künstlerisch gearbeitet hat. Im botanischen Garten zuerst und dann im Umwelt- und Gartenamt.
Dort war er derjenige, der Joseph Beuys und seine künstlerische Arbeit im Auftrag der Stadt begleitet hat. Karl-Heinz Härtl erinnert sich an seine Begegnungen mit dem Künstler, der den Kunstbegriff neu geprägt hat, und zwar auf Grundlage der Unendlichkeit, indem er die Natur in die Kunst eingebunden hat. Die Natur steht für Unendlichkeit. Versöhnung war das Thema und entstanden ist ein Kunstwerk, bei dem jeder mitwirken kann. Auch wenn vor 40 Jahren niemand von Nachhaltigkeit gesprochen hat, es war nachhaltig, was auch die Arbeiter des Basaltsbruchs an der Landsburg in Schwalmstadt bestätigen werden, deren Arbeitsplätze er damit gerettet hat.
Wenn Pflanzen keine Verdrängung mehr kennen
Seitdem hat sich Härtl mit der Natur so intensiv beschäftigt, dass er am Ende aus der gleichen Motivation heraus selbst zum Künstler wurde. Jedenfalls, und zwar in der Natur als Gärtner, der wie Beuys nur zusammenfügt und dann sich selbst überlässt. Und wieder geht es um Steine und Bäume. Kleinere Steine und kleinere Bäume. Bonsai in Saikai-Landschaften beispielsweise. Härtl beschreibt mit Hingabe, wie sehr ich sich die Natur in 4000 Metern Höhe verändert. Ab dort findet zwischen Pflanzen keine Verdrängung mehr statt. Ab dieser Höhe geht es um Miteinander und nicht mehr um Gegeneinander. Die Pflanzen helfen sich in gegenseitig, um in großer Höhe zu überleben.
Die Erde beschreibt er als einen Stein, der bewachsen ist. Ein schwebender Stein. Die ganze Welt auf einem Stein. Genauso nur in Kleinen und ganz Kleinen funktionieren seine schwebenden Steine. Unterschiedliche Gesteinsarten und unterschiedliche Pflanzen, die sich nicht verdrängen, sondern begünstigen und eine Symbiose mit den Steinen eingehen. Zum Leben und zum Überleben.
Die Welt auf einem Stein, die Steine in einem Buch
Schöner kann das Erbe eines großen Künstlers nicht sein, wenn Menschen wie Gärtnermeister Karl-Heinz Härtl daraus Inspiration für ihren eigenen Weg finden. Wer jetzt neugierig ist und mehr wissen will, dem sei das Buch „Die ganze Welt auf einem Stein – schwebende Steine und Saikai-Landschaften“ tatsächlich ans Herz gelegt. Karl-Heinz Härtl, Ehefrau Martina Härtl, Sohn Florian Härtl, Anna Hirsch, Sonja Rossettini, Helmut Plate und Reimund Lill haben gemeinsam an dem Werk gearbeitet. Das, wovon es handelt, was es beschreibt und in wunderschönen Bildern zeigt, ist das Ergebnis jahrzehntelanger Forschungsarbeit, Erprobung und Leidenschaft für die Kraft der Natur eines Gärtnermeisters, der nur schwer mit etwas zu vergleichen ist. Das fällt auch auf, wenn man den Gartenbaubetrieb in Niedenstein besucht und dort die schwebenden Steine im Original betrachtet und einen Moment in buddhistischen Garten verweilt.
„Die Botschaft der visionären und utopischen Gartenkunstsschöpfungen“, so beschreibt der Verlag das Buch, „wird in Zeiten des Klimawandels deutlicher denn je: Sie inspirieren dazu, das zu tun, was notwendig ist. Die Klimakrise ist allgegenwärtig; fast täglich wird in den Medien über ihre Folgen berichtet. Wir wissen längst, dass wir unseren Lebensstil ändern müssen. So wird die ganze Welt auf einem Stein‘ auch ein Appell an die Gesellschaft, das Bewusstsein für die Natur zu schärfen, sie als Vorbild zu nehmen und zu schützen.“
Die Suche nach der Blauen Blume
Helmut Plate erinnerte daran, dass die Menschen in der Romantik stets nach der Blauen Blume besucht haben. Diese Suche setzt sich fort, nur eben anders und Volker Lange freut sich, dass Zimmerpflanzen bei unter 20-Jährigen wieder voll im Trend sind. Das passt zum Schlusswort des Pressetextes: „Ein inspirierendes Buch und Zeugnis der Hoffnung.“ Dem ist auch nichts hinzuzufügen.
Der Bildband präsentiert die künstlerische Arbeit der Gärtnerei Härtl und insbesondere die „Schwebenden Steine“, Saikai Landschaften und Tröge. Er wird in limitierter Auflage von 3.000 Exemplare herausgegeben und zeigt auf 128 Seiten nicht nur beeindruckende Farbfotos in grandiosen Groß- und Detailaufnahmen, sondern gibt auch Einblicke in die Philosophie und die Gartenkunst – einer fast vergessenen Kunst-Art – Karl-Heinz Härtls und seiner lebenden Kunstwerke. Vorgestellt wurde das Buch im Kreishaus in Kassel, was Vizelandrätin Silke Engler ermöglicht hat. (Rainer Sander)
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