Kooperative Las Diosas zu Gast in Gudensberg
GUDENSBERG. Kaffee rösten kann jeder? Ein Eindruck, der entsteht, wenn man beobachtet, wie in den Großstädten Röstereien aus dem Boden sprießen. Der Kaffee schmeckt allerdings oft nur denen, die ihn rösten und ein paar Freunden. Die Rösterei Röstrausch in Gudensberg ist seit zwölf Jahren am Markt und hat nicht nur einen Freundeskreis, sondern einen großen Kundenkreis gefunden.
Mit ein paar Kilo Kaffee hat Georg Ruhm angefangen und hat sich bei ein paar Säcken Rohkaffee schon über die Menge gefreut. Heute verarbeitet die Rösterei im Schwimmbadweg 2500 Kilogramm Kaffee jeden Monat. Viele Gastronomiebetriebe schwören auf die Gudensberger Röstungen, vom milden Kaffee bis zum kräftigen Espresso und die Zahl der Privatkunden nimmt stetig zu. Dabei hat der Betrieb von Anfang an auf fairen Handel und Bio-Qualität geachtet. Das unterscheidet das erfolgreiche Start-up von vielen Röstbetrieben, die gerne experimentieren. Wo der Kaffee herkommt, das möchte Georg Ruhm immer ganz genau wissen. Leider ist es zeitlich kaum möglich, die Anbaugebiete und die Kaffeebauern selbst zu besuchen.
Tatsächlich kommt es auf die Mischung und die Dauer der Röstung an
In der vergangenen Woche war es umgekehrt, da kamen mit Cris Merlos und Kenia Baca zwei Frauen einer Kooperative im Norden von Nicaragua aus Estelí, auf Initiative des „Weltladen Marburg“, zusammen mit Jutta Greb, Ekki Seiffert und Lydia Koslowski nach Gudensberg. Zunächst stellte Georg Ruhm die Rösterei mit den modernen Anlagen aus den Niederlanden vor und erzählte, wie verschieden sich unterschiedliche Kaffeesorten beim Rösten verhalten. Der Kaffee schmeckt jedes Jahr ein wenig anders, je nachdem unter welchen Wetterbedingungen er aufwachsen und reifen konnte. Durch die Anpassung von Röstprofilen und Mischungen gelingt es aber, den Geschmack so zu treffen, wie die Kunden ihn erwarten.
Anfangs sei er kein großer Freund des Kaffees aus Nicaragua gewesen, weil das Geschmacksprofil mit viel Säure und wenig Körper für seine Kunden nicht massentauglich schien. Seit zwei Jahren hat er aber eine passende Rohkaffeequalität von einer kleinen Kooperative aus Nicaragua gefunden, die er neben Kaffees aus Mexico, Honduras, Äthiopien und vielen anderen Ländern verarbeitet. Aber erst seit er – vor einem Jahr – begonnen hat ausschließlich für den Weltladen Marburg den Nicaragua Rohkaffee der Frauenkooperative „Las Diosas“ zu rösten, ist er vollends von der Qualität begeistert. Dieses sehr ausgewogene Geschmacksprofil hat ihn überzeugt, genau diesen Rohkaffee nicht nur für den Weltladen Marburg zu rösten, sondern ihn ab dem nächsten Jahr in sein Sortiment aufzunehmen. Daher war die Freude über den Besuch der beiden Frauen von „Las Diosas“ besonders groß.
Klimawandel ist die größte Herausforderung
Cris und Kenia berichten über das Entstehen ihrer Kooperative Las Diosas (Link auf die nicaraguanische Internetseite der Kooperative) als Teil der Frauenrechtsorganisation „Fundación Entre Mujeres“ (FEM) und den ersten Ankauf von Plantagen. In der Kooperative haben sich ausschließlich Frauen zusammengefunden und es war alles andere als einfach und für das Land nicht üblich, dass Kaffee-Bäuerinnen als Grundstückseigentümerinnen und Unternehmerinnen auftraten. Auch in der eigenen Familie mussten sie sich durchsetzen.
Sie haben sich in wenigen Jahren das nötige Wissen angeeignet über Pflanzen, Anbau und Düngung, zum Beispiel mit Kompost und biologischem Dünger. Dabei ist der Klimawandel zurzeit die größte Herausforderung. Entweder machen den Bäuerinnen lange Trockenphasen oder unheimlich viel Regen zu schaffen und verlangen andere, trockentollerantere und resistentere Kaffee-Varietäten. Diese sind oft aber geschmacklich nicht so überzeugend und so braucht es noch mehr Know-how der Anbauerinnen, um über geschickte Mischungen der Rohkaffees eine Spitzenqualität zu erzeugen. Insgesamt sind neuere Varietäten auch über eine viel kürzere Lebensdauer ertragreich. Nach drei Jahren tragen sie erste Kaffeekirschen, aber statt nach 30 bis 40 Jahren, geht die Produktivität heute oft schon nach acht Jahren zurück.
Hoher Kaffeepreis und fairer Handel sorgen für angemessene Einkommen
Drei bis vier Hektar bewirtschaftet eine Familie und tut alles dafür, sehr hochwertige Kaffees herzustellen. Aus unterschiedlichen Rohkaffee-Varietäten und unterschiedlichen Höhenlagen wird schon im Erzeugerland gemischt.
Der hohe Kaffeepreis auf dem Weltmarkt kommt den Erzeugern tatsächlich aktuell zugute. Durch den fairen Handel ist aber ohnehin garantiert, dass die Existenzgründerinnen aus Nicaragua ihr faires Einkommen haben. Inzwischen produzieren sie auch andere Produkte, wie Sonnenblumenöl. Sie würden sich freuen, wenn Herr Ruhm im Gegenzug in Nicaragua einmal ein Seminar über Kaffee rösten anbietet.
„Göttlicher“ Las Diosas wird auch in Gudensberg sehr geschätzt werden
Ein Kaffee, der seinem Namen „Las Diosas“ (wörtlich: die Göttinnen) – so meint Georg Ruhm – alle Ehre macht. Seiner Meinung nach besticht er mit einer feinen, gut eingebundenen Säure, einer grandiosen Süße und tollen Aromen von Stachelbeere, Mandel und Vollmilchschokolade – ein sehr ausgewogener Kaffee. Auf jeden Fall schmeckt die Sorte „Las Diosas“ (wörtlich: die Göttinnen) nicht nur den Kunden des Marburger Weltladens hervorragend, sondern wird zukünftig auch die Gudensberger Verbraucherinnen und Verbraucher begeistern. Vor allem, weil diese offensichtlich menschenwürdige Arbeitsbedingungen, faire Preise und partnerschaftlichen Austausch zu würdigen wissen. (rs)
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