Stolpersteine werden in Niederaula verlegt
NIEDERAULA (pm). „In einer Gaststätte mit Wohnhaus in der Bahnhofstraße in Niederaula wütete ein wilder Mob. Türen wurden beschädigt, Fensterläden heruntergerissen und Scheiben eingeworfen, Teile des Inventars zerstört. Den Bewohnern wurde körperliche Gewalt angedroht und diese mussten sich verstecken. Aus Angst vor ihren Verfolgern sprang ein elfjähriges Mädchen aus dem Fenster und blieb mit gebrochenen Beinen im Hof liegen.“
Hierbei handelt es sich um keine aktuelle Meldung aus Niederaula. Fast wörtlich gab aber der Polizeibericht vom 8. November 1938 Geschehnisse aus der Pogromnacht in Niederaula wieder.
Bei dem Mädchen handelte es sich um die elfjährige Marga Levi, welche später deportiert und 1941 in einem Konzentrationslager in Minsk ermordet wurde. Neben Marga Levi wurden auch ihre beiden Schwestern, ihre Eltern sowie die Großeltern von den Nationalsozialisten ermordet.
Über 80 Jahre nach diesen tragischen Ereignissen möchte die Marktgemeinde Niederaula an die Familie Levi und weitere ehemalige jüdische MitbürgerInnen durch die Verlegung von Stolpersteinen erinnern. Hierzu hat sich partei- sowie konfessionsübergreifend ein Arbeitskreis gebildet.
- Die Verlegung der ersten Stolpersteine wird am Dienstag, dem 28. Juni 2022, um 11 Uhr im Beisein des Künstlers und Initiators der europaweiten Aktion Stolpersteine Gunter Demnig erfolgen.
Treffpunkt ist vor der Evangelischen Kirche in Niederaula im Kirchweg. Von dort aus werden gemeinschaftlich die Verlegungsplätze in der Bahnhof- und Querstraße in Niederaula aufgesucht.
Im Anschluss sind alle Teilnehmer zu einem kleinen Imbiss im Gemeindesaal der Evangelischen Kirchengemeinde eingeladen.
In einer Ausstellung kann man sich zudem über das jüdische Leben in Niederaula vor und während der Terrorherrschaft der Nationalsozialisten informieren. Abgerundet wird die Veranstaltung mit einem musikalischen Beitrag. (pm)
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2 Kommentare
Eines von so vielen sehr traurigen Geschehnissen.
Selbst heute noch werden antisemitische Sprüche geäußert. Auch gegen meinen Nachnamen obwohl der nun gar nichts damit zu tun hat oder in irgendeiner Verbindung stehen könnte. Es sind Menschen die nichts aus der Geschichte gelernt haben oder einfach nur zu dumm sind, sich mit der Geschichte auseinander zu setzen. Wie oft musste ich mir schon anhören „ die schwarzen“ … !! Es wird nicht mehr unterschieden sonder geurteilt. Wo das enden kann, zeigt ja der Bericht der Familie Levi .
Wenn sich das Denken über solche Ereignisse nicht geändert hat, dann liegt es an der Trägheit der deutschen Gesellschaft. Alles was wir heute nutzen und genießen, haben wir durch die Entwicklung der Technik und der internationalen Kontakte kennen und nutzen gelernt.
Nur die deutsche Gesellschaft hat es in der Minderheit, bis heute, nicht gelernt mit andersartigen Menschen umzugehen. Trotz der hässlichen deutschen Geschichte haben wir es nicht vermocht diese Art zu denken abzulegen. Andererseits fahren Millionen Bürger aus Deutschland in entsprechende Länder in Urlaub, um danach so auszusehen, wie die, die sie zu Hause am liebsten nicht sehen wollen.
Wenn man dann mal in Sachsen war, kann man sehen, wie rechte Demonstranten gegen Flüchtlinge, einige Stunden später an einem Dönerbude in einer Schlange stehen, um einem Döner zu kaufen.
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