FREIE WÄHLER für Lernort-Idee im Naturparkzentrum
SCHWALM-EDER | EDERMÜNDE. Vorgestern im Kreistag hatten die FREIE WÄHLER den Vorstoß gewagt, gleichzeitig den Wildpark Knüll interessanter zu gestalten und Kindern hautnah den Ursprung sowie die Herstellung von Lebensmitteln, Regionalität, Natürlichkeit und Nachhaltigkeit zu vermitteln. Er entbrannte Streit darüber, ob Kinder im Kreis wissen, was Bauernhöfe sind und die Wirtschaftlichkeit.
„Der Kreisausschuss wird beauftragt, mit dem Eigenbetrieb Naturzentrum Wildpark Knüll ein Lernort-Konzept zu erstellen, wobei Tiere vom Bauernhof in ein Bildungsprogramm des Wildparks eingebunden werden. Gemeinsam mit regionalen Verbänden (z. B. HWK, IHK usw.) und Landwirten soll dabei die heimische Lebensmittelproduktion allen Tierparkbesuchern vermittelt werden. Das Konzept soll innerhalb von 12 Monaten dem Kreistag zur Abstimmung vorgelegt werden.“ So lautete der Antrag.
Welchen Wert haben Lebensmittel?
- Marcel Pritsch (FW) begründete den Antrag damit, dass vor allem Kinder einen Bauernhof erleben sollen, und zwar im Naturzentrum Wildpark Knüll. Es gehe darum darzustellen, wo Lebendmittel, Tiere und Gemüse herkommen. Das beantworte auch die Frage, „was haben Lebensmittel für einen Wert?“ Als Borkener Bürgermeister kann er auf Erfahrungen am Singliser See zurückgreifen, wo ein neuer Pächter ökologisch produziert. Die Bratwurst kostet 4 Euro, schmeckt wie morgens verwurstet und die Menschen verstehen nicht, dass ein gesundes Lebensmittel so viel wert ist, wären sie dabei ein Weizenbier ebenfalls für 4 Euro trinken und zwei Zigaretten rauchen. Aus der Leader-Region Schwalmaue kennt er den Antrag eines Landwirtes aus Schwalmstadt-Allendorf mit 30 Milchkühen. Ein Bauernhof, der auch als Klassenzimmer funktioniert. Probleme mit Finanzierung gab es, weil nicht mindestens 250 Milchkühe im Finanzierungsplan standen. Die Kinder kommen aus dem Schwalm-Eder-Kreis und essen teilweise zum ersten Mal eine Salzkartoffel. Sie kennen die Kartoffel gar nicht mehr in der ursprünglichen Form. Was ist der Wert eines regionalen Lebensmittels. Zunächst gehe es um eine Konzepterstellung in partnerschaftlicher Zusammenarbeit. Sein Fazit: „Intensive Landwirtschaft ernährt uns nicht mehr zukunftsfähig.“
Kinder im Schwalm-Eder-Kreis wissen, was ein Bauernhof ist!
- Heidemarie Scheuch-Paschkewitz (LINKE) erkennt einen lobenswerten Antrag, aber die Argumentation stört sie. Es sei sicherlich so, dass die Leute lieber teure Grills kaufen und dann am Fleisch sparen. Es sei aber schulische oder vorschulische Bildung. In Kindergärten und Schulen müsse mehr passieren und mehr gekocht werden. Dort gehört regionale und biologisch gute Qualität hin. Außerdem ist sie sicher: „Jedes Kind kennt einen Bauernhof im Schwalm-Eder-Kreis!“
- Achim Jäger (FWG) findet, einen Bauernhof zu erleben, hört sich gut an. Ein Konzept erstellen, hört sich auch gut an. Fraglich sei nur, ob es auch umsetzbar ist. Niemandem nütze aber ein Schau-Bauernhof, denn ein Bauernhof mit Lebensmittelproduktion dürfte aufgrund der Hygiene-Vorschriften kaum machbar sein. Im Wirtschaftsplan des Kreises stehen hohe Investitionen für den Wildpark. Es müsse aber alles finanzierbar sein. Der Wildpark ist schon jetzt ein Zuschussbetrieb. Das Thema gehöre in die Betriebskommission und wegen des Bildungsanspruchs in den Kreisausschuss.
Gäste sind auf Bauernhöfen aus Hygienegründen nicht erlaubt
- Norbert Klapp (CDU) ist Landwirt aus Großropperhausen und weiß, die Realität ist immer anders. Südhessen verschwindet jedes Frühjahr unter Plastik, weil Saisonal nicht mehr der Maßstab ist. Landwirte waren froh, zeitweise nichts mehr mit Kunden zu tun zu haben. Heute gehört es dazu, aber unter anderem ein Tag der offenen Tür werde aufgrund der Hygienevorschriften nur noch erlaubt, wenn der Kontakt zu den Tieren nicht möglich ist. Verbraucher könnten frei wählen und wenn sie meinen mit 5 x Döner mit allem hätten sie gekocht, dann sei das so. „Mit dem Thema Lernort“, so Klapp, „rennen Sie offene Türen ein.“ Entscheidend sei das wie und das Naturparkzentrum sei nicht der Ort. Milchvieh hält man nicht nebenbei. Schlachtungen wie früher gehören nicht in die Hessenschau. Wenn Kinder den Bauernhof als Klassenzimmer erleben sollen, dann müsse man Schwerpunktbetriebe im Landkreis auswählen. Diese könnten über LEADER mit Räumen und Besuchertoiletten, ebenfalls eine Vorschrift, ausgestattet werden. Auch er war für die Überweisung in die Ausschüsse.
Gut gemeint ist nicht gut gemacht?
- Auch Dr. Ralf-Urs Giesen (FDP) hält die Idee für grundsätzlich gut, Kindern zu vermitteln, wie ein Bauernhof funktioniert. Es sei eine Aufgabe der Gesellschaft, den Bürgern zu zeigen, wo es Bauernhöfe gibt. Im Wildpark gibt es aber Attraktionen, die man sonst nicht live sieht. Im Zoo in Hannover, wo man Bauernhöfe nie sieht, passt das, im Schwalm-Eder-Kreis nicht.
- Herrmann Häusling (B90/GRÜNE) ist ein wenig durcheinander. Antrag und Begründung haben wenig miteinander zu tun. Es werden Attraktivität und Ernährungsfragen verknüpft. „Wir benötigen keine IHK, wir haben einen Bauernverband!“ Er möchte den Antrag zurückstellen. „Das Thema ist wichtig, aber wer vermarktet die Produkte?“
- Engin Eroglu (FW) erklärte, es gehe doch zunächst um das Konzept und das kann man selbstverständlich auch im Kreisausschuss und der Betriebskommission entwickeln.
- Günter Rudolph (SPD) schließt ab: „Gut gemeint ist nicht gut gemacht.“ Das Thema habe jetzt mehr Redezeit benötigt als für den Haushalt…
Die Kreistagsmitglieder entschieden sich für eine Verweisung an den Kreisausschuss und die Betriebskommission. (Rainer Sander)
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