Düsteres Bild mit Resolution zu Wolfsmanagement
SCHWALM-EDER | EDERMÜNDE. Das Rotkäppchenland tut sich schwer mit dem Wolf. Der Kreistag appelliert per Mehrheitsbeschluss an die Landesregierung, ein aktives Wolfsmanagement einzuführen und beispielsweise alle Wölfe, die sich Menschen regelmäßig zeigen, als Problemwölfe zum Abschuss freizugeben. Das Wolfsmonitoring müsse professionalisiert werden.
- Christa Strohm (FWG) zeichnete das düsterste Bild von den Wölfen: Nach Valerius Geist (2021 verstorbener Verhaltensforscher) verdrängen Wölfe in sieben Stufen die Menschen: in der 1. Stufe testen Sie, greifen Menschen aber nicht an. Zuerst vertreiben sie Rehe und Hirsche. In Stufe 2 erfolgt die Näherung an die Menschen. Stufe 3 führt Wölfe in die Nutzgärten und in Stufe 4 sind sie dort auch tagsüber. Sie greifen jetzt Nutztiere auch in der Nähe von Menschen an. Stufe 5 ist die Phase der Angriffe auf größere Nutztiere, bis sich Wölfe in Stufe 6 als zahme Tiere zeigen. Sie prüfen die Wehrhaftigkeit der Menschen. In Stufe 7 fällt schließlich die Zurückhaltung. Dann regieren die Wölfe und ohne Kontrolle besiegen sie die Menschen.
Das Ende also für 180.000 Menschen im Schwalm-Eder-Kreis? Das schaffen die bekannten Apokalypsen und Verschwörungstheorien nicht.
Monitoring statt Zufall
Diese Geschichte hat sich in vielen Tausend Jahren auch noch nie an einem anderen Ort auf der Welt genauso abgespielt, wird aber gerne so erzählt. Menschen haben wohl am meisten vor dem Angst, was sie nicht kennen? Wo es keine Schutzsuchende gibt, ist die Angst vor Flüchtlingen am größten und dort, wo es keine Wölfe gibt, ist die Angst vor Wölfen am größten? Im Kreistag war gestern die Stunde der Jägerinnen:
- MdL Wiebke Knell (FDP) hatte eingangs den Resolutionsantrag der Fraktionen von SPD, FWG-Piraten und FDP begründet. Kein Tag vergehe ohne Wolfsmeldungen, nicht nur im Stölzinger Gebirge. Wenn ein Wolf durch den Ort gehe, sei die Freude begrenzt, auch wenn von Nutztieren nur Skelette übrig bleiben. Sie hat eine klare Meinung und rechnet die Population bis 2035 auf deutlich über 200.000 Wölfe in Deutschland. Ihr Bestand sei also nicht gefährdet: „Wie hoch ist denn die akzeptierte Zahl?“ Im Emsland gäbe es einen Aufruf, nicht mehr allein Joggen zu gehen. Die Jagd auf Wölfe sei nach wie vor nicht erlaubt. Es gehe jetzt um Bestandsmanagement. Dazu muss der Bestand bekannt sein. Also: Monitoring statt Zufall.
- Anna-Maria Bischoff (CDU) sieht in Wölfen beeindruckende, intelligente Tiere. Alles andere sei Naturromantik. Kuh mit Kälbchen auf der Weide sind mit dem Wolf nicht vereinbar. Ein hoher Elektrozaun sei kein Hindernis. Außerdem versetze er Nutztiere im Stress.
Tatsächlich gehört zur Wirklichkeit vielleicht auch, dass Wölfe den Jägern ihre Rolle als Regulator des Wildbestandes streitig machen?
Wolf und sieben Geißlein nicht zu ernst nehmen …
- Schließlich meldete sich Marcel Smolka (B90/GRÜNE) zu Wort und bat darum, die Geschichte vom Rotkäppchenland oder dem Wolf und den sieben Geißlein nicht ganz so ernst zu nehmen. Er betrachtet das als Quatsch und Panikmache: „Das gehört hier nicht hin!“ Landwirtschaft und Forstwirtschaft seien intensiviert, Siedlungen ausgebaut, die Rückzugsbedingungen zurückgedrängt. Es gäbe zudem ein Wolfsmonitoring. 624 geprüfte Meldungen seien verzeichnet und 2 Rissvorfälle im letzten Jahr. Es gibt ein Wolfspaar, in Rotenburg. Er hätte mehr Angst vor eine Rotte Wildschweine. In Rumänien (wo der Wolf nie ausgerottet war), gäbe es mehr Wölfe und mehr Weidetiere als in Deutschland. Dort werde der Wolf als naturregulierend anerkannt und den beiden Jägerinnen von FDP und CDU riet er, wenn diese einen Wolf erlegen wollen, dann gäbe es Computerspiele!
- Rüdiger Staffel (FW) versuchte die Begründung zu verstehen: Nur tote Wölfe sind gute Wölfe? Nein!
Mehr Prävention und Kostenerstattung
- MdL Heidemarie Scheuch-Paschkewitz (LINKE) erinnerte daran, dass es ein Hessisches Wolfsamt gibt. Das leiste hervorragende Arbeit. Angst werde von der SPD immer wieder geschürt. Es gäbe aber kaum Risse. Sie sieht Mehrbedarf für Prävention und eine bessere Kostenerstattung.
- Wiebke Knell (FDP) meldete sich ein zweites Mal und verteidigte, sie habe keine Panik geschürt und wolle keinen Wolf jagen. Das könnten andere tun. Hütehunde funktionieren nicht wegen normalen Hunden von Spaziergängern. Sie ist selbst noch keinem Wolf begegnet…
Die Mehrheit von SPD, FWG-Piraten, FDP und CDU setzte sich gegen FW und GRÜNE durch. Die Resolution geht nach Wiesbaden. (Rainer Sander)
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10 Kommentare
Es ist doch Panikmache, die Angst vor Wölfen. Von 2002 bis 2020 hat es weltweit etwa 470 Wolfsangriffe auf Menschen gegeben, selten sind sie tödlich für Menschen geendet. Die meisten Wolfsangriffe gab es in der Türkei, dem Iran und den USA, die Todesfälle haben mit Tollwut zusammengehangen. Wenn man das Verhältnis zwischen Wolfsangriffen und Unfallopfern von Kollisionen zwischen Radfahren und LKWs sieht, kommt kein Mensch auf die Idee LKWs zu verbieten. Selbst Wölfe in Tierparks halten sich im Hintergrund, um nicht zu nah an Menschen heranzukommen. Nur die Tierpfleger kommen an die Tiere nah genug heran, um aus der Entfernung den äußeren Zustand beurteilen zu können.
@WANDERSMANN,
sorry aber scheint wohl so zu sein das sie nicht alle Latten am Zaun haben. 🙁
Der Wolf gehört genau so in die Natur wie sie !
Das gefährlichste Tier auf dieser Welt ist und war immer schon der Mensch, weil dieser ja so schlau ist greift er immer wieder in die Natur ein und leider mit fatalen Folgen für sich und die Umwelt.
Die „armen“Nutztierhalter die über Verluste von Tieren durch den Wolf Klagen und diesen als blutrünstige Bestie Bezeichne würde ich mal Empfehlen in einen Schlachthof zu gehen da werden sie Sehen das die Tiere dort nicht Totgestreichelt werden sondern unter unsäglichem Leid zu Tode kommen.
Ich finde Wölfe auch faszinierend und bin daher keineswegs der Meinung, man sollte Wölfe anlasslos bejagen. Wenn ein Wolf oder irgendein anderes Tier jedoch eine Bedrohung darstellt, muss es ohne wenn und aber möglich sein, sich adäquat gegen dieses Tier zu schützen. Wie dieser Schutz aussehen sollte, da kann und muss man drüber diskutieren. Aber aus lauter Tierliebe heraus Gefahrensituationen für den Menschen zu ignorieren, schadet letzten Endes am meisten dem Zusammenleben zwischen Mensch und Tier.
Es gibt eine nicht allzu alte Ausarbeitung unter Bundestag.de über Wolfsangriffe auf Menschen.
Über diese wird nicht berichtet oder gesprochen.
https://www.bundestag.de/resource/blob/563294/83068d6297590248dd89375affd358c4/WD-8-041-18-pdf-data.pdf
Im Tierpark sind die Wölfe eingesperrt oder der Mensch ausgesperrt. Warum? Ich denke mal darüber nach!
Korrektur: Stichwort, statt Stuchwort
Wölfe sind Killer und alle beschwichtigende Ideologie entkräftet nicht den Fakt, dass der Wolf in unseren Breitengraden eine ungewohnte Bedrohung darstellt. Wölfe sind i.d.R. nicht scheu, das beweisen Videoaufnahmen. Da man sich hierzulande auch nicht adäquat gegen Angriffe wehren darf (Stuchwort: Bewaffnung), ist es das mindeste, dass es ein gutes Wolfsmanagement gibt.
Traurig das wir Menschen nicht dazu bereit sind, mit anderen Tierarten zusammen zu leben,das klappt bei einigen Tierarten nicht,denn wir sehen immer nur durch einen Tunnel. Was die wölfe alleine für das ökologische System durch ihre wieder Ansiedlung geschafft haben scheint wirklich uninteressant und unwichtig für viele zusein. Also lieber wieder ausrotten wolf und co um dann wieder zu schreien wie wichtig sie dann doch waren? Anstatt die Zeit mit meckern,hetze und Protesten zu verschwenden,einfach mal richtig nachdenken welche Möglichkeiten es gibt um mit diesen Tieren auf einen Planeten zusammen zu leben. Das hetzen gegen Wolf und Co ist jammern auf hohen Niveau und sollte sich Gedanken machen ob es nichts schlimmeres und wichtigeres gibt als jeden Tag über eine Tierart aufzuregen,die genauso ein Recht auf leben hat wie jedes andere Lebewesen auch und ja dazu gehört dann auch fressen und ja es ist schade und traurig wenn ein schaf etc. getötet wurde aber so ist es nun mal,wir essen viel mehr Fleisch als alle anderen Arten oder schmeißen es gar weg.wir sind die,die uns am Kopf fassen müssen und fragen ob das okay ist und nicht mit dem Finger auf ein Tier zeigen das wirklich nur das jagt und isst was es brauch.
Wenn ein Tier wie der Wolf mir gefährlich wird, dann möchte ich mit ihm nicht zusammenleben. Würdest du mit jemandem zusammenleben wollen, der permanent drauf aus ist dich zu töten? Ich jedenfalls nicht!
Und ich habe die ganze Zeit über befürchtet, eine Pandemie oder Putin werden uns ausmerzen, dabei ist es der böse Wolf.
jeden Tag Meldungen über Wölfe?
Ja, wir haben Wölfe in Hessen, wobei der SEK eher verschohnt blieb. Auf der Seite des HLNUG-Wolf sind detaliert die Meldungen, Rissvorkommen ec. fein säuberlich Aufgeführt. Sollten die Wolfskenner im Kreistag mal reinschauen, da wird einiges relativiert.
Besonders auffällig ist, vorausgesetzt man versteht was da steht, ist das wir offensichtlich ein Problem mit freilaufenden, wildernden Hunden haben. Übrigens wurde die Stölzinger Wölflin länger nicht nachgewiesen, sodas das Präventionsgebiet dort bald wieder entfallen wird. Die Politik im SEK ist gut beraten, sich mit Fachleuten darüber auseinander zu setzen, anstatt Jägerlatein zu verbreiten. Welche Funktion der Wolf in der Natur hat, will ich hier nicht beschreiben.
Es zeigt sich aber, welcher Stellenwert Natur u. Artenschutz in der hiesigen Politik hat, äußerst schwach und traurig ist das.
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