Klimaschützer seilen sich vom Wingas-Gebäude in Kassel ab
KASSEL. Am heutigen Freitag gegen 10:15 Uhr haben sich Klimaschützer von „Klimagerechtigkeit Kassel“ (KligK) vom Dach des Erdgas-Großhändlers Wingas und dem Gas-Speicherbetreiber Astora in Kassel abgeseilt. Beides sind Tochterunternehmen von Gazprom Germania und stehen aktuell unter staatlicher Treuhandschaft. Die Aktionsgruppe spricht von der Gashauptstadt Kassel.
KligK fordert, dass der Energieverbrauch insgesamt drastisch reduziert werden muss. Der bloße Ersatz des russischen durch anderes Erdgas führe weiter in die fossile Sackgasse. Auf ihrem Banner war dazu die Aufschrift „Gas kills in Ukraine…“ zu lesen, gefolgt von der weiteren Auflistung der großen Gas-Förderländer. Per Megafon forderten die fünfzehn Personen von Bundeswirtschaftsminister Habeck die weitreichende Vergesellschaftung der Gasindustrie, um den Gasausstieg einzuläuten.
Erdgas finanziert Diktatoren
„Erdgas finanziert den russischen Krieg in der Ukraine, aber auch andere mörderische Diktaturen in aller Welt,“ beklagt Teilnehmerin Maggie Probst per Megafon. Die großen Exportländer von Russland über Katar bis Argentinien fielen alle mit Menschenrechtsverletzungen und Klimazerstörung auf. Mit Gas aus Katar unterstütze Bundeswirtschaftsminister Habeck das autoritäre Regime in dem Golfstaat. In Argentinien werden die Ländereien von indigenen Gruppen der Mapuche für die Gasförderung durch den Kasseler Gaskonzern Wintershall zerstört. Selbst in der Tiefsee der Arktis und im Naturerbe Wattenmeer möchte Wintershall, so argumentiert KligK, seine Förderung ausbauen und bis 2069 eine Ölbohrplattform betreiben – Jahrzehnte nachdem Klimaneutralität erreicht sein muss.
Der Sprecher der Aktionsgruppe Sommer äußert deutliche Kritik an der Energiepolitik der Bundesregierung: „Bei allem Gerede von Robert Habeck um neue Gasquellen und Energiesicherheit ist völlig klar: neue Flüssiggas-Terminals und Pipelines treiben uns genauso wie Kohle und Öl weiter in die Sackgasse der Klimakatastrophe. Diese Projekte müssen daher in die Mülltonne der Geschichte!“ Der Transport von Flüssiggas ist enorm energieaufwändig und damit klimaschädlich.
Kein Fracking-Gas aus Amerika!
Amerikanisches Flüssiggas werde außerdem durch das umstrittene Fracking gefördert. Fracking verursache Erdbeben, verseuche das Grundwasser und lasse enorme Mengen des klimaschädlichen Methan-Gases in die Atmosphäre entweichen. „Methan ist ein absoluter Klimakiller,“ stellt Sprecher Sommer fest. Methan ist der Hauptbestandteil von Erdgas und verursacht in den nächsten zwanzig Jahren 83-mal stärkere Klimaschäden als dieselbe Menge CO2. Seit über zehn Jahren wiesen unabhängige Wissenschaftler zunehmend verzweifelt auf den von der Gaslobby kleingerechneten Methan-Ausstoß hin, so die Pressemitteilung von KligK.
Der enorme industrielle Energieverbrauch führe in eine ökologische und damit menschliche Katastrophe: „Weiterhin Erdgas zu verbrennen, um Millionen Tonnen an energieintensivem Glas und Stahl für Büroturm-Monster zu produzieren, muss ein Ende haben,“ macht Sommer klar. „Weder Stickstoff-Dünger noch tonnenschwere SUVs brauchen wir für ein gutes Leben.“ Durch einen Rückbau dieser Industrien und dem massiven Ausbau der Erneuerbaren Energien könnte der Erdgasverbrauch drastisch reduziert werden.
Tödliche Erdgasindustrie zurückbauen durch Vergesellschaftung
„Wir müssen die Profitgier der Energieindustrie in die Schranken weisen,“ meint Teilnehmerin Probst. Alle Erdgas-Unternehmen machten aktuell aufgrund der explodierten Gaspreise gigantische Kriegsprofite, mutmaßt KligK. Um den Rückbau und die Verlagerung der fossilen Strukturen zu bewältigen, sei eine Vergesellschaftung der Gasindustrie nötig. Profitorientierte Unternehmen seien nicht in der Lage, ihr Geschäft sozialverträglich zurückzubauen. Die Beschäftigten könnten im Rahmen einer Vergesellschaftung ihre Expertise für den dringend nötigen Ausbau grüner Fernwärme nutzen. „Solange Energiearmut um sich greift und die Gaskonzerne mit ihren extrem niedrigen Förderkosten Milliarden an Profiten scheffeln, kann nur eine echte demokratische Kontrolle die Abkehr vom Gas einläuten,“ zeigt sich Sommer überzeugt.
Die Demonstranten erläutern auch ihre Gesamtsicht der Lage: „Die gesellschaftliche Stimmung zu Erdgas ist aktuell am Kippen. Immer mehr Menschen setzen sich gegen diese fossile Sackgasse ein.“ Von Hamburg über das Emsland bis nach Kassel wachse der Widerstand gegen die Erdgaslobby.
Polizei: Straßensperrung aufgehoben
Die Polizei teilt mit, die Abseilaktion vom Dach des Gasunternehmens in der Straße Königstor ist seit etwa 11:30 Uhr beendet. Zwei Personen hatten sich vom Dach abgeseilt, zwei weitere hielten sich auf dem Gebäudedach auf. Zudem befanden sich etwa zehn Personen vor dem Gebäude. Alle Teilnehmer der Aktion haben die Örtlichkeit inzwischen verlassen. Die zwischenzeitliche Sperrung der Straße „Königstor“ wurde wieder aufgehoben. (pm | rs)
6 Kommentare
Wer hier die größten Schaden bei Demos z.B. hinterlässt, sind immer die Linken. Das ungewaschene, arbeitsscheue freche , rabiaten Gesindel. Denk dran, wie sie in Hamburg einen Straßenzug vernichtet haben, wie im Krieg. Wer bezahlt es? Nicht die arbeitsscheuen, die von den Grünen für ihre rabiaten Auftritte bezahlt werden.
@ Edith Bötfür
Da wäre ich aber vorsichtig, Sie haben noch keine Demos der AfD oder des 3. Weges gesehen, scheinbar sind Ihnen auch die Demos der Fußballchaoten nicht bewusst. Das eine ist Sachschaden, das andere ist Körperverletzung. Sie wissen scheinbar viel über die privaten Lebensverhältnissen, der linken Demonstranten, woher sind Ihre Informationen? Sie müssen weniger BILD lesen, es gibt reichlich seriöse Zeitungen, die sich mit solche Themen ernsthaft auseinandersetzen. Lesen Sie mal die Berichte des Verfassungsschutzes über die G20 Tagung in Hamburg. Genauso fragt man sich woher sind Ihre Informationen bezüglich der Grünen? Interesse an solcher Randale heben nur Feinde der Demokratie, zum Beispiel Russland und die Nazis, die aus Deutschland. Die AfD und andere rechte Gruppen werden zu großen Teilen aus dem Ausland finanziert. Hier in der Region gibt es Leute die ganz normale Jobs haben, sich aber bei Gelegenheit zu Demos aufmachen, um mal richtig auf den Putz zu hauen. Manchmal werden sie auch erwischt und vor Gericht gestellt.
Linkes Pack haben nichts anderes zu tun…..werden von den Grünen bezahlt für die Schaden die sie anrichten. Da sollte die Fächer Mal einen Blick drauf werfen, wer bezahlt den Polizeieinsatz?
Linkes Pack? Dabei sind es doch die Rechten, die sich durch die Förderung von fossilen Brennstoffen Milliarden verdienen. Sie sind das Übel, dass uns glauben lässt wir können durch billiges Gas besser überleben. Dabei muss man sehen, dass der Verbrauch der Reserven an fossilen Brennstoffen, die Welt täglich mehr schaden nimmt. Wer kommt denn für die weltweiten Schäden an der Natur auf, die durch den industriellen Verbrauch von Gas, Öl und Kohle verursacht wird? Jeder interessierte Bürger weiß, dass wir schon viel weiter mit den alternativen Energieerzeugern wären, wenn die Konservativen den Ausbau nicht so lange verzögert hätten. Man muss sich nur ernsthaft mit den Themen beschäftigen, denn weiß man auch wer dafür verantwortlich ist. Übrigens regen sich Menschen wie Sie nicht darüber auf, wenn Rechte andere Menschen überfallen, verletzen, oder gar töten.
@ Nordhesse
Setzen -sechs-
Wer hat überraschend nach Fukushima im März 2011 die Atomkraftwerke abgeschaltet? Die CDU/FDP Bundesregierung. Im Mai 2011 war noch Westerwelle Bundesaußenminister und Vizekanzler. Da hat die Connection mit Russland schon eine Legislatur mit Merkel bestanden. Die Gesetze für alternative Energien sind Bundesgesetze, da werden im Bundeswirtschaftsministerium die Weichen gestellt. ich sehe jedenfalls noch etwas, politisch ganz blinde sehen und hören auch nichts. Bevor ich solchen Schwachsinn schreibe wie der Nordhesse, lese ich das zur Sicherheit nach, was mir einfällt. Sollten SIE auch mal versuchen.
@Nordhesse
Die Russland Connection hat nicht mit Schröder angefangen.
Als ich 1972 auf dem Marktplatz in Treysa unter hunderten Zuhörern zum BT Wahlkampf Willy Brandt gehört habe war die Rede von „Wandel durch Handel“. Ab 1973 hat Deutschland fossile Brennstoffe aus der damaligen SU bezogen. Das ging genau 41 Jahre, auch während der Kohl-Ära , gut, zu beiderlei Nutzen. 2014 hätte Deutschland nach der Annektion Krim hätte Deutschland beginnen müssen Alternativen zu Russland zu suchen. Wie zu allem, gibt es in großen Parteien unterschiedliche Meinungen, Russland war nach der ersten Wahlperiode von Putin noch relativ demokratisch, aber als er seinen Adlatus Medwedew ins Amt geschoben hatte und nach dessen Amtszeit wieder selber kandidiert hatte, hatten viele in der SPD mehr Abstand gefordert. Durchgesetzt haben sich die Schröder Anhänger. Jede Partei hat Flügel, konservative und vorausschauende Mitglieder. Wenn was gut läuft sattelt man nicht gerne um und das gilt für alle, da machen auch die Grünen, Schwarzen, Gelben und Roten keinen Unterschied. Man muss zu etwas stehen, das ist der Atomausstieg, es hatte schon seinen Grund warum A-Meiler die nie am Netz waren lange ungenutzt stehen blieben. Die Kosten für einen Abbau sind gigantisch und können leider nur durch zusätzliche Förderung finanziert werden. Das ist das sonderbare, AKWs wurden mit Steuergeldern gebaut, verdient haben die Betreiber, zum Abbau eines AKW greift der Staat wieder unter die Arme. Am ende will kein Bundesland die abgebrannten Kernbrennstäbe haben. Bayern verweigert sich z.B. total. In D hätte man auch neue AkWs bauen müssen. So sieht es wirklich aus
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