Konflikte in Gudensberger Stadtverordnetenversammlung
GUDENSBERG. Zwei Themen, nämlich das Vorhaben eines dritten Gewerbegebietes in Gudensberg sowie der Hochwasserschutz in Maden, sorgten am Donnerstag in der Stadtverordnetenversammlung für einen regen Schlagabtausch. Insgesamt zwei Beratungspausen waren nötig, um Bedenken, mögliche Änderungen und weitere Vorschläge vorzutragen. Doch der Reihe nach.
Sina Best hält Wort – Potenzial zum vorbeugenden Schutz
Mit Blick auf den Hochwasserschutz, hält Gudensbergs Bürgermeisterin Sina Best ihr Wort. In ihrem vergangenen Wahlkampf verkündete die Rathauschefin, dass das Thema Hochwasserschutz weit oben auf ihrer Agenda stehe. Inzwischen hat Best die bis dahin offenbar langsam drehenden behördlichen Mühlen ordentlich in Gang gesetzt. Mit dem Ingenieurbüro Unger hat Best ein Unternehmen gefunden, welches mit der Erarbeitung einer Starkregengefahrenkarte und Handlungsmöglichkeiten zum Hochwasserschutz am Goldbach beauftragt wurde. Dazu wurden kürzlich Ergebnisse geliefert. So wurde festgestellt, dass das meiste Wasser tatsächlich zwischen Gudensberg und Maden in den Goldbach fließt.
Festgestellt wurde auch, dass die einzelnen kleineren Gewässer aufgrund ihres naturnahen und natürlichen Zustands eigentlich Potenzial zum vorbeugenden Hochwasserschutz aufweisen. Ähnlich sieht es auch unterhalb des Siedlungsbereiches aus. Dort sei die Leistungsfähigkeit der Gewässerläufe durch breite und tiefe Ablaufquerschnitte ausreichend, um die ankommenden Wassermengen abführen zu können. Laut Unger liegt das Problem aber genau dazwischen. Unter anderem an dem engeren Durchlass des Goldbaches in Maden, welcher einen kleineren Querschnitt gegenüber dem Gewässerquerschnitt aufweist. Demnach sind die örtlichen Durchlässe an Gräben und Gewässern nicht für große Starkregenereignisse ausgelegt.
Mit Blick auf die präsente Gefahr für die Anwohner machte Carsten Lucas (FWG) deutlich, dass man mit den nächsten Schritten und den Umsetzungen der Empfehlungen aus dem Gutachten nicht lange warten darf. „Es muss jetzt gehandelt werden“ forderte Lucas, der als ehemaliger Wehrführer von Maden viele dieser Hochwassereinsätze selbst begleitet hat. Auch Tom Sohl (CDU) und Erich Müller (Bürgerliste Gudensberg) sehen einen schnellen Handlungsbedarf als lebensnotwendig.
Rückhaltebecken im Bereich der alten Kläranlage
Um künftig also die Goldbach-Zuflüsse zu reduzieren, plant die Stadt Gudensberg, den Ergebnissen der Studie zur Folge, als wohl wichtigsten Baustein des Hochwasserschutzes ein Rückhaltebecken im Bereich der alten Kläranlage. Mit einem Fassungsvermögen von rund 2900 Kubikmeter kann die bisherige Einleitmenge auf unter zehn Prozent gesenkt werden. Die Kosten werden auf 430.000 Euro geschätzt. Der zu erwartende Fördersatz des Land Hessen liegt bei 70 Prozent. Mit Blick auf die Kosten und dem daraus resultierenden verbesserten Hochwasserschutz, stimmten die Stadtverordneten dem Beschlussvorschlag, „die Maßnahme ein Rückhaltebecken im Bereich der Alten Kläranlage Gudensberg schnellstmöglich umzusetzen, sobald die Freigabe des Landes Hessen zum Förderantrag vorliegt“, einstimmig zu. Best: „Die Bürger von Maden sollen ein Gefühl der Sicherheit bekommen (…) und keine Angst mehr haben“.
Tabula Rasa bei Gewerbeflächen in Gudensberg
Die Ausweisung eines neuen Gewerbegebietes „Auf der Hofstatt“, sorgte in der Stadtverordnetenversammlung für reichlich Redebedarf. Fakt ist, dass die Stadt Gudensberg, trotz hoher Anfragen, Gewerbetreibenden derzeit keine neuen Bauflächen zur Verfügung stellen kann.
Während auf der einen Seite Ängste und Bedenken geäußert werden, in dem vorgesehenem Gebiet hochwertigen Boden zu versiegeln oder die Ansicht Gudensbergs zu verschlimmern, sehen andere wiederum eine neue Chance. So auch der Fraktionsvorsitzenden der SPD Julian Brand: „Zu einer attraktiven und lebenswerten Stadt mit geringen Steuern und Gebühren gehört nun mal auch, dass wir Einnahmen über Gewerbesteuern generieren (…) zudem konnten wir uns jeden einzelnen Gewerbetreibenden gezielt aussuchen und prüfen, ob er in das Gewerbegebiet und zu unserer Stadt passt“. Große Hallen, wie sie schon im Osten und Westen der Stadt zu finden sind, werden keine kommen. Diese Bedenken hatte unter anderem Norbert Althaus (FWG): „Man sieht nur noch blau-weiße Hallen. In den letzten Jahren wurde nach und nach der freie Blick auf unsere wunderschöne Altstadt mit der Obernburg immer weiter verbaut.
Bürgerbeteiligung im Verfahren
Aber auch nach Ansicht des stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden der FWG, Marcus Erler, sorgt das neue Gewerbegebiet bei den Bürgern für Unmut. Erler kritisiert zudem, dass eine Bürgerbeteiligung gänzlich fehle und führt an, dass es hier auch um das Gemeinwohl und um Akzeptanz ginge. Bürgermeisterin Best beteiligte sich an den Diskussionen und stellte klar, dass eine Bürgerbeteiligung richtig und wichtig sei. „Wir wollen die Bürgerinnen und Bürger besser mitnehmen und besser informieren“. Best weiter: „Ich denke, dass wir vielleicht mit einem Kompromiss eine gute Lösung finden können, den in den Startlöchern stehenden Gewerbetreibenden ein Signal geben können, sich in den nächsten eineinhalb bis zwei Jahren erweitern zu können und eben nicht abzuwandern“. Gleichzeit möchte Best die Bürgerinnen und Bürger in diesen Prozess künftig mit einbeziehen, was sie mit einem zusätzlichen Beschlussvorschlag untermauerte.
Das eine Bürgerbeteiligung wichtig ist, sah auch Dirk Schütz (SPD) als erwiesen an. „Gewerbe benötigt Entwicklungsfläche“ und deswegen müsse man das „Verfahren jetzt starten“. Und zwar mit einer Öffentlichkeitsbeteiligung. Dem stimmte auch der Fraktionsvorsitzende der CDU, Jannik Bräutigam zu.
Alle Beschlüsse, nämlich a) Gutachten zur Bauleitplanung, b) Aufstellung des Bebauungsplanes „Auf der Hofstatt“, c) frühzeitige Beteiligung der Öffentlichkeit und d) eine zusätzliche Informationsveranstaltung im Rahmen des Verfahrens, wurden vom Parlament mehrheitlich beschlossen. (Mark Pudenz | rs)
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1 Kommentar
Wäre ja schön mal eine Karte zu zeigen wo das Gewerbegebiet entstehen soll. Mit der Erschließung des Gewerbegebietes am Bahnwiesendamm mit versiegelten Flächen und riesigen Hallen hat durch den schnellen Regenabfluss erst zu den Überflutungen in Maden geführt, da die so schnell abfließenden Regenmengen den Kanal unter Maden überlasten.
Da neben geplantem Gewerbegebiet als weiter gebaut und Flächen versiegelt werden, wird damit die Hochwassersituation weiter verschärft. Die Gewitterregen sind heute nicht anders als die auch früher waren, nur da hat das Wasser einfach auf Wiesen gestanden und ist dann langsam abgeflossen binnen mehrerer Stunden. Das Problem ist Städte wachsen als weiter aber die Kanalisation wächst nicht automatisch mit, daher gibt es diese Überflutungen. Sehe ich mir bei google Earth die ganzen Flächen an die versiegelt und zugebaut wurden und werden, muss ich nur die Quadratmeter mit 35 Liter Regen multiplizieren.
Man kann auch anders rum rechnen, indem man die geplanten 2900 Kubikmeter Rückhaltebecken durch 35 Liter pro Qm teilt und so auf eine Fläche von 82.857,14 Qm kommt. Wie groß soll das Gewerbegebiet den werden ? Das Wasser aus der bisherigen Bebauung und weiterer zukünftiger Bebauung kommt ja noch on Top obendrauf.
Statt eines hässlichen Regenrückhaltebeckens sollte eine Art Naherholungsgebiet gebaut werden, mit einem kleinen Stausee der zusätzliche Wassermassen aufnehmen kann und diese dann langsam abgibt. Dieser See hat dann auch die Aufgabe Wasser zu versickern, da ständig wachsende Städte immer mehr Wasser verbrauchen aber wegen der Versiegelung immer weniger versickert und Brunnen für Trinkwasser schon tiefer gebohrt werden müssen. So auch der Brunnen unterhalb des alten Steinbruch.
Es wird immer viel von Klima und Nachhaltigkeit geredet, aber bei solchen Planungen scheint das keinen Einfluss zu finden.
Statt eines natürlichen sich in die Landschaft einfügendem kleinen Stausee der der Grundwasserneubildung hilft und auch hübsch anzusehendem See wird ein hässliches umzäuntes Rückhaltebecken gebaut, welches weitere Kosten für Pflege und Instandhaltung verursacht. Da ist weder was okölogisch noch nachhaltig. Könnte man besser machen, wenn man denn wollte.
Schade das diese Chance so vertan wird. Einen kleinen Stausee könnte man bei Bedarf von der Fläche her auch erweitern um mehr Stauvolumen zu schaffen ohne große Kosten, was bei einem Regenrückhaltebecken nicht so einfach möglich ist.
Die Stadt Gudensberg sollte ihr Bauvorhaben Regenrückhaltebecken noch mal neu Denken und gleich was Vernünftiges bauen, Geld ist genug vorhanden und 70 % Förderung gibt es ja auch noch. Da könnte man was Schönes bauen, wo man mal spazieren gehen kann in der Mader Heide.
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