NORDHESSEN. Was Karfreitag tragisch begonnen hat, findet Ostern sein „gutes“ Ende? Was würden wir heute mit Jesus tun? Menschen mit schrägen Meinungen „auszusondern“ ist bis heute nicht ungewöhnlich. Zur Zeit von Jesus, der selbst als Flüchtling Unterschlupf finden musste, gab es weit mehr Fluchtursachen als gegenwärtig. Im Grunde sind alle Völker irgendwann mal geflohen oder gewandert.
Als die Hunnen über Europa herfielen, waren – bis auf die Chatten – fast alle irgendwohin unterwegs. So fließt in den Adern vieler „Neugermanen“, die gerne auf stolze germanische Vergangenheit verweisen, mehr Blut von Attilas Nachkommen und anderes. Viele Nordafrikaner haben indes germanische DNA, von den Vandalen, die die Region jenseits des Mittelmeeres einst heimsuchten. Selbst manche Türken besitzen mehr keltische Gene als osmanische, seit die Galater aus der Donau-Region über den Bosporus nach Kleinasien zogen. Weshalb der berühmteste türkische Fußballverein Galatasaray Istanbul heißt. Auch aus der Bibel kennen wir die blonden Türken, denen Paulus einen heute noch viel zitierten Brief schrieb.
Im Galaterbrief in der Bibel hat Paulus übrigens sehr eindeutig mit den Gedanken aufgeräumt, dass alte Regeln fortbestehen könnten. Zum ersten Mal sagt er in aller Deutlichkeit, dass Christen nicht mehr unter irgendeiner Schuld stehen, sondern sich Gottes Gnade sicher sein können. Also die vollkommene Erlösung von der Sünde durch den Glauben.
Das funktioniert tatsächlich auch, wenn man nicht an Christus glaubt. Sogar, wenn man nicht an Gott glaubt. Unser Leben wird nämlich immer dann sehr leicht, wenn wir anderen vergeben und noch besser uns selbst. Nämlich für all die vielen Dinge, wegen denen wir uns und anderen Vorwürfe machen, die wir aber allesamt zum Zeitpunkt des Geschehens gar nicht besser wissen konnten. Unsere eigene „Wissenschaft“ (das, was unser „Wissen schafft“) folgt den gleichen Gesetzen, wie die großen wissenschaftlichen Disziplinen. Wir werden morgen alles besser wissen… Wetten, dass?
Genau das kommt bei uns schwer an. Ganz im Gegenteil: wir suchen für alles immer Schuldige. Es geht oft gar nicht mehr um Lösungen oder das Verhindern von schlimmen Folgen, sondern zuerst darum, immer einen Schuldigen zu kennen. Selbst im Ukraine-Krieg ist es für viele wichtiger, einen Schuldigen zu haben, also Putin, als dafür zu sorgen, dass der Krieg so schnell wie möglich beendet wird. Jetzt endet die Fastenzeit. Wir hätten doch mal 40 Tage bei Öl, Gas und Kohle „fasten“ können… Wir hätten Haltung und Charakter bewiesen, was immer mehr Wert ist, als all die vielen Dinge, die sowieso niemand auf die letzte Reise mitnehmen kann.
Also, wie würden wir heute mit Jesus umgehen? Von Flüchtlingen erwarten wir noch heute gerne mehr Dankbarkeit. Viele von ihnen wollen wir ungern in unserer Lebenswirklichkeit sehen, vor allem dann, wenn sie anders aussehen und anders denken als wir. Auch Jesus war kein Europäer, auch wenn wir das so verinnerlicht haben. Er sah nicht wirklich so aus wie wir.
Typen und Frauen, die anders denken und ticken hatten es schon immer so schwer, dass sie das häufig mit dem Leben bezahlt haben. Gerade die Kirche, die es hätte besser wissen müssen, zog mit 50.000 verbrannten Hexen und Ketzern eine blutige Spur durch das späte Mittelalter und die frühe Neuzeit. Von wegen Schuld vergeben…
Das mit der Auferstehung und der Himmelfahrt ist gar nicht so schlecht. Ich weiß, dass viele von uns ihr ganzes Leben daran ausrichten, irgendwo anzukommen. Was ziemlich sinnlos ist… Niemand ist irgendwann zufrieden und sagt, „das war’s jetzt“, wenn er irgendwo angekommen ist. Unsere Wissenschaft wird dazu noch sehr viel in Erfahrung bringen, was wir jetzt nicht ansatzweise ahnen. Eines scheint sicher zu sein, weil es in allen Galaxien ständig so passiert: Unsere Sonne, wird in (sehr) ferner Zukunft erst ziemlich heiß werden und bald darauf vollständig erlöschen. Vielleicht ist das in der Offenbarung des Johannes gemeint, mit dem Feuer, das vom Himmel fällt? Sollte es zu diesem Zeitpunkt noch Menschen wie uns geben, hätten diese keine Überlebenschancen. Außer, sie fahren in den Himmel und verlassen unser Sonnensystem…
So wie unsere Vorfahren irgendwann einmal Flüchtlinge waren, werde auch unsere Nachfahren wieder Flüchtlinge werden. Mit dem Klimawandel tun wir eine Menge dafür, nicht erst bis zum Ende des Sonnensystems damit zu warten. Wer weiß, wie schnell es Sylt, Schleswig-Holstein, Hamburg und Bremen nicht mehr gibt…
Eines wird dann nichts mehr nützen: Die Suche nach den Schuldigen. Ich habe das Gefühl, dass Jesus so etwas ähnliches gedacht haben könnte, als es um die Befreiung von der Schuld ging…
Frohe Ostern!
Ihr
Rainer Sander
3 Kommentare
Dankeschön, wieder etwas gelernt.
Ich bin ja nicht allzu bibelfest und vermag auch nicht zu beurteilen , ob es so ist, daß Jesus „nicht wirklich so ausgesehen hat wie wir“, aber wo steht bitteschön, das er ein Flüchtling war?
Matthäus 2,14
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