Nachruf auf Thomas Schrammel
SCHWALMSTADT. Thomas Schrammel ist tot. Diese – für viele unfassbare und überraschende – Nachricht mussten Familie, Freunde, Weggefährten, Vereinskameraden und Arbeitskollegen am 24. März voller Trauer erfahren.
Für viele Menschen hinterlässt er eine Lücke, die schwer zu schließen ist. Wenige Menschen sind auf solch eine Weise engagiert und folgen einer ehrenamtlichen Leidenschaft so zielstrebig und zeitaufwendig, wie Thomas Schrammel dies getan hat. Als er am 1. April 1968, also genau vor genau 54 Jahren in den TUSPO 1886 Ziegenhain eingetreten ist, begann seine Verbindung zu dem Verein, der sein Leben über Jahrzehnte beeinflusst hat und dessen Entwicklung er schließlich genauso über Jahrzehnte geprägt hat.
Als Tischtennisspieler war er aktives Mitglied, bis er vor 20 Jahren zunächst das Amt des 2.Vorsitzenden im Verein übernahm, um dann – in einer Doppelspitze – die Funktion des 1. Vorsitzenden auszufüllen. Das hat er auf eine Art und Weise getan, als wäre er in das Amt hineingeboren worden. Man darf nach der Ära Battenfeld ohne Übertreibung von einer Ära Schrammel sprechen.
Eine seiner größten Leidenschaften war der weit über Schwalmstadt hinaus bekannte und beliebte Silvesterlauf im Schützenwald, den er stets selbst mitorganisierte, der für viele Läufer das wichtigste Highlight am letzten Tag eines jeden Jahres ist und der stets verhindert hat, dass Familie Schrammel über Weihnachten und Silvester hätte in den Urlaub fahren können. Adäquaten Ersatz hat die Familie in der „zweiten Heimat“ Meran in Südtirol gefunden.
So hat die Vereinsarbeit auch die Familie tangiert, deren Verlust dennoch ungleich größer sein wird und in keinem Verhältnis zu möglichem Verzicht in den zurückliegenden Jahren steht, der als solcher in nie empfunden wurde. Ein auf diese Weise ausgeübtes, ehrenamtliches Engagement ist ohne Rückhalt im familiären Bereich nicht vorstellbar. Das 50. Jubiläum des Silvesterlaufes hat Corona verhindert, es wird ohne seinen Mentor stattfinden müssen.
Als die Gründung des 1. FC Schwalmstadt auf der Tagesordnung stand und sich beide großen Schwalmstädter Vereine, der ESV Jahn und der TUSPO 1886 von ihren Fußball-Abteilungen trennten, war Thomas Schrammel maßgeblich an dieser Entwicklung und der Einigung zwischen den Vereinen beteiligt. Er hat als Vorsitzender des damals höherklassigen TUSPO auch in den Gremien des neu gegründeten Fußballklubs mitgewirkt.
Thomas Schrammel ist nicht in politischen Gremien in Erscheinung getreten, doch die Gründung eines neuen Fußballvereins mit dem Namen Schwalmstadt, hat Jahrzehnte nach der Gebietsreform maßgeblich dazu beigetragen, ein Schwalmstädter Wir-Gefühl zu entwickeln und jahrhundertealte Differenzen in der Gegenwart zu überwinden. Auch in anderen Vereinen, wie dem Tipp-Club Rosengarten, hat er sich stets positiv und hilfreich eingebracht.
Differenzen zu überwinden, unterschiedliche Standpunkte und Meinungen zu integrieren und für eine Gemeinschaftsgefühl zu sorgen, in dem sich Wertvolles und Zwischenmenschliches entwickeln kann und in dem sich überdurchschnittlich viele Menschen wohlfühlen, gehörte ohnehin zu den Stärken des Verstorbenen. Genau das hat sein ehrenamtliches Wirken so nachhaltig geprägt. Selten hat er Vorschläge von anderen abgebügelt oder nein gesagt, sondern stets nach einer gemeinsamen Lösung gesucht. Dazu gehörten ein Organisationstalent und Durchsetzungsvermögen, wie man es sich in vielen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens wünschen würde. Thomas Schrammel war eine echte Führungspersönlichkeit und hat es verstanden Ziele zu erreichen, ohne dafür Druck auszuüben.
Ein letztes und leuchtendes Beispiel für sein ehrgeiziges Wirken, ist der im Herbst 2021 eingeweihte Fitness-Parcours auf dem Vorplatz des Herbert-Battenfeld-Stadions. Hierfür hat er sich engagiert und die Umsetzung samt Finanzierung durch Sponsorensuche maßgeblich vorangetrieben. In diesem Projekt wird das Wirken von Thomas Schrammel für Schwalmstädter auch weiterhin sichtbar sein.
Für viele Menschen, nicht nur in seinem sportlichen Wirkungskreis, ist ein Freund gegangen und zugleich ein Mensch, der stets gut gelaunt und freundlich gegenüber Anderen gewesen ist, der stets positiv und optimistisch nach vorne schaute, und das selbst in den schlimmsten Tagen seiner – für ihn und alle vertrauten Menschen – sehr belastenden Krankheit. Gegen sie hat er gekämpft, wie einst als Tischtennisspieler und schließlich den entscheidenden Satz abgeben müssen. Er war ein Freund und Vereinsvorsitzender, hilfsbereit und gutmütig, den eine Weggefährtin jüngst als Menschen bezeichnete, den alle, die ihn kannten, einfach gerngehabt und sich in seiner Gegenwart wohlgefühlt haben. (rs | gr | red)
2 Kommentare
Ja Thomas, so warst Du und so bleibst Du mir in Erinnerung. Grüße aus „Deinem“ Südtirol
Einen Nachruf zu verfassen ist nie leicht, umso ergreifender ist es, wenn mir als Tip-Club-Kamerad
während des Lesens nochmals die Tränen kommen.
Herzlichen Dank für diese Worte, die wie die Trauerrede den Mensch in den Mittelpunkt stellen,
der uns verlassen musste.
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