Bürgermeisterin schildert Erfahrungen mit der Ukraine-Hilfe
GUDENSBERG. Um den „Zusammenhalt in Krisenzeiten“ ging es Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bei einem Kommunalkonvent, der vor einigen Tagen im Berliner Amtssitz des Staatsoberhauptes stattfand. Die aktuelle Flüchtlingshilfe nach der russischen Invasion in der Ukraine und gelingende „deutsch-ukrainische Brückenschläge“ wurden dort beleuchtet.
Eingeladen dazu war Gudensbergs Bürgermeisterin Sina Best, denn bis in das Bundespräsidialamt war vorgedrungen, dass sich die kleine Chattengau-Stadt hier besonders engagiert und ihrer westukrainischen Partnerkommune Schtschyrez mit Hilfslieferungen, aber auch mit der Aufnahme von Flüchtenden zur Seite steht.
In dem prominent, mit zahlreichen kommunalen Vertreter:innen besetzten Forum schilderte Sina Best dem Bundespräsidenten, wie sie noch kurz vor ihrem Amtsantritt ihren (künftigen) ukrainischen Amtskollegen Oleh Vasylyshyn kennengelernt und sogleich die enge Verbundenheit zwischen den beiden Städten verspürt habe. Nach Kriegsbeginn habe sich ein regelmäßiger, beinahe täglicher Video-Austausch angeschlossen, bei dem Gudensberg sofort Hilfe angeboten habe. Aufgrund der vielen bürgerschaftlichen Kontakte sei es möglich gewesen, eine funktionierende Logistik für die Hilfslieferungen über den Gudensberger Partnerschaftsverein aufzubauen, die zu wesentlichen Teilen von ehrenamtlich Aktiven getragen werde.
Die Hilfsbereitschaft bei Bürger:innen, Unternehmen und Vereinen sei enorm: Neben Geldspenden gelang es schnell, die Hilfsgüter zu bekommen, die in Schtschyrez benötigt werden: Schlafsäcke, Bettwäsche und andere Ausstattung für die Menschen, die in die westliche Ukraine flüchten mussten. Medikamente für die Versorgung Verletzter. Stromaggregate für die Versorgung von sozialen Einrichtungen und Unterkünften. Was aktuell benötigt wird, teilt Bürgermeister Vasylyshyn in den Videokonferenzen mit, erläuterte Sina Best. Mitunter setze sich schon 1 oder 2 Tage später ein Fahrzeug mit den benötigten Hilfsmitteln in Bewegung, die dann an der polnisch-ukrainischen Grenze übergeben werden.
Hinzu gekommen sei in den letzten Tagen das zweite Standbein der Gudensberger Ukraine-Hilfe: Die Aufnahme von Flüchtenden in der Kommune. Hier habe man bereits rund 50 Flüchtende aufgenommen, die durch persönliche Kontakte nach Gudensberg gekommen seien, sagte die Bürgermeisterin. Inzwischen sei man in der Lage, durch eine zur Notunterkunft umfunktionierende Großsporthalle weitere 200 Personen aufzunehmen, die anschließend in Unterkünfte wechseln sollen, die einen längeren Aufenthalt ermöglichen. „Hier haben sich neben dem Partnerschaftsverein besonders auch die Feuerwehren der Region sowie der Verein Mach Mit engagiert“, erklärte Best.
Bereits zum Auftakt der Veranstaltung hatte Bundespräsident Steinmeier geschildert, wie sehr ihn die unglaubliche Hilfsbereitschaft der ungezählten Freiwilligen beeindrucke: „Sie helfen, spontan, ohne Verpflichtung, ohne Auftrag, als Mitmenschen, die Anteil nehmen. Es sind so viele, die spenden, so viele, die an Bahnhöfen verzweifelte, erschöpfte Mütter, Kinder, Großmütter in Empfang nehmen, Essen und Kleidung verteilen, erste Hilfe leisten, beraten und trösten.“ Das mache ihm Mut: „Dem Kriegsherrn im Kreml gelingt es nicht, uns zu spalten. Im Gegenteil: Wir, die liberalen Demokratien des Westens, wir, die Europäer, stehen zusammen wie selten in den letzten Jahrzehnten. Wir erleben, dass Demokratien stark sein können. Und ich bin mir sicher: Unsere Demokratie ist stark!“
Die Gudensberger Bürgermeisterin gehört dem „Netzwerk der jungen BürgermeisterInnen“ an und war über diese Mitgliedschaft zum Kommunalkonvent des Bundespräsidenten eingeladen worden. (pm/beg)