Bonding bei Kaiserschnitt
SCHWALMSTADT (pm/Asklepios). Der erste Hautkontakt zwischen Mutter und Kind nach der Geburt ist enorm wichtig. Er festigt die Beziehung und erleichtert dem Baby den Umstieg auf die Umgebung außerhalb des Mutterleibs. Das „Sectio-Bonding“ ermöglicht diesen Kontakt auch bereits während des Kaiserschnittes und ist ab sofort in der Geburtsklinik des Asklepios Klinikums Schwalmstadt möglich.
Bei spontanen Geburten gehört das „Bonding“ bereits zum Standard. Der Begriff kommt aus dem Englischen und bedeutet „Verbindung“. Er beschreibt die prägende Phase der beginnenden emotionalen Beziehung zwischen einem Säugling und seinen Eltern. Genauso wichtig ist der erste Haut-zu-Haut-Kontakt bei einem Kaiserschnitt. Daher bietet die Geburtsklinik des Asklepios Klinikums Schwalmstadt werdenden Müttern ab sofort „Sectio-Bonding“ an. Dabei wird das Baby, sofort nachdem es aus dem Bauch geholt wurde, auf die Brust der Mutter gelegt und bleibt dort bis zum Ende der Operation. Vor der OP wird der Mutter dafür ein spezielles Bonding-Top umgelegt. Das breite weiche Stoffband verläuft unter dem Rücken der Mutter und bietet an der Brust genug Platz, um das Baby hineinzulegen. Anja Kort, Oberärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe am Asklepios Klinikum Schwalmstadt, erklärt den genauen Ablauf: „Im Operationssaal wird die Mutter mit einer Teilanästhesie betäubt. Für das Sectio-Bonding muss sie während des Kaiserschnitts wach sein. Voraussetzung ist natürlich, dass aus medizinischen Gründen nichts gegen den Einsatz des Bonding-Tops spricht. Nachdem das Baby aus dem Bauch der Mutter geholt wurde, wird es zuerst kurz untersucht. Anschließend wird es der Mutter auf die Brust gelegt und mit dem Bonding-Top gesichert. Es verhindert, dass das Kind in das Operationsgebiet rutscht oder hinunterfällt. Wir sind von diesem Konzept wirklich überzeugt, auch wenn wir dafür manche Abläufe im OP umstellen mussten.“
Auch Kinderkrankenschwester und Stationsleitung Ina Sander weiß, wie wichtig Bonding ist und wie es die Eltern-Kind-Beziehung bestärken kann. „Durch den sofortigen Hautkontakt nach der Geburt profitieren sowohl Mutter als auch das Kind enorm. Das dabei ausgeschüttete Bindungshormon Oxytocin fördert zum einen das Zusammengehörigkeitsgefühl, zum anderen unterstützt es das Zusammenziehen der Gebärmutter und regt die Milchbildung an. Bei den Babys wiederum können wir beobachten, dass sie weniger Anpassungsprobleme haben sowie früh und selbstständig zu trinken beginnen.“ Auch die Mütter, bei denen das Bonding-Top bisher zum Einsatz kam, freuen sich über die Möglichkeit, ihr Baby direkt nach der Geburt und schon während der OP in den Armen halten zu können. „Im Operationssaal bekommt man durch den Sichtschutz leider nichts mit. Aber mit dem Bonding-Top habe ich gemerkt, dass mein Sohn nun wirklich da ist“, beschreibt Eva Woocker den Moment, als sie ihren Sohn Colin das erste Mal in den Armen halten durfte. (pm/Asklepios)
Das Bild: Mama Eva Woocker kuschelte noch während der Kaiserschnitt-OP mit Sohn Colin, gemeinsam wurden sie anschließend auf das Stationszimmer verlegt