BAUNATAL (pm/beg). „Mit großer Besorgnis betrachten wir die aktuelle Lage des Gertrudenstifts, mit Entsetzen und Verärgerung schauen wir auf den bisherigen Ablauf zur Insolvenzentwicklung“, erklären Dierk Koch (Vorsitzender des Behindertenbeirates Baunatal) und Wolfram Meibaum (Vorsitzender des Senioren-Arbeitskreises Baunatal) in einer Pressemitteilung:
Die Gesamtentwicklung ist für die Heimbewohner (Senioren, Behinderte und Pflegebedürftige) eine einzige Katastrophe. Im aktuellen Verfahren geht es primär um die finanziellen und die wirtschaftlichen Belange einer verwaltungsrechtlichen Insolvenzabwicklung. Einzelschicksale und menschliche Bedürfnisse werden in kalte Zahlen gepresst. Es stellt sich die Frage, wie hier mit bedürftigsten Menschen umgegangen. Die sozialen und gesellschaftlichen Auswirkungen dieser Entscheidungen spielen augenscheinlich keine Rolle.
So wurde die Stadt Baunatal nicht im Gläubigerausschuss beteiligt, obwohl sie mit Grundstück und umfänglicher Kostenerstattung für den Kindergarten zur Finanzierung der Einrichtung beiträgt. Warum eigentlich nicht?
Besonders kritikwürdig ist, so Koch und Meibaum weiter, dass unter den Augen des SELK (Selbstständige Evangelisch-Lutherische Kirche) Pflegebedürftige und Angehörige binnen fünf Wochen, getrieben durch das Insolvenzverfahren, einen neuen Heimplatz suchen müssen. Der Kündigungsschutz sieht in Deutschland eine Frist von 3 Monaten vor. Dieser gilt im Falle von stark belasteten Menschen mit Handicap und deren Angehörigen offensichtlich nicht.
Natürlich ist die Pflege von schwer pflegebedürftigen Menschen aufwendig und teuer. Es ist nachvollziehbar, dass Institutionen in solch einem Bereich nicht unbedingt wirtschaftlich sein können. Allerdings müssen nun 22 Menschen eine neue Heimat finden. Dies werden oftmals sehr wahrscheinlich keine dafür eingerichteten Einrichtungen sein, da Plätze in solchen Einrichtungen in der Region knapp sind. Umso mehr verwundert es, dass die „Junge Pflege“ offenbar unterbelegt war und es Personalengpässe gab.
Da es für jüngere pflegebedürftige Menschen aber noch immer nicht ausreichend Plätze in bedarfsgerechten Versorgungseinrichtungen gibt, ist zu befürchten, dass viele Betroffene entgegen der Notwendigkeit und ohne sozialpädagogische Angebote fehlplatziert in Seniorenheimen untergebracht werden. „Das wäre unverantwortlich! – Und mit dem Ziel der Jungen Pflege unvereinbar, den Einzelnen durch therapeutische Förderung bei seiner Lebensführung zu unterstützen und ihn zu ermutigen, sich seine Selbstständigkeit so weit wie möglich zu erhalten.“
Für den externen Beobachter stellen sich gleich mehrere Fragen:
- Hatte die Heimaufsicht nicht früher Kenntnis von der offensichtlichen finanziellen Schieflage der Einrichtung?
- Wieso waren nicht alle Plätze in der „Jungen Pflege“ belegt?
- Warum konnte die Heimleitung nicht adäquat auf die vorhandenen Personalengpässe reagieren? Hätte sie nicht früher handeln müssen? Aber auch:
- Welche Unterstützung leisten die Heimleitung oder andere Aufsichtsgremien für die Betroffenen?
Noch mehr:
- Welche Hilfe leisten die diakonische Einrichtung und der Trägerverein der SELK – Selbstständige Evangelisch-Lutherische Kirche?
- Weshalb wurde nicht früher auf offensichtliche Missstände reagiert?
Zurzeit drängt sich der Eindruck auf, dass sich Verantwortliche des SELK und die Heimleitung hinter dem Insolvenzverwalter verstecken und der Schutz der Institution wichtiger ist als die Hilfe für die Betroffenen, da es keinerlei wahrnehmbare Hilfsangebote für die Betroffenen gibt.
„Insbesondere von einem kirchlichen Träger hätte man sich einen anderen Umgang mit besonders Schutzbefohlenen gewünscht. Fragen über Fragen, die auf Antworten warten. Dank muss an die pflegenden Personen ausgesprochen werden, die in einem schwierigen Umfeld und unter Arbeitsengpässen erheblich zum Wohlbefinden der Betreuenden beigetragen haben, so Dierk Koch, Vorsitzender des Behindertenbeirats der Stadt Baunatal, und Wolfram Meibaum, Vorsitzender des Senioren-Arbeitskreises der Stadt Baunatal“, abschließend in einer Pressemitteilung.
Hintergrund:
Altenpflegeheime sind auf die Betreuung und Pflege von Menschen ab 65 Jahren ausgerichtet. JUNGE PFLEGE: Für jüngere Menschen bis 65 Jahren, die pflegebedürftig sind, werden Wohn- und Pflegeplätze in vollstationären Pflegeheimen angeboten. (pm/beg)
Bad Hersfeld Baunatal Borken Brand Corona Coronavirus Diebstahl Drogenfahrt Einbruch Feuerwehr Fritzlar Gudensberg Hephata Homberg (Efze) Kassel Kirchhain Landkreis Hersfeld-Rotenburg Landkreis Kassel Landkreis Marburg-Biedenkopf Landkreis Waldeck-Frankenberg Marburg Marktflecken Frielendorf Melsungen Neukirchen Neustadt Polizei Polizei Kassel Polizeistation Fritzlar Polizeistation Homberg Polizeistation Melsungen Polizeistation Schwalmstadt Polizeistation Stadtallendorf Raubüberfall Sachbeschädigung Schwalm-Eder-Kreis Schwalmstadt SPD Stadtallendorf Treysa Unfall Unfallflucht Vogelsbergkreis Willingshausen Winfried Becker Ziegenhain
2 Kommentare
Ich kann mich dem ersten Kommentar nur anschließen ! Die Pflege hat sowohl in der „Jungen Pflege“ als auch im Seniorenheim ihr Bestes gegeben und alles getan, was bei der dünnen Personaldecke überhaupt möglich war. Selbst Mitarbeiter, die gekündigt wurden, weil sie ihren Mund aufgemacht haben, haben nach der Kündigung noch ausgeholfen, um die Bewohner zu versorgen – warum wohl ? Weil ihnen im Gegensatz zur Heimleitung die Bewohner am Herzen lagen. Und jetzt nachdem ALLE Beteiligten sagen, sie hätten die jetzige Situation nicht viel, viel früher absehen können, gibt es keine Reaktion im Sinne der jungen, schwer kranken Menschen ! Nein es geht wahrscheinlich nur wieder um irgendwelche für die Außenstehenden nicht nachvollziehbare Verzögerungen. Die Lösung liegt ja klar auf dem Tisch ! Da ist jemand, der sein Geld im Sinne der Bewohner und des Personals investieren möchte . Aber nein … es wird gezögert und auf ganz klare Fragen wird nur verwaschen geantwortet oder erst gar nicht geantwortet – und man hofft wahrscheinlich, dass der Investor abspringt durch die Verzögerung oder dass alle Bewohner deutschlandweit verteilt sind am Ende. Ich sage auch wie im vorherigen Kommentar geschrieben, dass diese Situation lange vorhersehbar war. Gab es jemals eine Antwort darauf, warum langjährige gute Mitarbeiter das Handtuch geworfen haben ? Es fiel immer wieder ein Name als Grund ! Eine Pflegeeinrichtung ist nur so gut, wie ihr Personal und das wurde nicht erkannt. Die Junge Pflege MUSS erhalten bleiben ! Es gibt die Möglichkeit dazu und bisher keine klare Antwort, warum man diese Möglichkeit nicht annimmt. An dem Tag, an dem die Bewohner nicht mehr versorgt werden, wie es im Kündigungsschreiben an die Angehörigen geschrieben stand, sollten alle TV-Sender und regionale und überregionale Zeitungen vor Ort sein ! Vielleicht handelt die Stadt Baunatal ja rechtzeitig und erhält den schwer kranken jungen Menschen ihre Heimat – schließlich wurde ihnen vor Jahren in der Stadt Baunatal dieser Ort als Heimat angeboten ! Niemand versteht, was da gerade abgeht – aber vielleicht wissen die Verantwortlichen ja was sie tun – auch wenn man es sich wie seit Jahren nicht vorstellen kann !
Es wurde bereits vor 1, 5 Jahren seitens der Pflege auf viele Missstände aufmerksam gemacht!!! Hilfe bekam man NIE!!! Gelder wurden verschwendet, Personal verheizt! Alle, welche die Junge Pfege mit aufgebaut habe, haben Herzblut investiert und Mehrarbeit gerne in kauf genommen. Der Dank war immer nur ein Arschtritt!!!! Die Junge Pflege war und ist für viele Bewohner dort, der Auffangort und sicherer Hafen! Verzweiflung wurde liebevoll aus der Welt geschaffen. „Beatuful Family“ war dieser Ort! Dies gab auch ein Angehöriger ganz klar als Dank zum Ausdruck! In Form eines Bildes, welches geschenkt wurde, nach dem Versterben der lieben Ehefrau! Dieser Ort wird aktuell so mit Füßen getreten und macht mich einfach nur unfassbar. Der SELK war dieses Projekt von Anfang an ein Dorn im Auge und so wurde es 4 Jahre behandelt. Warum sonst hat man nicht auf die Hilferufe von Mitarbeitern gehört und gehandelt??? Die Personen, welche mit aufgebaut haben und das Haus zu dieser Beautiful Family gemacht haben sind bereits im Jahr 2021 freiwillig gegangen, weil sie es nicht mehr ausgehalten haben, ausgebrannt waren und nach 3 Jahren auch an sich und ihre Gesundheit denken mussten! Und auch da war der „Braten“ bereits verkohlt!
Ich kann nut hoffen, das die SELK endlich mal klein bei gibt und Fehler einräumt, kirchlich an die Nachstenliebe denkt und den bereich der Jungen oflege an einen Investore abgubt, der diesen Ort als Junge Pflege weiter aufrecht erhält!!!!!!!
SEI REALIST UND GLAUB AN WUNDER
Kommentare wurden geschlossen.