HOMBERG/EFZE. Das, was Joachim Bottenhorn am Freitag in die Hände von Hombergs Bürgermeister Dr. Nico Ritz legte, ist mehr als eine reine Chronik. Es ist die Bewahrung eines politischen und gesellschaftlichen Erbes für die Nachwelt.
Auf 206 Seiten mit 50 Bildern erfährt die Leserin/der Leser viel über die politische Entwicklung einer neuen Verwaltungseinheit der Stadt Homberg (Efze) mit ihren 20 Stadtteilen ab dem Jahre 1971. Mit Fleiß und Fachkenntnis hat der ehemalige büroleitende Beamte Joachim Bottenhorn viele Daten und Fakten zusammengetragen und diese mit Fotos und Gesprächsnotizen von Zeitzeugen angereichert. So entstand ein facettenreiches Bild jener Zeit, das nicht nur auf „trockenen“ Fakten basiert, sondern das Leben der Menschen in den politischen Veränderungen beschreibt.
Hinweis zu diesem Artikel: Stadt Homberg
Dr. Ritz: „Homberg ist in allen Bereichen zu einer Stadt zusammengewachsen“
„Fünfzig Jahre sind vergangen seit dem Geschehen der Gebietsreform im Jahr 1971. Damals haben zwanzig selbstständige Dörfer um Homberg herum ihre Selbstständigkeit aufgegeben und wurden als Stadtteile in die Stadt Homberg (Efze) eingemeindet. Es waren gravierende Einschnitte in die politischen Entscheidungskompetenzen und das Leben der Bürgerinnen und Bürger. …. Es freut mich daher besonders, dass zu diesem Anlass ein Buch entstanden ist, welches die Gebietsreform mit ihrer Geschichte dokumentiert und an die Veränderungsprozesse und ihre Personen erinnert. …. Die Entwicklung der gesamten Stadt in den letzten 50 Jahren ist bemerkenswert und Homberg (Efze) ist in allen Bereichen zu einer Stadt zusammengewachsen“, sagt der amtierende Bürgermeister Dr. Nico Ritz in seinem Grußwort.
Reichhaltiger Inhalt mit Dokumenten, Bildern und Interviews
Auf den ersten 48 Seiten bietet das Buch neben Grußworten einen geschichtlichen Abriss des Gebietes des heutigen Landes Hessen von der Stein- über die Römerzeit bis zur Christianisierung durch Bonifatius um 738. Dieser Abriss geht weiter von der Landgrafschaft ab dem 13. Jahrhundert bis ins frühe 20. Jahrhundert über die Weimarer Republik, das Dritte Reich hin zur Neuordnung der Länder nach dem 2. Weltkrieg.
Joachim Bottenhorn beschreibt die Geschichte Hombergs als Kreisstadt mit ihrem Einfluss auf das Umland (z.B. Fritzlar, Melsungen, Borken) schon seit Anfang des 19. Jahrhunderts mit der Errichtung kurhessischer Kreisämter.
Das Buch beinhaltet auch einige interessante historische Exkurse, wie z.B. zur Hohenburg, zu den Wappen der Stadt vom 13. Jahrhundert bis heute, dem „Kaiserkreuz“ in Kleinenglis oder zu „Zusatznamen von Städten“ (z.B. Reformationsstadt, Hans-Staden-Stadt).
Außerdem geht er auf die Geschichte des Schwalm-Eder-Kreises ein.
Überlegungen zur Namengebung: „Schwalmkreis“, „Großer Schwalmkreis“, „Chattenkreis“, „Schwalm-Knüll-Großkreis“ oder „Landkreis Niederhessen“ waren damals ebenfalls im Gespräch.
Ab Seite 48 widmet sich Joachim Bottenhorn der Gebietsreform in Hessen, den politischen Verhältnissen in den Gemeinden vor der Gebiets- und Verwaltungsreform, den Anfängen, der Planung, der detaillierten Vorstellung aller Stadtteile von Allmuthshausen bis Wernswig, dem Grenzänderungsvertrag, Berichten von Zeitzeugen zur Gebietsreform, den jeweiligen Beschlüssen der Stadtteile und der Stadtverordnetenversammlung zur Gebietsreform (es wollten nicht alle Nachbargemeinden zu Homberg), den Regelungen der Übergabe von Kassen, Friedhöfen, Sprechstunden, Straßennamen.
Joachim Bottenhorn bereichert seine Darstellung mit Berichten von Zeitzeugen, Reden von Politikern zur Gebietsreform, z.B. von Landrat August Franke oder Altbürgermeister Horst Gunkel.
Er fügte seinem Buch auch eine Sammlung umfangreichen Pressematerials der Jahre 1970 bis 1974 hinzu.
Der „Vater der Gebietsreform“ kommt zu Wort
Am Ende des Buches kommt noch einmal derjenige zu Wort, den man als „Vater der Homberger Gebietsreform“ bezeichnen kann: Altbürgermeister Horst Gunkel. In einem Gespräch, das Joachim Bottenhorn mit dem Sozialdemokraten anlässlich der Erstellung der Chronik „750 Jahre Hombergshausen“ führte, ist zu lesen (S. 202): „Als damaliger Homberger Bürgermeister habe ich mich für die Zusammenschlüsse werbend eingesetzt. Aber ich habe immer erfahren, wie viele menschliche Einzelschicksale mit betroffen waren. Ein ehemaliger Dorfbürgermeister „mit Leib und Seele“ gab mir damals zu bedenken: „Herr Gunkel, sie wollen mich um mein Brot bringen!“ Ich habe diesen Satz nie vergessen! Seitdem sind mehr als vierzig Jahre ins Land gegangen. Zusammenschlüsse mögen nützlich sein. Aber ich spüre den Wert des Einzelnen, des Individuellen!“
Die Chronik über die Gebietsreform von Joachim Bottenhorn ist für 25,00 EUR in der Buchhandlung Tittmann, Untergasse 5, in Homberg (Efze) erhältlich.
Das Bild: Mike Luthardt (li.), Joachim Bottenhorn (Mitte) und Bürgermeister Dr. Nico Ritz am 25. Februar 2022 im Gespräch über die neue Chronik „50 Jahre Gebietsreform Kreisstadt Homberg (Efze)“ (wal)