FRANKENBERG. Zweimal am Tag ertönt aus dem höchsten der zehn Türme des Frankenberger Rathauses das beliebte Glockenspiel. Erstmals seit dem Bau 1999 hat die Stadt jetzt Änderungen an der Liedfolge vorgenommen.
Seit vergangener Woche sind entsprechend acht neue Lieder im Repertoire. Das Glockenspiel erklingt jeden Tag um 11.45 Uhr und um 15.45 Uhr. Zu diesen Uhrzeiten werden je drei monatlich wechselnde Lieder gespielt. Die Liedauswahl umfasst vorwiegend traditionelle Volkslieder und -weisen.
Anhand der durch die Tonfolge möglichen Lieder wurde schon 1999 eine jahreszeitlich passende Auswahl getroffen. Auch die neu aufgenommenen Lieder orientieren sich überwiegend am Jahreslauf. Unterstützung hatte die Stadt jetzt bei der Liedauswahl von dem Lokalhistoriker und ehemaligen Musiklehrer Karl-Hermann Völker.
Neu im Programm sind ab sofort unter anderem das bekannte Volkslied „Geh aus, mein Herz“ im Juni, das vielen als Schlaflied bekannte „Weißt du wieviel Sternlein stehen“ im Oktober, und der Kanon „Es tönen die Lieder“ im April. Aussortiert wurden im Gegenzug vor allem doppelt vertretene Melodien.
Einen regionalen Bezug hat zukünftig die Liedauswahl im Januar. Aus luftiger Höhe erklingt zunächst das Lied „Hessenland, mein Heimatland“, später das von Hermann Böttner komponierte sogenannte Heimatlied der Stadt Frankenberg. Dazwischen ist in der Europeade-Stadt Frankenberg weiterhin die Europahymne zu hören. Sie geht auf das Hauptthema von Ludwig van Beethovens neunter Sinfonie „An die Freude“ zurück. Das Heimatlied der Stadt gehört ab sofort überdies zum regelmäßigen Bestand. Es wird jetzt immer sonntags zusätzlich nach den drei regulären Melodien gespielt.
Auslöser für die Überarbeitung der Liedliste war ursprünglich ein Hinweis aus der Bevölkerung. Dabei ging es speziell um das Lied „Lustig ist das Zigeunerleben“, das inhaltlich und in seiner Wortwahl als diskriminierend wahrgenommen werden kann und damit nicht mehr zeitgemäß ist. Die Stadt Frankenberg hat sich daraufhin – wie andere Städte zuletzt auch – entschieden, den Titel aus dem Repertoire zu nehmen. Das war bereits im letzten Jahr geschehen, zunächst wurde das Lied ersatzlos gestrichen.
Das Frankenberger Glockenspiel verfügt über insgesamt 16 bronzene Glocken und bietet damit einen Tonumfang von rund anderthalb Oktaven. Rund 417 kg wiegen die Glocken zusammen, die kleinste hat einen Durchmesser von 230 mm, die größte einen von 426 mm. Die Glocken wurden seinerzeit in der Glocken- und Kunstgießerei Rincker in Sinn (Lahn-Dill-Kreis) gegossen. Im Glockenturm, auch Laterne genannt, befindet sich darüber hinaus eine weitere historische Uhrzeitglocke. (wal)