Dachverein und Pflege gGmbH sind betroffen
BAUNATAL. Viel auf und ab hin und her hat das Gertrudenstift in Baunatal Großenritte zuletzt erlebt. 2018 wurde die Geschäftsleitung abgelöst und seitdem ebbt die Unruhe nicht ab. Kritik von Mitarbeitenden wurde nach außen getragen, Wechsel in den Vorstandspositionen des Dachvereins verliefen nicht ganz friedlich und zuletzt wurde erhebliche Kritik von Angehörigen laut.
Über Pflegenotstand und unzureichende Betreuung wurde geklagt und die Geschäftsleitung musste verkünden, dass vor wenigen Wochen das Weihnachtsgeld nur teilweise gezahlt werden konnte, obwohl Stellen nicht alle besetzt sind und Berichte in den Medien über Doppelschichten veröffentlicht wurden. Dass dies mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten zusammenhängt, hatten die Verantwortlichen stets dementiert. Die Leitung der Einrichtung räumte ein, dass es durch Wechsel in der Führungsstruktur auch Belegungseinschränkungen und Auflagen seitens der Aufsichtsbehörden gegeben habe. Selbst Diskussionen um die Höhe der Zuzahlungs-Beiträge gingen in die Öffentlichkeit. Auch die Stadt Baunatal hat im Herbst 2021 Mittel der Gertrudenstift Betreuung gGmbH zurückgefordert, die aus Sicht der Kommune nicht entsprechend der Vereinbarungen verwendet wurden.
SELK (Selbstständige Evangelisch-Lutherische Kirche) ist Träger
Träger der Einrichtung, die verschiedene Gesellschaften unter einem Dach vereint und Mitglied im diakonischen Werk ist, ist die SELK, Selbstständige Evangelisch-Lutherische Kirche, eine am ursprünglichen Wort Luthers orientierte freie Kirche. Neben dem Gertrudenstift e.V. ist die Gertrudenstift Pflege gGmbH für die sogenannte Junge Pflege und das Pflegeheim verantwortlich, die Gertrudenstift Betreuung gGmbH für das betreute Wohnen und die Kindertagesstätten.
Gestern, am 28. Januar 2022 haben der Erste Vorsitzende des Gertrudenstift e. V., Armin Raatz und der Superintendant der SELK, Jörg Ackermann, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Bewohnerinnen und Bewohner sowie die Angehörigen mit einem Schreiben, das nh24 vorliegt, darüber informiert, dass Gertrudenstift Pflege gGmbH und der Evangelisch-Lutherische Gertrudenstift e. V. Insolvenzanträge stellen werden. Begründet wurde dies in dem Schreiben mit einer finanziell herausfordernden Situation, die sich durch Personalengpässe infolge der Coronapandemie entwickelt haben.
Corona-Pandemie und Einschränkungen der Aufsichtsbehörden Insolvenz-Gründe?
Die Versorgung im Altenpflegeheim und der Spezialpflegeeinrichtung gingen jedoch wie gewohnt weiter. Die Gertrudenstift Betreuung gGmbH (betreutes Wohnen und Kindergärten) sei von der Insolvenz nicht betroffen.
Die Personalsituation, so Raatz und Ackermann, sei überall in der Pflege angespannt und im Gertrudenstift hätte es häufige Wechsel, auch in der Führungsstruktur gegeben. Die Folgen der Coronapandemie mit Hygiene- und Schutzauflagen und Belegungseinschränkungen der Aufsichtsbehörden hätten den Druck erhöht. In enger Abstimmung mit den Aufsichtsbehörden und extern engagierten Beratern sei man die Situation aktiv angegangen, jetzt habe man sich nach Rücksprache mit Wirtschaftsberater für den Gang zum Insolvenzgericht entschieden.
Perspektive ist aus Sicht der Verantwortlichen gut
Insbesondere im Altenpflegeheim gäbe es eine gute Perspektive für die Zukunft und man setze alles daran, den Betrieb langfristig weiterzuführen, versichern Raatz und Ackermann. Wie es weitergeht, würde jetzt vom Insolvenzverwalter und seiner Unterstützung für einen Plan zur Neuaufstellung abhängen.
In einem jetzt beginnenden „Vorläufigen Insolvenzverfahren“ entscheiden Insolvenzverwalter und Geschäftsleitung drei Monate lang gemeinsam, wobei im Grunde nichts gegen den Insolvenzverwalter geht. Im Vordergrund steht der Gläubigerschutz. Die Mitarbeiter erhalten in der Regel Insolvenzgeld von der Agentur für Arbeit, was häufig zur Konsolidierung beiträgt.
Mit Eröffnung des eigentlichen Insolvenzverfahrens nach drei Monaten, führt der Insolvenzverwalter das Unternehmen dann allein weiter, entweder bis ein Insolvenzplan umgesetzt, ein Käufer für das Unternehmen gefunden oder die Abwicklung vollzogen wird. Insolvente Unternehmen im sozialen und gemeinnützigen Bereich haben meistens keine unlösbaren wirtschaftlichen Probleme, zumal die Nachfrage in der Regel größer ist als das Angebot.
Am Ende entscheiden die Gläubiger
Das letzte Wort, ob die alten Träger – in welcher Rechtsform auch immer – eine zweite Chance erhalten oder das Unternehmen an einen neuen Eigentümer/Investor geht, haben meistens die Gläubiger, insbesondere die größten Gläubiger. In personalintensiven Betrieben ist die Agentur für Arbeit in der Regel dann der entscheidende Gläubiger, aufgrund der Insolvenzgeld-Zahlungen.
Nach einem Schnitt gibt es in der Regel eine Fortsetzung und die Betreuten werden in der Insolvenz-Phase sicher nicht sich selbst überlassen und dürften von den Auswirkungen eines Insolvenzverfahrens wenig spüren. (rs)
13 Kommentare
Einfach nur traurig .Eine so tolle Einrichtung, ich beobachte sehr engagierte und zuverlässige Mitarbeiter, die für die ihnen anvertrauten Menschen alles geben. Ich denke man MUSS jetzt anfangen das noch vorhandene Personal wertzuschätzen, sonst ist es in der heutigen Zeit schnelle weg, das muss man rechtzeitig erkennen, dann sind die Probleme noch größer, diese Chance hat man noch, alles sehr traurig 😔
Ich frage mich, wie die Geschäftsleitung jetzt in 3 Monaten etwas schaffen will, was vorher in 3 Jahren nicht geschafft wurde. Ich hoffe nur, dass die Insolvenzverwalter sich auch einmal mit Mitarbeitern unterhalten, die sich trauen den Mund aufzumachen. Als ich damals Kritik am Führungsstil geübt habe wurde mir nur gesagt: „Wir lassen uns nicht kritisieren“ (Originalton). Was ist denn das für eine Aussage. Schließlich bin ich als Angehöriger ja „zahlender Kunde“. Wir vertrauen diesen Menschen unsere Eltern oder sonstige Angehörige an ! Da kann man ja wenigstens erwarten, dass einem jemand zuhört ! Die Aussage, dass die Führungsebene nun froh sei, dass man „ohne Druck von außen“ jetzt planen (??) kann ist aus meiner Sicht unverschämt. Was ist mit den Firmen, die jetzt auf ihr Geld warten müssen ? Oder den Mitarbeitern, bei denen Daueraufträge vom leeren Konto nicht ausgeführt werden ? Denken die Menschen auch einmal an andere ? Auch die Bewohner und Angehörigen, die jetzt nicht wissen wie es weitergeht – wer denkt an diese Menschen ? Es kann nur einen Neuanfang mit einem Käufer geben ! Mit den jetzigen Personen ist das Problem nicht in den Griff zu bekommen – nicht in 3 Monaten, nicht in 3 Jahren ! Ich hoffe nur, dass die Insolvenzverwalter das durchschauen !
Sehr gut geschrieben Frau Hansmann.
Auch ich fordere hiermit den Vorstand zu einer Stellungnahme auf. Auf der Versammlung 2021 wurde ja auch seitens des Vorstandes versucht, uns mundtot zu machen. Selbst ein Herr raatz, stand vor 12 Angestellten der jungen Pflege und hat uns Recht gegeben, weil wir forderten unter der Geschäftsführung nicht zu arbeiten. Zwei Tage später wurde ich zur Führung der jungen Pflege von ihm, vor Zeugen benannt. 2 Tage später erhielt ich die Kündigung, aus unerklärlichen Gründen. Ich habe lediglich die Wahrheit gesagt, auf massive Fehler hingewiesen. Dies ist dort nicht erwünscht. Man lebt halt dort in einer Traumwelt, diese ist aber nun zerplatzt! Lieber Vorstand, wenn Belege haben wollt, biete ich es ihnen gerne noch einmal an, damals war dies ja nicht erwünscht.
Jetzt einen auf überrascht zu machen, ist einfach nur lächerlich! Ihr wisst seit fast einem Jahr wo die Reise hingeht. Das einzige was ihr getan habt, ist die Verschleppung der Insolvenz.
ES WAR VERMEIDBAR!
Schon länger steht die Gertrudenstift unter hartem Beschuss, – zurecht!
Wir haben bereits im Jahr 2021, in einer persönlichen Versammlung darauf hingewiesen, dass die derzeitige Heimleitung grobfahrlässig wirtschaftet (!!!) und Gefahr läuft in die Insolvenz zu gehen. Doch dies wurde, wie viele andere Anliegen, Beschwerden, offene Punkte schlichtweg ignoriert.
Es sind nun knapp 4 Jahre vergangen, die Geschäftsleitung hatte ausreichend Zeit sich unter Beweis zu stellen.
Nun ist das Kind in den Brunnen gefallen! – Sollte man meinen..
Denn trotz miserabler Leitung in diversen Punkten darf die Geschäftsleitung im Dienst bleiben… ?????
Zugleich ist es eine Schade, dass dies in Kirchlicher Hand ist! Hier möchte ich den Kommentar von „Wanderer“ zitieren:
„Der Vorstand des Gertrudenstift e.V. sollte sich mal ernsthaft die Frage stellen ob dies alles dem christlichen Glauben und Grundsätzen noch entspricht was sie im Gertrudenstift wissentlich zulassen. Ich bin entsetz was die Kirche (S.E.L.K) hier zulässt. Und ich fordere die S.E.L.K hiermit auf hierzu offen Stellung zu nehmen und sich nicht nur im Hintergrund zu verstecken.“
Auch ich, fordere die S.E.L.K. hiermit auf offen Stellen zu nehmen!
..ich bin mir ziemlich sicher, dass SO, wie die Einrichtung geleitet wird, es nicht Gottes Wille ist.
Wenn man sich nicht mit jedem 2. Angestellten vor dem Arbeitsgericht treffen müsste, alle Wohnungen im betreuten Wohnen vermietet und vor allem Abrechnungen korrekt erstellt werden würden, hätte man vieles abwenden können. Stimmt ja alles nicht, da ist bestimmt auch Corona Schuld.
Lieber Vorstand, ihr habt den Bock zum Gärtner gemacht und seid einfach nur zu blind um dies zu erkennen
Welch große Überraschung 🙂
Corona ist Schuld, die Heimaufsicht ist schuld und bestimmt auch das Wetter, ich kann es nicht mehr hören. Seit Monaten wird die angespannte Lage ignoriert, wesentliche Dinge werden von Seiten der Geschäftsführung, dem Vorstand verschwiegen. Personal was die Geschäftsführung mehrfach darauf aufmerksam macht, was schief läuft, wird entlassen. Man steht vor dem Vorstand, belegt alles und es wird erfolgreich ignoriert.
Die Auflagen der Heimaufsicht zerstören also alles ja? Zum Tag der Überprüfung wurde die dortige pdl aus dem haus geworfen(von der Geschäftsführung),so das wichtige Dinge gar nicht erklärt werden konnten. Die ganze Prüfung wurde seitens der Geschäftsführung manipuliert, ins negative. Ein Buchhalter der bereits im Juli auf die Zahlungsunfähigkeit hinwies, wurde zur Kündigung getrieben. Wann wird der gesamte Vorstand mal wach und trennt sich von der Führung? Wie kann es sein, das man trotz der Zahlungsunfähigkeit, Personal von einer „Zeitarbeit“ kauft? Der Gertrudenstift wurde hier zu 80% von einer einzigen Person zu Grunde gerichtet und nicht von früheren Personen! Hier fehlt es an Personalführung, Kenntnissen über Wirtschaft und vor allem an Menschlichkeit. Diese Personen sollten sich schämen, im Namen der Kirche zu handeln. Wenn das Kirche sein soll, dann gute Nacht!
Allein die aktuelle Geschäftsleitung, die amtierenden und untätigen Vorstandsmitglieder und der hinter den Kulissen agierende Propst der SELK sind für diese Misswirtschaft verantwortlich. Arroganz, maßlose Selbstüberschätzung und Machtbesessenheit haben Ihren Tribut gefordert und nicht die Pandemie!
Ich selbst war 20 Jahre die Buchhalterin im Gertrudenstift bis meine Kollegin und ich im Februar 2021 das Unternehmen verlassen haben, weil man sich mit dieser Unternehmenskultur nicht mehr identifizieren konnte. Keine Ahnung von Geschäfts- geschweige denn von Personalführung.
Wenn die Buchhalterin nach so einer langen Zeit das Unternehmen verlässt sollten alle Alarmglocken angehen. Es ist gekommen wie es kommen musste und das ist auch gut so.
Der Pflegenotstand ist Schuld, die Corona Pandemie ist Schuld und die Ämter sind Schuld.
Ich kann diese Lügen nicht mehr hören oder lesen. Dem Haus ging es bis ende 2019 super die Leute waren Motiviert und haben einen sehr Hohen Qualitätsstandart gehalten und viele Mitarbeiter waren schon weit über 10 Jahre im Gertrudenstift angestellt. Im November 2019 kam dann eine neue Geschäftsführerin und ab da ging es dann nur noch Berg ab. Ihre erste Amtshandlung war es das komplette Verwaltungspersonal raus zu mobben die meisten waren über 15 Jahre im Gertrudenstift angestellt. Danach war das langjährige Pflegepersonal an der Reihe die es wagten Kritik an der neuen Geschäftsführung offen zu äußern. Und den Rest kann man aus den HNA Artikeln entnehmen die bis heute entstanden sind. Es ist ehrlichgesagt zum heulen zu sehen wie ein so liebevolle und herzliche Pflegeeinrichtung systematisch hingerichtet wurde und weiter wird.
Der Vorstand des Gertrudenstift e.V. sollte sich mal ernsthaft die Frage stellen ob dies alles dem christlichen Glauben und Grundsätzen noch entspricht was sie im Gertrudenstift wissentlich zulassen. Ich bin entsetz was die Kirche (S.E.L.K) hier zulässt. Und ich fordere die S.E.L.K hiermit auf hierzu offen Stellung zu nehmen und sich nicht nur im Hintergrund zu verstecken.
Weder der Vorstand noch die Geschäftsleitung noch die S.E.L.K scheinen sich ihrer sozialen Verantwortung den Mitarbeitern und Bewohnern gegenüber bewusst zu sein und dieses ärgert mich maßlos.
Wenn man meiner Meinung nach dieses Haus mit Jahrhunderter alter Tradition retten will muss es einen Kompletten Wechsel des Vorstandes und der Geschäftsleitung geben oder es braucht einen neuen kirchlichen Träger der die christlichen Werte noch hoch hält ansonsten wird der Gertrudenstift nie wieder im alten Glanz erstrahlen und zugrunde gehen.
Das es so kommen musste war abzusehen.
Viele gute Christen und Mitarbeiter sind gegangen.
Hier wurde Profit für den richtigen Weg gewählt und nicht Menschlichkeit .
Ich musste zusehen , wie Kollegen geweint haben, gekündigt worden sind oder selbst gekündigt haben. Und wie aus einem herzlichem positiv gestimmten Unternehmen etwas völlig anderes geworden ist. Zu Sehen, was jetzt der Standart ist macht betroffen.
Ich habe Angst um unsere Zukunft
Wer bei der Bekanntgabe beim Personal scheinheilig lacht weiß das das schon langer der Plan war wer weiß genau was dahinter steckt auf jedenfalls bleibt die Geschäftsführung bestehen sind ja nicht alle Einrichtungen insolvent 😉
Ein Stück Großenritter Geschichte geht den Bach runter!
Genau dieser Verlauf war bereits vor 1,5 Jahren absehbar. Wenn man gutes Personal mit Füßen tritt und die Besten entlässt, muss man sich nicht wundern, dass es so weit kommt ! Diese Einrichtung wurde über Jahrzehnte gut geleitet und schrieb schwarze Zahlen. Traurig, dass Warnsignale und Ideen sowie Gespräche von Mitarbeitern und Angehörigen ignoriert wurden. Jetzt hilft nur noch verkaufen damit das Seniorenheim erhalten bleibt ! Alles auf Corona zu schieben reicht nicht als Entschuldigung aus ! Auch andere Einrichtungen haben mit der Pandemie zu kämpfen. Gerade in dieser Situation sollte man sein Personal wertschätzen und nicht rausekeln !
Schaut man sich an wer hier an der Spitze steht, sollte man heutzutage auf jeden Fall aus der Kirche austreten.
Sorry, aber ich möchte nicht das mit meinem Angaben so umgegangen wird und obendrein noch der Heiligenschein aufgesetzt wird (nicht nur hier, da haben die Kirchen ja noch einige andere Themen aufzuarbeiten).
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