Tierische Unterstützung für Menschen mit Suchterkrankung
BORKEN. Ein Wochenstart ohne sie, ist für die Klienten vom Zechenhof in Borken, einer Wohneinrichtung für Menschen mit chronischer Suchterkrankung der Hephata Diakonie, kaum vorstellbar. Und dabei ist sie schon längst in Rente: Therapiehündin Icy.
Sie ist mittlerweile 16 Jahre alt, eine Seltenheit für die Hunderasse Samojeden. Denn deren Lebenserwartung beträgt etwa zwölf Jahre. „Aber das wirklich Besondere ist, dass sie immer noch gerne mit unseren Klienten zusammen ist, trotz ihres fortgeschrittenen Alters“, sagt Einrichtungsleiterin Martina Heder.
2009 übernahm Martina Heder ihre Icy vom Tierschutz „Samojede in Not“. Zuvor hauste der Schlittenhund in einem Keller. Icys Zustand war schlecht, doch Martina Heder brachte die Hündin wieder auf die Beine. Und weil sich Icy schnell erholte, hatte Heder mit dem damaligen Leiter der Hephata-Einrichtung in Borken die Idee, aus ihr einen Therapiehund für die Einrichtung zu machen. Denn: Als eine Samojede habe Icy ohnehin die besten Voraussetzungen dafür, sagt Heder.
Samojeden nehmen Menschen ohne Beachtung ihrer körperlichen oder geistigen Fähigkeiten wertfrei an. Sie sind von Natur aus freundlich und behutsam. So finden beispielsweise ängstliche Menschen häufig einen schnellen Zugang zu den Hunden, was zu schnellen Therapieerfolgen führen oder den Einstieg in die Therapie erleichtern kann, erklärt Heder.
Für die Hephata-Einrichtung in Borken ist Icy seit 2013 der erste Therapiehund. Und für die 23 suchtkranken Menschen mit teilweise auch psychischen Beeinträchtigungen sei Icy nicht mehr wegzudenken. „Unsere Patienten haben im Alltag sehr oft mit Ängsten zu kämpfen“, sagt Heder. Samojede Icy helfe ihnen, diese in den Griff zu bekommen. Das passiere beispielsweise mit speziellen Trainings in der Stadt. Alkoholkranke Menschen lebten oft zurückgezogen, „mit dem Hund lernen sie wieder eigenständig einkaufen zu gehen oder mit anderen Menschen beim Spaziergang ins Gespräch zu kommen. Der Hund gibt ihnen Halt und Sicherheit“, sagt Heder.
Und Icy hilft nicht nur bei speziellen Trainings: Fehle Klienten Nähe, so sei Icy an Ort und Stelle. „Von diesen Streicheleinheiten profitieren die Klienten und bauen Vertrauen auf“, sagt Heder. Aktiv als Therapiehund mit Bewegungstrainings wird Icy nicht mehr eingesetzt „Das schafft sie mit ihrem fortgeschrittenen Alter einfach nicht mehr“, erklärt Heder. Dennoch ist sie immer noch im Zechenhof anzutreffen, und zwar immer, wenn Einrichtungsleiterin Martina Heder da ist. „Und die Klienten sind sehr glücklich darüber. Sobald der Hund da ist, wird es friedlich.“ (pm)
Hintergrund
Der Zechenhof
Der Zechenhof ist eine sozialtherapeutische Einrichtung zur sozialen und beruflichen Rehabilitation von alkohol- und/oder medikamentenabhängigen erwachsenen Frauen und Männern. In einer sehr schönen Umgebung, mit viel Natur und einem See in unmittelbarer Nähe, liegen die Gebäude einer umgebauten ehemaligen Braunkohlezeche. Hier leben längerfristig oder auch vorübergehend Menschen mit einer Abhängigkeitserkrankung in direkter Nachbarschaft zum Dorf. Die Einrichtung Zechenhof hat sich stets weiterentwickelt, sodass die Angebote den Standards fachgerechter, zeitgemäßer Suchthilfe entsprechen. Insgesamt können 23 Wohnplätze angeboten werden, elf davon in zwei Außenwohngruppen.
Therapiehunde im Einsatz am Zechenhof
Therapiehunde werden in unterschiedlichen Therapien eingesetzt. In der Psychotherapie beispielsweise helfen sie, Patienten die Angst zu nehmen und Anspannungen zu lösen. Durch sein einfühlsames Wesen kann ein Therapiehund in schwierigen Momenten Trost und Nähe spenden. Aber auch bei körperlichen Beschwerden oder Behinderungen kann ein Hund helfen. Denn Therapiehunde sind motivierend, insbesondere die Samojeden, erklärt Heder. Therapiehunde fordern Patienten auf und können so die körperliche Leistungsfähigkeit steigern und neue Freude an Bewegung vermitteln. (wal)