Manuela Strube im Gespräch: Kommunikation ist alles!
BAUNATAL. Es ist zur Tradition geworden, dass der Treffpunkt Baunatal und nh24 immer zum Jahresbeginn mit dem Baunataler Stadtoberhaupt ins Gespräch kommen. Nach Manfred Schaub und Silke Engler setzt jetzt erstmals Manuela Strube diese geübte Praxis fort und das nur wenige Tage nach ihrem Start in den neuen Job. Das Gespräch hat unser Redakteur Rainer Sander geführt:
nh24: Wie spontan war die Entscheidung, als Bürgermeisterin zu kandidieren?
Manuela Strube: Es hat mich etwas überrumpelt und die Bedenkzeit lag bei einer Woche. Wir haben die Situation in der Partei besprochen und waren uns sehr schnell einig.
nh24: Kein Kandidaten-Wettbewerb?
Manuela Strube: in Baunatal gibt es weder Strömungen noch Parteiflügel. Wir diskutieren offen, aber wenn wir ein Ergebnis haben, dann stehen auch alle dazu. Auf jeden Fall war meine Entscheidung genauso spontan, wie die vor einigen Jahren, in den Landtag zu gehen. Das scheint so etwas wie ein roter Faden zu werden.
nh24: Gab es im Zusammenhang mit den Kommunalwahlergebnissen so etwas wie eine Antizipationszeit, weil Frau Engler mit der Kreispolitik geliebäugelt hat?
Manuela Strube: Nein! Der damalige Bundestrend hat für die SPD kein großartiges Wahlergebnis in Aussicht gestellt. Wäre es ein wenig schlechter gekommen, hätte ein Koalitionspartner vielleicht Anspruch auf die Position des Ersten Kreisbeigeordneten gehabt. Soweit konnten die Spekulationen nicht gehen.
Sicherheit für Baunatal – keine Roten Bänder
nh24: Sie erwecken aber nicht den Eindruck, als hätten sie gehadert. Im Gegenteil: Sie strahlen mit Überzeugung?
Manuela Strube: Ja! Und obwohl ich inzwischen nichts mehr für unmöglich halte, möchte ich den Baunatalerinnen und Baunatalern gerne etwas Sicherheit geben. Bei Manfred Schaub war stets ein Ministerposten in der Schwebe und bei Silke Engler gab es vorher schon einmal Spekulationen auf einen Posten im Kreis. Bei mir steht gerade nichts an, ich hätte auch keine Idee, was jetzt noch passieren könnte, und wenn die Baunataler in sechs Jahren entscheiden, dass sie mich auch für eine zweite Amtszeit wollen, dann werde ich das gerne annehmen. Jetzt freue ich mich auf etwas Neues!
nh24: Es ist auf den ersten Blick nicht der beste Zeitpunkt für eine politische Karriere in Baunatal. Ist das Mut oder Wahnsinn?
Manuela Strube: Gegenfrage: wann ist denn der richtige Zeitpunkt? Den gibt es doch nie!
nh24: Also: getreu dem Motto, wann kann man sich schon besser beweisen, als in Zeiten der Krise?
Manuela Strube: Meine Kollegen haben mir zum Amtsantritt eine goldene Schere geschenkt und ich habe geantwortet, eine Sparbüchse wäre besser, weil die Zeiten des Durchschneidens Roter Bänder eher vorbei sind. Die große Kunst wird sein, die vorhandene Infrastruktur mit weniger Geld aufrechtzuerhalten.
nh24: Gespräche wie dieses, führt man normalerweise erst nach 100 Tagen…
Manuela Strube (unterbricht): dann können wir uns gerne noch einmal treffen!
nh24: o. k.! Im Bund für die Ampel ist es genauso, niemand kann gerade sagen, gebt uns erst einmal 100 Tage und niemand wird antworten, „die ersten drei Monate verzeihen wir alle Fehler“. Spürt man Angst im Nacken oder kann eine Bürgermeisterin damit entspannt umgehen?
Manuela Strube: Beides! Weil ich nie pessimistisch bin, kann ich mit Druck umgehen! Das kann man übrigens immer gut, wenn man Optimismus ausstrahlt! Das heißt nicht, dass ich nicht irgendwann einmal nervös werden könnte, aber die Themen sind ja bekannt!
Der Blick geht nach vorne – trotz Corona
nh24: Es ist auch schwer, sich auf alle Überraschungen vorzubereiten?
Manuela Strube: Ja, das ist Tagesgeschäft! Wir können beispielsweise jetzt nicht planen, was im März oder April ist, weil wir gar nicht wissen, was auf uns zukommt.
nh24: Die Corona-Maßnahmen binden im Rathaus viel Arbeitszeit, die normalerweise fürs Tagesgeschäft zur Verfügung stünde?
Manuela Strube: Gerade das Ordnungsamt ist derzeit extrem ausgelastet. Und auch andere Dienststellen haben alle Hände voll zu tun. Beispielsweise in den Kindertagesstätten ist gerade richtig viel zu tun, weil die Voraussetzungen anders geworden sind.
nh24: Der Blick muss nach vorne gehen. Wie ist es möglich, trotz Arbeiten am Anschlag, konzeptionell zu denken?
Manuela Strube: Wir sind schon dabei, einen Jahresplan zu erstellen und schauen, welche Themen wir wann anpacken. Vieles müssen wir natürlich auf Sommer verschieben oder das dritte beziehungsweise vierte Quartal. Das Thema Kindertagesstätten lässt sich allerdings nicht schieben, denn die Nachfrage wartet nicht.
nh24: Wenn Sie eine Skala hätten für die Dimension der Aufgaben, Was ist die größte Herausforderung?
Manuela Strube: Das Thema Lärm und Verkehrsentwicklungsplan ist seit Jahren daran und daran werden wir arbeiten. Das wird trotzdem nicht gleich morgen sein, eben weil das Ordnungsamt ausgelastet ist. Vieles wird mit einem gelben „Post It“ markiert und sobald wir Luft haben, geht es los!
nh24: Das können Sie auch der Opposition vermitteln?
Manuela Strube: Ja klar! Es ist ja auch nicht so, dass wir nichts tun. Beim Thema Lärmschutz beispielsweise haben wir die Aufzeichnungsboxen installiert, jetzt liegt es aber an den Kommunen im Schwalm-Eder-Kreis dafür zu sorgen, dass gleichgezogen wird, damit wir auch vergleichbare, valide Daten bekommen, mit denen wir zur Autobahn GmbH gehen können. Baunatal hat seinen Teil geliefert. Allerdings: auch innerhalb des Stadtgebietes und in den Ortsteilen brauchen wir Verkehrskonzepte.
Bürger rechtzeitig informieren und einbinden
nh24: Unabhängig von aktuellen Situationen, gefühlt sind immer mehr Bürgerinnen und Bürger unzufrieden?
Manuela Strube: Das Gefühl habe ich auch und deshalb macht es Sinn, zukünftig transparenter und kommunikativer mit den Themen umzugehen. Darüber kommen wir dann mit den Bürgerinnen und Bürgern ins Gespräch, wie es gehen kann und was möglich ist, beziehungsweise was nicht geht.
nh24: Sind Bürgerbefragungen ein mögliches Thema?
Manuela Strube: Wir hatten eine solche zum Sportentwicklungskonzept und jetzt steht das Stadtentwicklungskonzept an. Baunatal 2030 können wir es nicht mehr nennen, vielleicht Baunatal 2050 oder wenigstens Baunatal 2040. Auch das will im kommenden Jahr angepackt werden. In diese Gespräche und Planungen werden selbstverständlich die Bürger einbezogen.
nh24: Sie sind im Landtag unter anderem dadurch aufgefallen, dass sie das Hessische Petitionsrecht entscheidend verbessert haben. Fühlen Sie sich ein wenig als Fachfrau für Bürgerwille und Bürgerwünsche? Kann man das mit ins Rathaus hineinnehmen?
Manuela Strube: Das wird super gehen! Die Bürgersprechstunden sind schon terminiert und werden nachgefragt. Aufklärung und Kommunikation – auch mit den Vereinen – ist einfach alles! Über manches wird man auch öfter informieren müssen.
nh24: Es interessiert auch nicht immer jeden alles…
Manuela Strube: Es interessiert vor allem immer diejenigen, die betroffen sind. Das ist ja auch verständlich. Gelegentlich hilft es auch, Zuständigkeiten zu erklären, denn auch die Stadt Baunatal ist nicht für alle Straßen in ihrem Stadtgebiet die zuständige Behörde. Bei Kreisstraßen und Landesstraßen können wir nur anregen und vermitteln. Das Ziel ist trotzdem, möglichst alle „mitzunehmen“. Deswegen werden wir den neuen Verkehrsentwicklungsplan unter Bürgerbeteiligung erstellen.
Schneller reagieren und ehrlich planen
nh24: Baunatal hat im Parlament und außerhalb eine ganz eigene Streitkultur entwickelt. Mücken werden sehr häufig zu Elefanten erklärt und selbst kleine Themen werden schnell ganz groß? Gibt es einen Trick, das im Vorfeld bereits einzufangen?
Manuela Strube: Ich gehe stark davon aus, dass wir im Rathaus von den meisten Dingen bereits Kenntnis haben, bevor andere daraus einen Aufreger produzieren können. Die Bürgerinnen und Bürger melden sich durchaus noch im Rathaus. Wenn wir das in der Verwaltung ernst nehmen und nicht nur eine Rückmeldung geben, sondern auch über Lösungen sprechen, dann sollten solche Dinge auch ihre Chance verlieren, zu großen Themen werden zu können.
nh24: Ein Beispiel waren auch die Basketballkörbe?
Manuela Strube: Ich glaube, dabei wäre es egal gewesen, wie die Entscheidung ausgefallen wäre. Wenn Aufregung beschlossen wird, dann findet sie auch statt! Das kann man mit Kommunikation aber vorher abfangen. Übrigens auch innerhalb der Parteien. Das praktizieren wir gerade, in dem wir uns auch außerhalb des Parlaments Zeit füreinander nehmen.
nh24: Wo sehen sie aktuell den größten Handlungsbedarf?
Manuela Strube: Neben den Kindertagesstätten selbst verständlich bei den Finanzen. Der Plan ist, den Haushaltsplan 2023 nach der Sommerpause einzubringen und zu kommunizieren. Wir können dabei übrigens keine Zahlen vertuschen, die man sowieso nachlesen kann. Dafür wünsche ich mir im Vorfeld gute und konstruktive Gespräche mit allen Fraktionen, über die Haushaltskonsolidierung hinaus. Es wäre jedenfalls zu kräftezehrend, wenn Diskussionen, wie in der Vergangenheit, die Handlungsfähigkeit einschränken.
nh24: Das klingt nach einem guten Plan…
Manuela Strube: Es gibt deshalb auch gar keinen Plan B. Ich bin zuversichtlich, dass das klappt!
nh24: Dann wünschen wir viel Erfolg und danken für das Gespräch! (rs)
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