FRANKENBERG. Die Stadt Frankenberg (Eder) reicht in Wiesbaden eine Projektskizze für ein zukunftsweisendes Unterfangen ein. Über das Landesförderprogramm „Starke Heimat Hessen“ will Frankenberg die ersten Schritte in Richtung einer smarten, vernetzten und nachhaltigen Stadt gehen.
Das Projekt hat eine geplante Laufzeit von zwei Jahren und ein Volumen von knapp 2,5 Mio. Euro. Bis zu 90 % der förderfähigen Kosten werden als Zuschuss erwartet. Im Zentrum der Skizze steht eine städtische Datenplattform, die in der Lage ist, unterschiedliche Daten zu sammeln und weiterzuverarbeiten. Losgehen soll es nach Willen der Stadt bereits im April 2022. Zuvor muss sich das Projekt allerdings noch im Rahmen eines Wettbewerbs behaupten.
Mit mehreren beispielhaften Projekten geht Frankenberg ins Rennen. Oberthemen dabei sind die Steigerung der Effizienz sowohl in Bezug auf Energieverbrauch wie auch den Personaleinsatz, erhöhte Sicherheit und Sauberkeit in der Stadt, Verbesserungen im Verkehrsmanagement und mehr Lebensqualität. „Der Weg zu einer smarten Stadt ist weit. Mit den vorgedachten Maßnahmen erwarten wir allerdings schon direkte positive Effekte und testen weitere Anwendungen auf ihren Nutzen für die Stadt in Zukunft“, gibt Frankenbergs Bürgermeister Rüdiger Heß die Richtung vor. „Die Digitalisierung gibt uns die Werkzeuge an die Hand, mit unseren Ressourcen noch sinnvoller umzugehen. Es geht um schnellere und bessere Informationen.“ Frankenberg demonstriere mit der Projektskizze, dass Kommunen mit maßvoll eingesetzter, innovativer Technologie nachhaltiger, lebenswerter und sicherer werden können.
Die geplanten Anwendungen decken ein breites Feld ab und berühren das Leben der Menschen vor Ort ganz konkret. So sollen im Projektzeitraum alle städtischen Gebäude mit entsprechender Sensorik ausgestattet werden, dass mithilfe von Monitoring ein smartes Gebäudemanagement möglich wird. Das betrifft beispielsweise die Heizungssteuerung und die IT-Infrastruktur. Mit den erfassten Daten kann dann ein überdurchschnittlicher Energieverbrauch identifiziert werden und entsprechende Nachhaltigkeitsmaßnahmen ergriffen werden. Auch Zählerstände müssen nicht mehr manuell abgelesen werden.
Die Sicherheit in der Stadt hat mit gleich zwei Projektansätzen einen hohen Stellenwert. Zum einen soll mit dem Aufbau eines Pegelstand-Monitoring-Systems der Umgang mit Hochwasser und Starkregenereignissen in der Stadt verbessert werden – als Ergänzung zum vorbeugenden Hochwasserschutz. Aktuell werden Hochwasserereignisse durch den Referenzpegel Auhammer prognostiziert, weitere Ströme wie Eder, Nuhne und Nemphe mit ihrer Pegelstandsentwicklung aber nicht mit einbezogen. Frühzeitige Warnungen sind so nicht möglich. Das soll sich mit einem entsprechenden Monitoring ändern, das mittelfristig auch Niederschlagsdaten und weitere Faktoren integrieren soll. Die Stadt erhofft sich dadurch frühzeitige Informationen und Warnmeldungen über das System, um im Ernstfall auch Evakuierungen rechtzeitig in die Wege leiten zu können.
Eine bessere Sicherheitslage und die Steigerung des Sicherheitsgefühls hat zum anderen die datenschutzkonforme und geräuschbasierte Überwachung von einzelnen Brennpunkten im Blick. Das System bietet geräuschbasierte Überwachung und reagiert auf bestimmte Laute und Geräuschmuster, die wiederum eine automatische Benachrichtigung an die Ordnungskräfte auslösen können. Damit kann die Reaktionszeit verkürzt und das Sicherheitsgefühl für die Bevölkerung erhöht, außerdem Vandalismus eingegrenzt werden.
Zunächst nur Modellcharakter haben die Projekte der smarten Mülleimer und der smarten Beleuchtung. Im Außenbereich entlang des Premium-Stadtwanderwegs Frankenberger Blickwinkel werden sogenannte Smart Bins aufgestellt, Mülleimer, die ihren Füllstand an die zentrale Datenerfassung übermitteln. Das verhindert zum einen überquellende Mülleimer in der Natur und reduziert überflüssige Leerungsfahrten an abgelegene Standorte.
Entlang der Fußgänger- und Radwegeverbindung durch die Ederauen, von der Goßbergstraße bis zur Walkemühle, soll als Modellprojekt die smarte Außenbeleuchtung getestet werden. Ein „mitlaufendes Licht“, gesteuert von Sensoren wird nachts nur dort heller, wo Menschen in der Nähe sind. Wenn niemand dort unterwegs ist, wird die Lichtstärke gedimmt. Das reduziert den Stromverbrauch, die Lichtverschmutzung und ist gleichzeitig insekten- bzw. tierfreundlich – ohne Abstriche bei Sicherheit und Komfort.
Zwei weitere Ansätze zielen auf den Verkehrsbereich: Speziell an den zentralen Bus-Knotenpunkten am Bahnhof und in der Uferstraße sind digitale Anzeigen vorgesehen. Die Anzeige von Busabfahrtszeiten soll dort in Echtzeit direkt an der Haltestelle realisiert werden und echten Mehrwert für die Fahrgäste bieten. Auch für den motorisierten Individualverkehr ist eine Verbesserung vorgesehen. Als Pilotprojekt für bestimmte Parkflächen in der Stadt ist ein digitales Park-Leitsystem geplant. Die Anzeige kann über entsprechende dynamische Systeme an wichtigen Punkten in der Stadt, über eine App oder Webseite erfolgen und soll den Parksuchverkehr in der Stadt reduzieren. Über die Anzeigetafeln könnten darüber hinaus auch Veranstaltungs- und Warnhinweise für die Bevölkerung ausgespielt werden.
„Die Projekte für Frankenberg sollen Modellcharakter haben und bei Erfolg auch auf andere Kommunen übertragbar sein“, erklärt Bürgermeister Heß. Das erkläre auch die hohe Förderquote von 90 % der förderfähigen Kosten. Auch Personalkosten seien innerhalb des Projektansatzes förderfähig. (pm)
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1 Kommentar
In Schwalmstadt könnte so etwas auch gemacht werden
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