HOMBERG/EFZE. Wer wenig verdient, könnte schon bald erheblich mehr im Portemonnaie haben: Die Ampel-Koalition in Berlin plant einen deutlich höheren gesetzlichen Mindestlohn von 12 Euro pro Stunde – 2,40 Euro mehr als bislang. Allein im Schwalm-Eder-Kreis würden davon 16.860 Menschen profitieren – das sind 20 Prozent aller Beschäftigten im Landkreis.
Darauf weist die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) hin und beruft sich auf eine Analyse des Pestel-Instituts aus Hannover. Danach arbeiten im Schwalm-Eder-Kreis derzeit 3.740 Beschäftigte zum Mindestlohn von aktuell lediglich 9,60 Euro pro Stunde. Weitere 13.120 Menschen liegen zwar darüber, verdienen aber trotzdem weniger als 12 Euro.
„Die versprochene Anhebung des Mindestlohns auf 12 Euro ist ein Meilenstein. Damit werden in der Region die Einkommen vieler Beschäftigter deutlich steigen – insbesondere in Hotels, Gaststätten, Bäckereien oder Fleischereien. Sie arbeiten häufig zu Löhnen, die zum Leben nicht reichen – auch weil Unternehmen ausgehandelte Tarifverträge unterlaufen“, sagt Andreas Kampmann, Geschäftsführer der NGG-Region Nord-Mittelhessen.
Die Gewerkschaft NGG fordert die neue Bundesregierung nun auf, die Erhöhung des Mindestlohns rasch auf den Weg zu bringen. „Ziel von SPD, Grünen und FDP muss es sein, den 12-Euro-Stundenlohn in den ersten ‚100 Ampel-Tagen‘ hinzubekommen. Vom Kellner bis zur Bäckereifachverkäuferin – wer jeden Cent zweimal umdrehen muss, um seine Miete bezahlen zu können, für den zählt jeder Monat“, betont Kampmann. Die NGG hatte sich schon seit Jahren für einen gesetzlichen Mindestlohn von 12 Euro starkgemacht.
Die Erhöhung des Mindestlohns käme nicht nur Geringverdienern zugute, sondern auch der regionalen Wirtschaft: Nach Angaben des Pestel-Instituts würde die Kaufkraft im Schwalm-Eder-Kreis um rund 25 Millionen Euro pro Jahr steigen und den Unternehmen höhere Umsätze bescheren. „Wer ohnehin ein eher geringes Einkommen hat, kann meist nichts davon auf die hohe Kante legen. Damit fließt fast jeder Euro, den Mindestlohn-Beschäftigte am Monatsende extra haben, in den Konsum. Ein Großteil davon wird vor Ort ausgegeben. Beim Restaurant- oder Kinobesuch – oder, um etwas Neues für den Haushalt anzuschaffen“, so Kampmann.
Eine kräftige Anhebung der Lohnuntergrenze sei auch mit Blick auf die aktuell hohe Inflationsrate wichtig. „Wenn der Mindestlohn schnell auf 12 Euro klettert, dann hätten Beschäftigte trotz der Preissteigerung de facto deutlich mehr in der Tasche“, erläutert der Gewerkschafter.
Der Chef der NGG-Region Nord-Mittelhessen appelliert an die heimischen Bundestagsabgeordneten, der geplanten Mindestlohn-Erhöhung in Berlin zuzustimmen: „Dass nach einem jahrelangen Ausufern des Niedriglohnsektors Menschen wieder besser von ihrer Arbeit leben können, sollte keine Frage des Parteibuchs sein. Es ist in einem reichen Land wie Deutschland überfällig.“ (pm)
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4 Kommentare
Jobs mit Mindestlohn sollte es nicht geben. Die Wirtschaft hat nur verdient daran. Der Staat muss die Lücken füllen, das kostet unser aller Steuern und fehlt anderweitig.
Da werden bals einige Gaststätten zu machen, die kommen schon jetzt kaum über die Runden mit den super Corona Maßnahmen !!
Tote Hose ist in vielen Gaststätten !!
Die Frage ist doch auch was bleibt von den 12 E übrig. Wer kassiert denn da automatisch wieder mit ? Vielleicht hilft da die geplante
Familienbesteuerung ? Aber ist die wirklich so vorteilhaft ? Wenn ich davon ausgehe, das beide Partner arbeiten, gehört das Geld da nicht sowieso in eine Kasse ? Oberflächlich betrachtet ergäbe sich gemeinsam doch wieder das Gleiche ? Wirken sich die vielleicht üblicherweise zwei Kinder da positiv aus ? Oder kommt der Effekt erst bei z.Bsp. 5 Kindern und mehr. ? Sicher ist doch wie immer, daß die die es verdienen nicht bzw. wenig profitieren. ?
Das ist immer noch zu wenig.In diesem superreichen Land muss der Mindestlohn bei 15 Euro liegen.
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