BORKEN. Nach Neuental und Schwalmstadt fand kürzlich der dritte Termin der Veranstaltungsreihe „Hereinspaziert“ in der Borkener Innenstadt statt. Etwa 20 Teilnehmerinnen und Teilnehmer konnten sich anhand zweier privater Bauvorhaben davon überzeugen, wie man in historischen Gebäuden modernen Wohnraum schaffen kann. Auch die Kommune zeigte in der Bahnhofstraße ein aktuelles eigenes Projekt zur Wiederbelebung der Innenstadt.
Los ging es am „Hof Stiefel“. Kenan Akkoyun hat den ehemaligen landwirtschaftlichen Hof vor wenigen Jahren erworben und ist seitdem dabei Haupt- und Nebengebäude zu sanieren und Mietwohnungen für verschiedene Nachfragegruppen zu schaffen. Im Haupthaus sind mittlerweile bereits Mieterinnen und Mieter eingezogen. Hier entstanden fünf moderne Wohnungen, zwei barrierefreie Wohnungen im Erdgeschoss und drei weitere kleine Appartements im ersten und zweiten Obergeschoss. Die Nachfrage nach Mietwohnraum, insbesondere nach kleinen Wohneinheiten für Alleinstehende oder Paare ist in Borken groß. Nach Fertigstellung waren die Wohnungen, die mit ihrem Mix aus historischem Charme eines Altbaus um 1900 und modernem Ausbau punkten, schnell vermietet. Das hofft Kenan Akkoyun auch für die Wohnungen, die er aktuell in den Nebengebäuden des Hofes herstellt. Neben den Wohnungen selbst, die man in dieser Qualität nur schwer in Borken findet, ist auch die Lage ein absoluter Pluspunkt. Bürgermeister Marcel Pritsch meint: „Das Haus liegt mitten in der Borkener Innenstadt. Gleich um die Ecke sind Lebensmittelgeschäft, Bäcker oder Café. Wir sind stolz auf den Beitrag von Privatpersonen wie Kenan Akkoyun, die mit ihrem Engagement und Mut dabei helfen, die Innenstadt lebendig zu halten.“ Auch Akkoyun ist überzeugt: Die Unterstützung der Kommune war für sein Projekt Gold wert.
Weiter entlang der Bahnhofstraße ging es zum Vorhaben der Familie Lehmann/Vogel. Hier konnten die Teilnehmenden anhand der Erzählungen von Sonja Lehmann und vielen Fotos und Zeichnungen nachverfolgen, wie aus einer ehemaligen Scheune das Wohnhaus der Familie wurde. Dabei ist das Vorhaben ein Lebensprojekt für die Bauherrin und den Bauherren. Nach einer ersten grundlegenden Sanierung in den 1990er-Jahren, bei der der Umbau vom Neben- zum Wohngebäude erfolgte und das Fachwerk freigelegt wurde, entstand erst in den 2010er-Jahren die Optik, die man heute sehen kann. Das Sichtfachwerk wies aufgrund des Witterungseinflusses starke Schäden auf, sodass man sich für eine Verschindelung in Kombination mit einer energetischen Sanierung entschied. Mit diesen Maßnahmen wurde die Gebäudesubstanz geschützt und das Denkmal auch für die nächsten Jahrzehnte bewahrt und zeitgemäß nutzbar gemacht.
Mit der Bahnhofstraße 104/106 fand der Rundgang einen Abschluss an einem aktuellen Vorhaben in der Borkener Innenstadt. Die Stadt Borken will hier selbst aktiv werden, die zwei leer stehenden und stark beschädigten Gebäude zunächst in ihr Eigentum bringen, dann rückbauen und die Fläche für einen privaten Investor aufbereiten. Bürgermeister Pritsch weiß: „Im aktuellen Zustand wird es keine Zukunft für die Gebäude geben und auch kein privater Bauherr möchte sich einer solchen Herausforderung annehmen. Hier wollten wir als Kommune die ersten Schritte gehen, um das Projekt in der Innenstadt zu starten. Wir kümmern uns um den Ankauf der Gebäude – eines davon herrenlos, übernehmen den Rückbau in Abstimmung mit Bauaufsicht und Denkmalschutz und entwickeln architektonische Konzepte für eine zukünftige neue Bebauung, die wir Investorinnen und Investoren an die Hand geben können.“ Mit dem Termin in Borken geht die Veranstaltungsreihe „Hereinspaziert“ in die Winterpause. Auch im nächsten Jahr soll es weitere spannende Einblicke in private und öffentliche Bauvorhaben im Rahmen des Projektes Interkommunales Siedlungsmanagement in der Schwalm-Aue geben. Auf der Internetseite www.siedlungsmanagement-schwalm-aue.de gibt es mehr Informationen zum Thema Bauen und Wohnen im Ortskern, alle Hinweise zu Veranstaltungen und Erstbauberatungen und eine Übersicht der bereits besuchten „Guten Beispiele“ zum Nachlesen. (Fanziska Gimbel/nh)
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