Frauenbüro Baunatal sucht Mentor:innen und Mentees für Projekt
BAUNATAL. Haben Mitarbeiterinnen in einer öffentlichen Verwaltung die gleichen Aufstiegschancen wie Mitarbeiter? Stehen Frauen Führungspositionen gleichermaßen zu wie Männern und ist der Weg dorthin für beide der gleiche? Stefanie Teuteberg, Frauenbeauftragte der Stadt Baunatal beschäftigt sich beruflich seit zwei Jahren mit dieser Frage und bringt ein Mentoring-Projekt auf den Weg.
Die Themen, so sagt sie sind immer wieder die gleichen. Frauen, so hat Frau Teuteberg gestern bei einem Pressegespräch in der Stadthalle berichtet, sind unter den Beschäftigten in den Kommunalverwaltungen im Landkreis Kassel mit rund 75 Prozent durchaus deutlich in der Mehrheit. Das spiegelt sich im Bereich der Führungspositionen dann aber nicht wider. Auf den Chefsesseln geben mit rund 60 Prozent zumeist Männer den Ton an. Vom Fach- und Führungskräftemangel sind öffentliche Verwaltungen schon jetzt betroffen. Erster Stadtrat Daniel Jung nannte mit 135.000 Mitarbeiter:innen, die bundesweit in den Kommunalverwaltungen fehlen, eine gewaltige Zahl, die sich durch den demographischen Wandel in den nächsten Jahren noch verschärfen wird. Es gelte Schätze zu bergen und einer davon sind junge, weibliche Nachwuchs Führungskräfte aus allen Ebenen der Verwaltung.
Frauenanteil steht im Widerspruch zu ihrem Führungskräfteanteil
Sichtbare und unsichtbare Hürden sieht Frau Teuteberg auch in den familiären Situationen und den Rollenerwartungen. Wann immer Frauen führen wollen, müssen Sie mehr wissen und mehr Kompetenzen mitbringen. Erschwerend kommt hinzu, dass viele Frauen in Teilzeit arbeiten. Der „Zweitjob“ zu Hause beansprucht zusätzlich und am Ende bleibt oft das Gefühl, beidem nicht gerecht zu werden. Schließlich gehen Frauen meistens viel zu selbstkritisch mit sich um. Männer sind meistens nicht nur mutiger, sondern trauen sich mehr zu.
Damit sich die weiblichen Beschäftigten fokussierter und selbstbewusster auf den Weg machen können, hat das Frauenbüro der Stadt Baunatal das Projekt „Cross-Mentoring für Frauen in Verwaltung“ initiiert. Auch Baunatal verzeichnet im Rathaus einen hohen Frauenanteil, der sich in den Führungsebenen allerdings ausdünnt. Um ein solches Projekt, bei dem es darum geht, dass mehrere Mentor:innen jeweils eine Mentee auf ihrem Weg begleiten und Impulse geben, zu realisieren, hat sie die Stadt und den Landkreis Kassel sowie weitere Verwaltungen, wie die des kommunalen Landeswohlfahrtsverbandes für eine Zusammenarbeit begeistern können. Auch das Regierungspräsidium Kassel ist mit dabei und alle gehen davon aus, dass auch viele andere Rathäuser mitmachen. RP und Kreis bilden zusammen mit der Kommune eine Lenkungsgruppe. Dazu gehören Vera Zeich (RP) und Angela Richter (Stadt Kassel).
Vernetzung ist das Zauberwort
Cross-Mentoring meint, dass möglichst Mentor oder Mentorinnen und Mentee nicht aus der gleichen Verwaltung kommen. Aus Abhängigkeiten heraus könnten Schwierigkeiten und aus Konkurrenzen auch Differenzen entstehen, die letztlich dem Ziel im Wege stehen.
Jetzt heißt es, genügend Mentorinnen und Mentoren zu finden und am Ende natürlich auch ausreichend Frauen, also Mentees, die den Mut haben, sich auf den Weg nach oben zu begeben. Das Mentoring ist jeweils über ein Jahr geplant. Aber auch fortgesetzte Reflexionen sind möglich. Mentees können selbst verständlich nur Frauen sein, Mentoren hingegen auch Männer. Nicht in allen Verwaltungen wird man Mentoren finden, ein zusätzlicher Aspekt für die Vernetzung. In jedem Fall bilden sich Tandems. Der Verbundgedanke macht Projekt möglich und sinnvoll. Die Vernetzung geht über die eigenen Zuständigkeiten hinaus.
Alle werden profitieren
Am Ende, so hoffen alle, lässt sich Potenzial aus den eigenen Reihen aktivieren. Auch die Mentor:innen, da ist sich Frau Teuteberg sicher, profitieren durch die Rückspiegelung. Alle Verwaltungen im Kreis, aber auch Kliniken wurden angeschrieben. Wer mitmacht, wird am 1. Dezember 2021 bei der Unterzeichnung der Vereinbarung feststehen. Wenn das Projekt erfolgreich verläuft, sollte es sich möglichst dauerhaft implementieren lassen. Bei Interesse freut sich Frau Teuteberg über Meldungen im Frauenbüro, beispielsweise per E-Mail über frauenbuero@stadt-baunatal.de. (rs)