Eine Podiumsdiskussion an der Christophorusschule Oberurff
OBERURFF. Am 5. November 2021 fand an der Christophorusschule Oberurff die Gesprächsveranstalung „Jüdisches Leben in Deutschland – gestern und heute“ anlässlich des Gedenkjahres „1700 Jahre Jüdisches Leben in Deutschland“ statt.
Im Jahr 321 hatte der römische Kaiser Konstantin mit einem Edikt Juden den Zugang zum Rat der Stadt Köln erlaubt. Dieses Ereignis feiern Juden und Nichtjuden, der Bund, die Länder und viele Städte in diesem Jahr.
Die Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 13 kamen mit Tamara Ikahev, Studentin und Präsidentin des Verbandes Jüdischer Studierender Hessen, dem Rabbiner der Jüdischen Gemeinde Kassel, Shaul Nekrich, und dessen Mitarbeiter Boris Mirovski über Judentum, Antisemitismus und ein neu gestaltetes Miteinander ins Gespräch. Die Moderation übernahm dabei Meinhard Schmidt-Degenhard, der unter anderem Fernsehredaktionen beim HR und in der ARD geleitet und bis 2016 Sendungen wie „horizonte“ moderiert hatte. Veranstaltet wurde das Gespräch durch die Friedrich-Naumann-Stiftung und die Gesellschaft für Sicherheitspolitik e. V. Sektion Fritzlar Schwalm-Eder.
Zunächst erhielten die Schülerinnen und Schüler einen Einblick in die Geschichte und Tradition des Judentums und des Antisemitismus sowie das Leben von Jüdinnen und Juden in Deutschland: Thora, Schabbat, Bar Mizwa. Der Rabbiner Nekrich berichtete in diesem Zusammenhang, dass er seine Kippa nicht immer trage, da er nicht zu viel Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit erregen wolle, es komme doch häufiger zu Anfeindungen.
Das Leben nach dem Holocaust habe sich in Deutschland neu entwickelt. Neben der Bereicherung der Gesellschaft durch das jüdische Leben sowie dessen Traditionen hätten sich zunehmend neue Formen des Antisemitismus entwickelt. Diese Situation werde durch Hass und Hetze im Netz verstärkt. Tamara Ikhaev berichtete, sie sei davon schon einmal selbst über social media betroffen gewesen.
Im zweiten Teil der Veranstaltungen hatten die Oberstufenschülerinnen und -schüler die Gelegenheit, Fragen an die Gäste zu stellen. Einen Schwerpunkt bildete das Interesse für den Antisemitismus innerhalb verschiedener Altersgruppen. „Die jüngere Generation hat eher Vorurteile und die Älteren halten sich zurück, da sie näher dran sind, unsere Generation hat nicht mehr so den Bezug dazu“, so die 21-jährige Tamara Ikhaev. Wenn ein älteres Familienmitglied eine diskriminierende Bemerkung mache, die von Antisemitismus oder Intoleranz zeuge, sollten Jugendliche nicht schweigen, sondern „selbst im Familienkreis reagieren und zurückfragen, um auf diese Peinlichkeit aufmerksam zu machen“, riet Meinhard Schmidt-Degenhard.
Auf die Frage eines Schülers, welche Kraft sie als Mitglied einer jüdischen Gemeinde ziehe, antwortete Tamara Ikahev: „Ich habe überall meinen Anschluss und bin mit Jüdinnen und Juden auf der ganzen Welt verbunden. Auch Veranstaltungen wie heute zeigen, dass es Interesse, Hoffnung und Dialog von Mensch zu Mensch gibt.“ (Lisa Marie Meckbach/pm)
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