HERINGEN. Die hessischen Landkreise Hersfeld-Rotenburg und Fulda sowie der thüringische Wartburgkreis sind gemeinsam mit dem Regierungspräsidium Kassel und dem Regionalmanagement Nordhessen und der Regionalen Planungsgemeinschaft Südwestthüringen sowie den Kommunen und weiteren Akteuren der Kaliregion auf dem Weg, die Kaliregion zukunftsfähig zu gestalten.
Die Region ist vom endlichen Kalibergbau wirtschaftlich geprägt und steht in absehbarer Zeit vor einem existenziellen Strukturwandel. Diesem wollen die drei Landkreise mit dem Projekt „Zukunft Kaliregion 2.0“ begegnen. Am Freitag wurde der Startschuss des Vorhabens im hessischen Kalimuseum in Heringen gesetzt.
„Wir haben frühzeitig damit begonnen, einer langfristigen Negativ-Entwicklung vorzugreifen und arbeiten schon jetzt an Zukunftsperspektiven für das Kalirevier. Langfristig muss die Region hin zu einem Lebens- und Wirtschaftsstandort mit vielfältigen Entwicklungsperspektiven transformiert werden“, erklären die drei Landräte Torsten Warnecke (Hersfeld-Rotenburg), Bernd Woide (Fulda) und Reinhard Krebs (Wartburgkreis) den Zweck des Vorhabens bei der Auftaktveranstaltung, bei der auch der Vizepräsident des Regierungspräsidiums Kassel Dr. Alexander Friedrich Wachter, der Geschäftsführer des Regionalmanagements Nordhessen Kai Georg Bachmann, die K+S Werksleiter Martin Ebeling und Roland Keidel sowie die 15 Bürgermeister der Kaliregion anwesend waren. Für die Zukunft der Kaliregion werden gemeinsam eine regionale Entwicklungsstrategie erarbeitet und vier Leuchtturmprojekte umgesetzt.
Eine tragende Rolle dabei spielt die Förderung in Höhe von 615.000 Euro aus dem Bundesprogramm „Aktive Regionalentwicklung“, bei dem nur 18 Modellprojekte in ganz Deutschland gefördert werden. Die Bundesregierung unterstützt damit die Suche nach strategischen regionalen Entwicklungsstrategien für Regionen, die in den nächsten Jahrzehnten vor einem tief einschneidenden Strukturwandel stehen. Im besten Fall entstehen daraus modellhafte Ansätze, von denen auch andere Regionen lernen können. Hier setzt auch das Projekt „Zukunft Kaliregion 2.0“ an.
Die beiden K+S Werksleiter Martin Ebeling (Werk Werra) und Roland Keidel (Werk Neuhof) begrüßen das Vorhaben der Landkreise: „Der Kalibergbau hat die Region mehr als ein Jahrhundert lang wirtschaftlich geprägt und wird die Einkommen vieler Menschen noch möglichst lange sichern. Die Transformation zur digitalen Gesellschaft ist in unseren Werken in vollem Gange: Wir modernisieren die Art, wie wir lernen, arbeiten, kommunizieren und unsere Zeit gestalten, und leisten damit einen wichtigen Beitrag für die Zukunftsfähigkeit der Region. Daneben ist es aber wichtig, schon jetzt parallel zum sehr bedeutsamen Kalibergbau wirtschaftliche Wachstumsfelder zu stärken und damit eine breitere Grundlage für die Zukunft der Region zu schaffen.“
Auch wenn mit dem strategischen Entwicklungskonzept erst Ziele und Maßnahmen für die zukünftige gemeinsame Gestaltung der Region erarbeitet werden, soll schon jetzt mit der Umsetzung von vier geförderten, sogenannten Leuchtturmprojekten begonnen werden:
Interkommunaler Gewerbepark Hessen-Thüringen geplant
Hersfeld-Rotenburgs Landrat Warnecke sagt: „Unser Ziel ist, dass vor allem auch kleine und mittelständische Unternehmen unterstützt werden. Wir müssen die Region wirtschaftlich noch breiter aufstellen.“ Deshalb solle auch ein Gewerbepark Hessen-Thüringen entstehen, um für die Zukunft gewappnet zu sein. Warnecke erklärt: „Das Leuchtturmprojekt ‚Gewerbepark Hessen-Thüringen‘ wird sich nicht nur mit einer regional abgestimmten und nachhaltigen interkommunalen Gewerbeflächenentwicklung beschäftigen, sondern es soll auch eine Vermarktungsstrategie entwickelt werden.“ Nur so könne dem Strukturwandel aktiv begegnet werden und Arbeitsplätze in der Region erhalten bleiben.
Digitalen Arbeitswelten schaffen
„Wir müssen uns neu orientieren in einer zunehmend digitalen Arbeitswelt“, so Fuldas Landrat Bernd Woide: „Mobiles Arbeiten wird nicht nur die Work-Life-Balance unserer Region erhöhen und Fachkräfte binden, neue Arbeitsformen sind die ökonomische Antwort auf die Fragen einer nachhaltigen Arbeitswelt der Zukunft, in Städten und Ballungsgebieten und mehr noch im ländlichen Raum.“
Stärkung von Innovation, Forschung und Mobilisierung des Gründermilieus
Im Kalibergbau sind eine Reihe von Herausforderungen zu bewältigen, die vielfältige technologische, wirtschaftliche, ökologische und soziale Fragen aufwerfen. Mit dem Analytik- und Forschungszentrum (AFZ) in Unterbreizbach hat K+S Forscher und Wissenschaftler in die Region geholt, die sich aus unternehmerischer Perspektive mit diesen Fragen beschäftigen. „Wie könnten sich daraus Impulse für eine Stärkung von Forschung und Innovationen in der Region gewinnen lassen? Wie können Forschung und Entwicklung in einer ländlichen Region wie der unseren längerfristig gestärkt werden?“ fasst Landrat Krebs die Fragestellungen des Leuchtturmprojektes „Stärkung von Innovationen, Forschung und Mobilisierung des Gründermilieus“, für das der Wartburgkreis zuständig ist, zusammen.
Erinnerungskultur und Zeitgeschichte des Kalireviers fördern
Die Kaliregion verfügt durch den Kalibergbau und die ehemalige innerdeutsche Grenze über bemerkenswerte kulturelle und geschichtliche Alleinstellungsmerkmale, die über ein großes touristisches Potenzial verfügen. Regionalmanager Kai Georg Bachmann erklärt: „Im Leuchtturmprojekt „Digitales Erleben von Erinnerungskultur und Zeitgeschichte“ werden geschichtliche und kulturelle Inhalte mit innovativen digitalen Medien kombiniert.“ Ziel sei es, historische und kulturelle Orte in der Kalibergbauregion durch den Einsatz digitaler Medien für den Besucher räumlich darzustellen, um dadurch kulturellen Einrichtungen ein attraktives Angebot mit einer innovativen Präsentation zu bieten.
Bis Ende des Jahres 2023 müssen die strategische regionale Entwicklungsstrategie fertig und die Leuchtturmprojekte umgesetzt sein. „Das ist aber nicht das Ende der Entwicklung des Kalireviers“, so die drei Landräte. „Ziel muss sein, dass nach Ablauf der Projektlaufzeit weitere Projektideen feststehen, die dann auch langfristig umgesetzt werden.“
Regierungsvizepräsident Dr. Alexander Friedrich Wachter sagt: „Die regionsübergreifende und vorausschauende Zusammenarbeit und Abstimmung ist elementar wichtig für die Weichenstellung in NordOstHessen und wird auch in der Neuaufstellung des Regionalplanes berücksichtigt. Die Vernetzung der Akteure wird durch das Projekt gestärkt und auch in Zukunft helfen, die Herausforderungen des anstehenden Strukturwandels und weiterer Zukunftsthemen gemeinsam zu bewältigen. Das Regierungspräsidium ist hier vielfach engagiert und als Mittler und Transformator von Interessen befasst.“ (pm)
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