FRANKENBERG/KASSEL/FELSBERG/FULDA. Der Kasseler Regierungspräsident Hermann-Josef Klüber bereiste innerhalb der zurückliegenden Woche das Verwaltungsgebiet seiner Behörde. An den letzten beiden Tagen seiner „Reise“ standen der Landkreis Waldeck-Frankenberg mit Willingen, Battenberg und Frankenberg sowie Kassel, Felsberg und Fulda auf dem Besuchsplan,
Betriebsrundgang beim Eisenwerk Hasenclever & Sohn GmbH in Battenberg
Mit dem bereits seit dem 18. Jahrhundert bestehenden Eisenwerk Hasenclever in Battenberg besuchte Regierungspräsident Klüber eines der ältesten Unternehmen in NordOstHessen. Seit 1773 ist Hasenclever am Ufer der Eder ansässig und wird in zwei Jahren das 250-jährige Bestehen feiern können. Dass sich Tradition und Wirtschaften auf der technologischen und unternehmerischen Höhe der Zeit nicht ausschließen, erfuhr der Regierungspräsident bei einem Rundgang durch die Werkshallen zusammen mit Geschäftsführer Carsten Kloes und Werksleiter Alexander von Waldow.
Die Firma Hasenclever mit ihren mehr als 700 Mitarbeitenden ist Marktführer in Europa auf dem Gebiet der Fertigung hoch temperaturfester Abgaskomponenten für Kraftfahrzeuge z.B. Turbinengehäuse oder Module für Abgaskrümmer. Infolge der Diskussion um die Zukunft des Verbrennungsmotors steckt das Unternehmen aktuell im Prozess, sich neue Geschäftsfelder zu erschließen. Hierfür zollte der Regierungspräsident dem Unternehmen Anerkennung: „Die Automobilindustrie mit ihren Zulieferern ist Deutschlands industrielle Kernbranche. Sie sichert einem großen Teil der Beschäftigten in Deutschland ihr Einkommen und auch die öffentliche Hand profitiert über die nicht unerheblichen Steuereinnahmen von einer florierenden Autobranche. Das absehbare Aus des Verbrennermotors zwingt den gesamten Wirtschaftszweig, sich für die Zukunft zu wappnen und neue Geschäftsmodelle zu erschließen. Ich freue mich, dass die Hasenclever & Sohn GmbH diese Themen bereits heute angeht. So sichern Sie langfristig Wohlstand und Arbeitsplätze in der Region.“
Angesprochen wurde auch, ob und ggfls durch welche anderen Energieträger – etwa durch den Einsatz von Wasserstoff – der hohe Energiebedarf beim Schmelzen der Eisen gedeckt werden kann.
Besichtigung der Thonet GmbH in Frankenberg
Ein ähnlich traditionsbewusstes Unternehmen besuchte Regierungspräsident Klüber im Anschluss mit der Thonet GmbH in Frankenberg. Der renommierte Hersteller von Sitzmöbeln mit Kunden auf der ganzen Welt besteht seit 1819 und ist seit 1889 in NordOstHessen ansässig. Geschäftsführer Norbert Ruf führte den Regierungspräsidenten zusammen mit Bürgermeister Rüdiger Heß über den heutigen Firmensitz von Thonet in Frankenberg.
Herr Klüber verschaffte sich dabei eine Übersicht über die breite Produktpalette von exklusiven Sitzmöbeln, die heute aus Bugholzmöbeln, Stahlrohrklassikern der Bauhaus-Zeit sowie aus aktuellen Entwürfen von namhaften zeitgenössischen Architekten und Designern stammt. Thonet-Möbel sind heute in den bedeutendsten Museen der Welt zu finden, etwa im Museum of Modern Art (MoMA) in New York, im Centre Pompidou oder im Musée d’Orsay in Paris. In Frankenberg unterhält Thonet zudem ein eigenes Firmenmuseum mit historischen Exponaten, so zum Beispiel dem berühmten sogenannten Wiener-Kaffeehaus-Stuhl von 1859, der den Weltruhm des Unternehmens begründete.
Regierungspräsident Klüber zeigte sich tief beeindruckt von der hohen Fertigungsqualität und dem kunstvollen Design der Sitzmöbel: „Was Sie hier in Frankenberg fertigen, ist Spitzenqualität von Weltrang. Der Name Thonet hat einen nachhaltigen Klang und einen herausragenden Ruf gleichermaßen bei Kundinnen und Kunden auf allen Kontinenten wie auch bei den Fachleuten in der Kunst- und Designwelt. Dass Thonet seit nunmehr über 130 Jahren in Frankenberg produziert, zeigt ein Bekenntnis zur Tradition – und eine bewusste Entscheidung für den attraktiven Wirtschaftsstandort NordOstHessen.“
Austausch zum Tourismus in Zeiten von Corona in Willingen
Die Tourismusbranche gehört zu denjenigen Wirtschaftszweigen, die seit dem Frühjahr 2020 von der Corona-Krise besonders stark betroffen sind. In NordOstHessen betraf und betrifft das unter anderem die touristische Hochburg Willingen. Der Wintersportort musste insbesondere um die Jahreswende 2020/2021 aufgrund des zweiten Lockdowns einen empfindlichen Besucherrückgang schultern, mit teilweise existenzbedrohenden Folgen für so manchen Tourismusbetrieb. Mittelbar hatte das auch gravierende Auswirkungen auf die kommunalen Finanzen. Für diesen Winter hoffen nicht nur Hoteliers und Gastronomen auf eine starke und hoffentlich von Corona möglichst ungetrübte Saison.
In Willingen sprach Regierungspräsident Klüber hierzu mit Bürgermeister Thomas Trachte sowie VertreterInnen aus der Tourismusbranche, von Politik und Verwaltung. In dem Austausch wurde deutlich, dass die Bevölkerung dem Winterbetrieb erwartungsvoll entgegensieht. Langsame Öffnungsschritte seit dem Frühjahr haben zu einer schrittweisen Normalisierung der Lage beigetragen. Beherbungsbetriebe und Freizeiteinrichtungen haben sich auf ein Wirtschaften unter Coronabedingungen eingerichtet, mit Hygienekonzepten, Trennscheiben, Testmöglichkeiten und vielem mehr. Vielversprechende Hotelbau-Projekte und die für 2022 geplante Fertigstellung des Lagunenbads sind positive Signale für die nähere und mittlere Zukunft.
„Willlingen lebt ganz wesentlich vom Tourismus und hat in der Pandemie erhebliche Probleme wegstecken müssen. Ich freue mich, dass ein Aufbruchsgeist den Ort erfasst hat und an vielen Stellen Zukunftspläne für die Zeit ,nach Corona‘ geschmiedet werden. Ich nehme in Willingen ein starkes Gemeinschaftsgefühl war. Politik und heimischer Wirtschaft wünsche ich eine erfolgreiche Wintersaison“, so Klüber.
Betriebsrundgang bei der BAUREKA Baustoff-Recycling GmbH in Kassel
Die BAUREKA Baustoff-Recycling GmbH wurde bereits im Jahr 1994 gegründet. Aufgrund der Tatsache, dass Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung immer wichtiger werden, informierte sich Regierungspräsident Klüber bei dem Unternehmen über Recyclingverfahren und die Möglichkeit zur weiteren Verwendung von recycelten Baustoffen und kam vor Ort ins Gespräch mit Geschäftsführer Dirk Röth.
Bei einem Betriebsrundgang bekam der Regierungspräsident einen umfassenden Überblick der Tätigkeiten des Unternehmens: Als zertifizierter Entsorgungsfachbetrieb ist BAUREKA Ansprechpartner in Kassel und der Region zu Baustoffrecycling und mineralischem Abfallmanagement. An den Standorten in Kassel, Habichtswald und Nordshausen werden jährlich rund 300.000 Tonnen Boden und Bauschutt umgeschlagen. Aus dem Eingangsmaterial produziert das Unternehmen hochwertige Recyclingbaustoffe für den Einsatz als Baumaterial. Zusätzlich werden etwa 50.000 Tonnen industrieller Abfälle pro Jahr aufbereitet. Bei der Aufbereitung in den BAUREKA-Anlagen werden unter anderem wertvolle Metalle zurückgewonnen. Die verbleibende Mineralik kann im Straßen- und Erdbau eingesetzt werden.
Regierungspräsident Klüber zeigte sich beeindruckt von den technischen Möglichkeiten und dem schonenden Ressourcenumgang: „Das Geschäftsmodell von BAUREKA schont den Abbau natürlicher Ressourcen und reduziert die Deponiemengen. Die Corona-Pandemie hat die anfallenden Abfallmengen noch einmal potenziert und zwingt uns noch einmal besonders, Wege zu überlegen, wie sich wertvolle Rohstoffe sinnvoll einsparen oder wiederverwenden lassen. Hier vor Ort zeigt sich beispielhaft, dass es sinnvolle Alternativen zum ,Wegwerfen und Neuproduzieren‘ gibt, bei denen aus Recycling Werkstoffe gewonnen werden, die Neumaterialien ebenbürtig sind.“
Austausch bei der Museumslandschaft Hessen Kassel (MHK) im Bergpark Wilhelmshöhe
Im UNESCO Welterbe Bergpark Wilhelmshöhe traf sich Regierungspräsident Klüber mit Professor Dr. Martin Eberle, Direktor der Museumslandschaft Hessen Kassel. Beide besichtigten den Fortgang der aktuellen Bau- und Instandsetzungsarbeiten: Wichtige aktuelle und vom Land Hessen finanzierte Baumaßnahmen sind etwa die Instandsetzung des Herkules-Monuments, die Instandsetzung und Wiedereinrichtung der Löwenburg sowie die Instandsetzung des Weißensteinflügels von Schloss Wilhelmshöhe mit der Neugestaltung der historischen Wohnräume.
Die Vereinbarkeit von denkmalgerechter Instandhaltung sei bei den verschiedenen Projekten ebenso wichtig wie das Zusammenspiel von Tourismus, Umwelt- und Naturschutz, erläuterte Professor Eberle auf dem Rundgang; hier gebe es zahlreiche Bezugspunkte mit dem Regierungspräsidium: „Mit dem RP verbindet uns eine vertrauensvolle und verlässliche Zusammenarbeit, beispielsweise bei der Renaturierung von Flächen. Naturschutz spielt auch bei unserer täglichen Arbeit eine gewichtige Rolle, etwa bei der sukzessiven Umstellung auf E-Mobilität für Dienstfahrzeuge oder der ganzheitlichen Nutzung des parkeigenen Holzes zum Bau von Parkbänken oder Mülleimern. Diese Themen sind außerdem Teil unserer Besuchervermittlung.“
Regierungspräsident Klüber lobte die um Nachhaltigkeit bestrebten Bemühungen Professor Eberles und seiner Mitarbeitenden: „Das UNESCO-Welterbe in Kassel ist eines der touristischen und kulturellen Aushängeschilder unseres Regierungsbezirks. Die historischen Monumente zu bewahren und immer neu mit Leben zu füllen ist eine Herkulesaufgabe für die Museumslandschaft. Mich erfüllt es mit Freude, dass Sie sich dieser Aufgabe unnachlässig annehmen. Die erfreulichen Baufortschritte allenthalben und Ihr nachhaltiges Wirtschaften sprechen für sich selbst. Für die nun anbrechende Post-Corona-Zeit wünsche ich Ihnen wieder viele Besucherinnen und Besucher, die sich von dem einmaligen Ensemble im Bergpark Wilhelmshöhe begeistern lassen.“
Besichtigung der Synagoge in Felsberg und Austausch mit der jüdisch-liberalen Gemeinde Nordhessen
Über den Sanierungsfortschritt der seit 1847 in Felsberg bestehenden Synagoge informierte sich Regierungspräsident Klüber zusammen mit Christopher Willing, dem 1. Vorsitzenden des Vereins „Rettet die Synagoge Felsberg“ und Mitglied der jüdisch-liberalen Gemeinde Emet weSchalom. Die einzige jüdische Landgemeinde in NordOstHessen mit rund 30 Mitgliedern ist seit 2016 wieder im Besitz des historischen Synagogen-Baus, der nach dem Novemberpogrom 1938 als Turnhalle, Gastraum, Feuerwehrgerätehaus und Pizzeria zweckentfremdet worden war. Nun soll sie wieder als Gotteshaus und darüber hinaus auch als Ort der kulturellen Begegnung in Felsberg genutzt werden.
Die Synagoge wird seit mehreren Monaten nach historischem Vorbild saniert, inzwischen wurde bereits das Dach fast komplett instandgesetzt. „Wir freuen uns, ein so bedeutendes Baudenkmal in Nordhessen wiederherstellen zu dürfen“, betonte Christopher Willing gegenüber dem Regierungspräsidenten. Neben Fördergeldern vom Land baut die Sanierung der Synagoge auch zu einem großen Anteil auf Spendengelder von Privatleuten und Unternehmen. Auch aus der muslimischen Community in NordOstHessen habe es Spenden gegeben, berichtete Herr Willing und verwies auf den guten interreligiösen Dialog in der Region.
Regierungspräsident Klüber lobte die großen Anstrengungen von Gemeinde und Förderverein: „Es ist außerordentlich beachtlich, was Sie mit Ihrer kleinen Gemeinde hier in Felsberg schon erreicht haben. Die Synagoge wird, wenn Sie fertig saniert ist, ein wahres Schmuckstück für Felsberg sein und sich gewiss zu einem kulturellen Anziehungspunkt für die gesamte Region entwickeln. Es ist ein Geschenk, dass jüdisches Gemeindeleben in Hessen auch außerhalb von größeren Städten mehr als 75 Jahre nach Kriegsende wieder anzutreffen ist. Das können wir gar nicht hoch genug schätzen. Ich wünsche Ihnen für den Fortgang der Sanierung alles erdenklich Gute und bin sehr gespannt, die Felsberger Synagoge wieder in voller Schönheit zu besichtigen!“
Besichtigung im Schulungszentrum der R+S Group AG in Fulda
Über gewerblich-technische Schulungen, spezielle Sprachausbildungen, zum Beispiel für die Bereiche Gebäudetechnik oder Kranken- und Altenpflege, über Kurse im Bereich Photovoltaik sowie Kooperationen mit dem Kreis-Jobcenter informierte sich Regierungspräsident Klüber im Fuldaer WBZ – Weiterbildung mit Zukunft. Das WBZ, Teil der Fuldaer R+S Group AG, bietet seit über zehn Jahren Berufstätigen und Unternehmen maßgeschneiderte Seminare, die vom Basiswissen bis hin zu speziellen Themen reichen. Auch individuelle Coachings sind Teil des Programms sowie Einführungswochen für Azubis und Studierende.
R+S-Vorstandsvorsitzender Ralph Burkhardt stellte heraus: „Wir sehen das WBZ als unsere Verantwortung für die Region und deren Menschen, um Aus- und Weiterbildung sicherzustellen. Dabei vermitteln wir nicht nur Wissen, sondern vor allem die Praxis.“ Unterstützt wird das Weiterbildungszentrum dabei von weiteren externen Experten und Dozenten, von Kooperationspartnern, Fachanwälten und Verbänden. Die R+S Group habe, so Burkhardt, in den vergangenen Jahren mehrere 100.000 Euro in die weitere Entwicklung des Bildungsunternehmens investiert, um die Digitalisierung zu forcieren und den Anforderungen der unterschiedlichen Zielgruppen gerecht zu werden. Das WBZ biete jedes Jahr rund 100 praxisorientierte Lehrgänge aus neun verschiedenen Kategorien an. 760 Personen nahmen 2020 an Weiterbildungen teil, trotz Lockdown etwas mehr als im Jahr zuvor.
Regierungspräsident Klüber lobte, „mit wie viel Engagement Sie hier in die Fach- und Führungskräfte von morgen investieren. Qualifizierte und engagierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind die Garanten für den Erfolg eines Unternehmens. Die R+S Group hat das nicht nur erkannt – sondern gleich eine Inhouse-Lösung geschaffen, um ArbeitnehmerInnen in der Region und darüber hinaus kontinuierlich zu schulen. Dafür haben Sie meinen großen Respekt. Der Fachkräftemangel setzt sich fort, natürlich auch in Corona-Zeiten. Und die Gewinnung von qualifiziertem Personal wird immer schwieriger. Einrichtungen wie das WBZ können hier die moderne Arbeitswelt, die ebenfalls von Weiterentwicklung und Agilität lebt, ideal unterstützen. Wir müssen in der Region NordOstHessen zusammen in die Zukunft blicken und die Wirtschaftsregion gemeinsam stärken. Hier hilft eine enge Vernetzung von Fulda bis Kassel – auch unter Weiterbildungsträgern. Das Regierungspräsidium steht hierzu gerne als Vermittler bereit.“ (pm)
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1 Kommentar
Wenn Hasenclever- Battenberg, Frankenberg und Willingen in NordOstHessen liegen, gehe ich mal von Erdkunde Note 6 aus.
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