LAUTERBACH. Wer die schönsten Bergmähwiesen mit den meisten Pflanzenarten im Vogelsberg hat, bewertete eine Jury aus Vertreterinnen und Vertretern der Landwirtschaft, von Naturschutzverbänden, des Vogelsbergkreises, des Naturschutzgroßprojekts Vogelsberg und des Regierungspräsidiums. Die Wiesen wurden anhand verschiedener Kriterien wie Artenvielfalt, Vegetationsausprägung und Futterwert der Pflanzen betrachtet.
„Mit bis zu 60 verschiedenen Arten wie Arnika oder Goldhafer sind Bergmähwiesen ein Hotspot der Biodiversität. Landwirtinnen und Landwirte mähen diese Wiesen in jahrhundertealter Tradition zu besonderen Zeitpunkten und lassen ihre Nutztiere dort weiden. So wird die große Pflanzenvielfalt ermöglicht. Für die Weidetiere sind die frischen Gräser und Kräuter mit den wertvollen Nährstoffen sowie das gewonnene Heu ein gesundes Gourmetfutter. Im Vogelsberg findet man nahezu die Hälfte der Bergmähwiesen in Hessen. Ich freue mich, dass ich für das tolle Engagement bei der Bewirtschaftung dieser Wiesen heute fünf Siegerinnen und Sieger der 3. Bergmähwiesen-Meisterschaft verkünden sowie den Sonderpreis „Artenreichste Wiese“ übergeben darf“, sagte Umweltstaatssekretär Oliver Conz während der Preisverleihung in Wiesbaden.
„Wirtschaftlich gesehen sind solche Wiesen für den Landwirt wenig lukrativ, weil die Wiesen ohne Düngung ertragsarm sind. Deshalb ist die Arbeit der Bewirtschafter besonders zu schätzen“, sagte Joachim Schönfeld vom Amt für Wirtschaft und ländlichen Raum des Vogelbergkreises, das die Bergmähwiesen-Meisterschaft ausrichtet.
Die Preisgelder in Höhe von 12.800 Euro stammen von „Nähe ist gut“, einer hessischen Nachhaltigkeits-Initiative von REWE, Hassia Mineralquellen und der Schwälbchen Molkerei. „Nähe ist gut‘ engagiert sich seit 2016 für die gefährdeten Bergmähwiesen im Vogelsberg und möchte das öffentliche Bewusstsein für die Schönheit und ökologische Bedeutung dieses Naturraums stärken“, sagte Jürgen Scheider, Vertreter der Nachhaltigkeits-Initiative und Vorsitzender der Geschäftsleitung der REWE Region Mitte.
Die Höhe der Preisgelder haben die Gewinner der Meisterschaft mehr als 900 hessischen Wanderern zu verdanken. „Für jede Wanderung auf dem neun Kilometer langen Bergmähwiesen-Pfad spendete „Nähe ist gut“ 14 Euro für die Bewirtschafter,“ erklärte Günter Berz-List von der Nachhaltigkeits-Initiative und Vorstand der Schwälbchen Molkerei. „Aufgrund des großen Erfolges der Aktion auf dem Bergmähwiesen-Pfad, der zwischenzeitlich als Premiumwanderweg in Deutschland ausgezeichnet wurde, werden wir auch zukünftig pro Wanderung einen bestimmten Betrag an die Bewirtschafter spenden“, sagte Andreas Dietzel, Vertreter von „Nähe ist gut“ und Geschäftsführer Vertrieb HassiaGruppe.
Porträts von Bewirtschaftern der Bergmähwiesen im Vogelsberg, ihre Geschichten und ihre Motivation finden Interessierte HIER.
Hintergrund zu den Bergmähwiesen: schützenswerter Naturraum
Die Bergmähwiesen im Vogelsberg bestechen durch ihre einzigartig große Artenvielfalt. Auf einer Fläche von 25 Quadratmetern kommen rund 60 Pflanzenarten vor. Sie bieten Lebensraum für seltene Vogel-, Schmetterlings- und Insektenarten. Dabei ist das Naturwunder erst durch die schonende und naturnahe Bewirtschaftung des Menschen entstanden und wird bis heute bewahrt. Die Landwirte mähen die Wiesen in jahrhundertealter Tradition zu besonderen Zeitpunkten ein- bis zweimal im Jahr und ermöglichen so die große Pflanzenvielfalt. Eine zu frühe Mahd oder eine zu kurze Abfolge lässt Kräuter- und Pflanzenarten verschwinden, die sich noch nicht vermehren können. Für die Weidetiere sind die frischen Gräser und Kräuter mit den wertvollen Nährstoffen sowie das gewonnene Heu ein Gourmetfutter.
Die Erstplatzierten und der Gewinner des Sonderpreises der 3. Bergmähwiesen-Meisterschaft im Vogelsberg
Region und Platzierung | Gewinner | Gemarkung | Besonderheiten an Pflanzenarten |
Grebenhain | |||
1. Platz | Christoph Hardt | Grebenhain | Orchideenvorkommen, auch aus landwirtschaftlicher Sicht gut zu bewerten |
1. Platz | Löffler GbR | Ilbeshausen | Orchideenvorkommen, Trollblume, Waldwiese im Hohen Vogelsberg |
Herbstein | |||
1. Platz | Vogelschutz- und Naturschutzverein Herbstein | Herbstein | Orchideenvorkommen, Gewöhnliches Kreuzblümchen, Heilziest, besonders strukturreiche Fläche |
Lautertal | |||
1. Platz | Herbert Philippi | Meiches | Geflecktes Johanniskraut, Acker-Witwenblume |
Schotten | |||
1. Platz | Jörg Schäfer | Breungeshain | Berg-Platterbse, Nordisches Labkraut, Trollblume, typische Bergmähwiese |
Sonderpreis „Artenreichste Fläche“ (bezogen auf die gesamte Fläche) | |||
Sonderpreis | Joachim Hoppe | Schadges/Stockhausen | Die Wiese mit der höchsten Pflanzenartenzahl auf der Gesamtfläche ist umschlossen von Wald und wird von einem schmalen Bachlauf durchzogen, der abschnittsweise von Strauchweiden gesäumt ist. Diese kleinräumige Vielfalt führt zu hohen Artenzahlen mit fast 90 Arten. |
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