Neuer Höchststand in Hessen
KASSEL/WEILBURG. Unter strenger Einhaltung der Pandemieregelungen hat die Obere Jagdbehörde beim Regierungspräsidium (RP) Kassel auch in diesem Jahr die Falknerprüfung nach dem Hessischen Jagdgesetz abgehalten. 38 Prüflinge, davon 16 Frauen, traten im Forstlichen Bildungszentrum Weilburg zur Prüfung an.
Die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber lag damit so hoch wie nie zuvor. 27 Prüflinge waren vor dem von der Oberen Jagdbehörde berufenen neuen Hessischen Falknerprüfungsausschuss erfolgreich. „Die Durchfallquote liegt damit im Landesmittel der Ergebnisse der Jägerprüfungen“, teilte Ulrich Knickrehm vom Dezernat Forsten und Jagd des RP Kassel mit.
Der Besitz eines Jagdscheines ist Voraussetzung für die Falknerprüfung. Die Falknervereine der Bundesländer und auch kommerzielle Jagdschulen richten einwöchige Lehrgänge aus, aktuell auch online. Daneben nimmt das Selbststudium einen erheblichen Platz ein: In einem der Standardlehrbücher sind 1048 Fragen verfasst. Falkner-Anwärterinnen und Anwärter lassen sich zumeist zusätzlich von befreundeten FalknerInnen in der Praxis ausbilden.
Die eigentliche Prüfung findet dann zentral im Forstlichen Bildungszentrum in Weilburg statt, in diesem Jahr Mitte September und unter strenger Einhaltung der Pandemieregelungen. Versierte FalknerInnen und VeterinärInnen nehmen die Prüfung ab. Diese umfasst einen mündlichen und einen Praxisteil, die jeweils rund 20 Minuten dauern. Der Fragenkatalog ist vielfältig und soll ausdrücklich die vorhandene Sachkunde im Umgang mit dem Tier abfragen. Themen, die vorkommen können, sind etwa Ernährung, Tierwohl, einschlägige Rechtsgebiete, Handling und Anbindehaltung des Tieres oder Umgang mit verletzten Findlingsvögeln. Der praktische Prüfungsteil beinhaltet die Haltung des Beizvogels sowie die Beizjagd (= Jagd mit Greifvögeln) mit jeweils komplexen Aufgabenstellungen zu den möglichen Arten Sperber, Wanderfalke, Habicht/Wüstenbussard und Steinadler. „Aus Tierschutzgründen hat sich die Obere Jagdbehörde in Hessen gegen eine Prüfung am lebenden Tier entschieden und stattdessen die lineare Komplexprüfung mit einer Vogelattrappe entwickelt. Diese ist in Deutschland in dieser Form einzigartig“, so Knickrehm.
Die Prüflinge erwerben mit Absolvieren der Falknerprüfung in erster Linie einen Nachweis der Sachkunde als Zusatz zum Jagdschein. Dieser berechtigt zum Erwerb und zur Haltung sowie zur Ausübung der Beizjagd mit Hilfe von heimischen geschützten Greifvogelarten wie Habicht, Sperber, Steinadler und Wanderfalke. Diese stammen in der Regel aus heimischer Zucht. Aber auch nicht heimische Arten wie nordische Gerfalken oder amerikanische Wüstenbussarde können zur Beizjagd angeschafft werden. „Dass wir in diesem Jahr trotz der Pandemielage 27 Prüflingen die notwendige Sachkunde bestätigen konnten, ist ein schönes Ergebnis für den Falknerprüfungsausschuss und die Obere Jagdbehörde. Die Hessische Falknerprüfung kann man als echte Erfolgsgeschichte bezeichnen“, so RP-Mitarbeiter Knickrehm abschließend.
Die nächste Falknerprüfung ist für September 2022 geplant.
Hintergrund
Die Obere Jagdbehörde beim RP Kassel ist für ganz Hessen zuständig. Gemäß dem Hessischen Jagdgesetz und der Hessischen Jagdverordnung ist sie mit der Ausrichtung der Falknerprüfung in Hessen betraut. Sie ist zudem zuständige Behörde im Sinne der BundesWildSchutzVerordnung und entscheidet landesweit über Ausnahmeerlaubnisse zur Zucht und Haltung von Greifvögeln, die dieser Verordnung unterliegen. (pm)
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